Ein Konzept vom Tod im Tierreich

Das Schweigen der Schimpansen

CoverTriggerwarnung! Manche der beschriebenen Beobachtungen können verstörend wirken (z. B. im Kapitel vom Hund). Ich musste das erst mal etwas sacken und verblassen lassen…

Ein Philosophiebuch mit Schwerpunkt auf Verhaltensbiologie.

Das philosophische Grundprinzip, die Sache aus vielen Blickwinkeln zu betrachten und sich möglicher Interpretationsfehler bewusst zu werden, durchzieht das ganze Buch. Nicht immer ganz einfach zu lesen, doch durchaus lohnenswert. Es werden Fragestellungen aufgeworfen, die den Blick erweitern können. Direkt zum Thema, aber auch indirekt. Zum Beispiel erfährt man einiges darüber, wie man bei der Forschung zu Tieren die Falle des Anthropozentrismus umgehen kann. Soweit möglich ;-)

Über verschiedene anekdotische und datenbasierte Forschungsergebnisse (bzw. -hinweise) habe ich jede Menge Neues gelernt. Z. B. wie Ameisen auf tote Artgenossen reagieren. Oder wie man experimentell herausfindet, wie sie auf vermutete Auslöser reagieren (Stichwort: chemische Prozesse).

Die Bandbreite der biologischen Beispiele ist groß, mit Fokus auf Säugetiere: Eine Schimpansin putzt die Zähne eines toten Artgenossen. Elefanten beschäftigen sich mit Elfenbein, das sie von anderen Knochen unterscheiden können. Eine Walkuh trägt ihr Kalb wochenlang durch das Meer. Krähen meiden Orte, an denen sie Krähenkadaver gefunden haben.

Oft noch glaubt der Mensch, dass nur Menschen allein in der Lage sind, sich einen Begriff vom Tod und der eigenen Sterblichkeit zu machen. Diese Perspektive ist nur eine von vielen. Der unvoreingenommene Blick auf die Vielfalt im Umgang mit dem Tod auf unserem Planeten ist im Kern das, was das Buch ausmacht. Dabei lassen sich faszinierende Reaktionen auf den Tod beobachten, die unseren zwar nicht gleichen, doch trotzdem von einem gewissen Verständnis zeugen.

Das Buch verbindet Philosophie mit aktuellen Erkenntnissen aus der Verhaltensforschung und der vergleichenden Psychologie. Susana Monsó präsentiert hier eine junge wissenschaftliche Disziplin: die vergleichende Thanatologie. Und sie zeigt eindrücklich, dass wir, wenn es um Tod und Sterben geht, vielleicht nur ein Tier unter vielen sind.

Autorin
Susana Monsó unterrichtet am Lehrstuhl für Logik, Geschichte und Wissenschaftsphilosophie an der UNED, Madrid. Ihre Forschungsarbeiten haben die soziokognitiven Fähigkeiten von Tieren und daraus resultierende ethische Implikationen zum Gegenstand. Ihre Beiträge erschienen in verschiedenen akademischen Reihen (u.a. Erkenntnis, Synthese, Mind & Language, Philosophical Quartely und British Journal for the Philosophy of Science).

Fazit:

Themen

  • Vergleichende Psychologie
  • Verhaltensbiologie
  • Vergleichende Thanatologie
  • Wissenschaftliche Erkenntnisse
  • Konzept vom Tod
  • Was ist ein Konzept?
  • Wer?
    • Ameise und andere Insekten
    • Krähe
    • Hund
    • Wal
    • Elefant
    • Affen
    • Schrödingers Opossum
    • „Das Tier, das den Toten Blumen brachte“

Susana Monsó: „Das Schweigen der Schimpansen. Wie Tiere den Tod verstehen“. Insel 2025. 28,- EUR. ISBN 978-3-458-64553-5.

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