Die Bremer Stadtinformatikerinnen

Das Schauspiel vom Abschlussfest 2005

Beim diesjährigen Abschlussfest in Bremen gab es einen kulturellen Akt. Eigentlich sogar fünf (+ 1). Nur eine Handvoll Proben und etwas Koordination waren nötig, um wieder zu beweisen, dass Informatikerinnen sehr vielseitig sind. Regie und Schauspielerei, humanistische Bildung und Humor, all das findet frau bei den Teilnehmerinnen der informatica feminale. Und jetzt, Bühne frei für die Aktricen…

Akt I – Ausgangspunkt Süddeutschland

Nah einem kleinen Gehöft in Süddeutschland lebte eine selbständige Informatikerin, die Tag für Tag ihrer aufreibenden Arbeit von Aquise, Auftragserstellung, Bauchpinseln der Kundschaft und Programmieren nachging. Es war wieder einmal ein langer, anstrengender Arbeitstag gewesen, als sie sich sagte: "Schluss!"

Und so zog sie aus, weg von ihrer Firma. Und dachte bei sich: "Etwas Besseres als die Gewerbeaufsicht finde ich überall!"

Akt II – Im Dorf

Nachdem sie eine Weile gewandert war, kam sie in ein Dorf. Dort traf sie eine Professorin.
"Ich bin gerade im Erziehungsurlaub und vermisse meine anspruchsvolle Arbeit sehr. Mann und Kinder wollen immer nur wissen, ob die Playstation auch mit Linux zu verbinden geht und warum es in der Schule immer noch kein WLAN gibt."

Da sagte die Unternehmerin zur Professorin: "Ich bin ausgezogen, mein Glück anderswo zu finden, wo mich keine Kunden nach unmöglichen Implementierungen mit zu knappen Deadlines fragen. Und etwas Besseres als Playstation und Babyfon findest du überall!"

Akt III – In der Stadt

So gingen sie ab da zu zweit auf die Reise, bis sie in eine Stadt kamen. Dort trafen sie eine Studentin und hörten zu, wie sie ihnen ihr Leid klagte: "Ich bin jetzt im 20. Semester und habe immer noch kein Thema für meine Abschlussarbeit gefunden. Die Vorlesungen sind voll – und überall sind Männer, die sich nicht für meine Problemstellung interessieren, sondern ständig über Taktzahlen und Prozessoptimierung reden."

Da sagte die Professorin zu ihr: "Wir sind auf dem Weg, unser Glück im Norden zu finden. Schließ dich uns an, wir werden sicher bald genug sein, um unsern Lebensunterhalt mit Dingen zu verdienen, die uns Spaß machen."

Akt IV – Im Wald

So geschah es, und zu dritt gingen sie fröhlich ihres Weges. In einem tiefen, tiefen Wald kamen sie an einer kleinen technischen Universität vorbei, wo sie weinend in einer Lichtung eine Doktorandin trafen. Sie fragten sie nach dem Grund ihres Kummers und hörten die altbekannte Geschichte: "Ich will promovieren. Mein Betreuer ist nie zu erreichen. Wenn wir dann doch mal ein Gespräch haben, kommen ihm immer neue Ideen, die ich noch in meine Arbeit einarbeiten soll. Meine Kollegen interessieren sich gar nicht für mein Thema. Und außerdem glaube ich, dass ich gar nicht gut genug bin, eine Doktorarbeit zu schreiben. Buhäh!"
schluchzte sie und die drei mussten sie erst beruhigen, bevor sie ihr ihren Plan erzählen konnten.

Da sagte die Studentin: "Wir gehen nach Norden und machen da unser Glück. Komm mit, wir glauben an dich und dass du bei uns einen wertvollen Beitrag leisten wirst! Und etwas besseres als deine ausufernde Doktorarbeit findest du überall!"

So waren sie nun zu viert und richteten ihre Schritte weiter in den tiefen Wald. Gerade, als es dunkel wurde, erreichten sie eine Hütte, an der draußen ein Zettel hing:

 
   Kneipentreff ab 20 h auf den Namen "informatica feminale"
 

Es war aber erst halb sieben und sie sahen durchs Fenster, um sich den Laden mal anzusehen. Da saßen lauter lärmende Menschen: Politiker, Firmenvertreter, Informatiker, Computerhasser und so weiter.

Akt V – Ein warmer Platz und genug zu essen

Weil es aber drinnen so gemütlich und warm aussah, und es außerdem ein erstklassiges Buffet gab, beschlossen die Reisenden, hier zu bleiben. Und weil sie höfliche Reisende waren, fingen sie an, denen drinnen ein Ständchen zu bringen ["wav", der IF-Chor, singt]. Daraufhin verließen die Menschen drinnen das Lokal, auch weil sie offensichtlich ein schlechtes Gewissen hatten, dass sie Informatikerinnen noch nie unterstützt hatten.

Die vier gingen also rein und aßen das Buffet leer. Nach einem kurzen Tanz sanken ihre Köpfe auf die Theke, und sie schliefen ein.

Draußen trieben sich doch noch ein paar der geflohenen Gäste herum; einer – er war Bildungsbehördenentscheider – traute sich noch einmal herein, um zu sehen, ob die Informatikerinnen wohl wieder weg seien.

Showdown

Da stellte ihm die Studentin die Frage: "Was tust Du für ein gutes Lehrangebot?"
Die Professorin fragte: "Wo sind die Kinderhortplätze an der Uni?"
Die Selbständige bohrte nach: "Wieso werde ich nicht gefördert, wenn ich Arbeitsplätze schaffen will?"
Und die Doktorandin wollte wissen: "Wann wird es wieder Mentoringprogramme und Stipendien geben?"

Daraufhin ergriffen er und alle, die noch draußen gewartet hatten, feige die Flucht. Die Vier aber kamen nach Bremen und eröffneten eine Informatikfrauenuniversität mit reichhaltigem Rahmenprogramm, und wenn sie nicht gestorben sind, dann wollen wir da auch mitmachen!

In den Hauptrollen

  • Unternehmerin: Gabriele
  • Professorin: Brigitte
  • Studentin im 20. Semester: Katja
  • Doktorandin: Andrea
  • Bildungsbehördenentscheider: ???*
  • Regie: Katja
  • Plot: Maria

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* Wer’s weiß, kann der Zeitung schreiben: zeitung(bei)horus(fliegendreck)at
Natürlich darf das auch, wer noch ein gutes Foto oder die Plakate zu den Orten geknipst hat :-)

 Maria und Katja

von Maria und Katja