Seitenlang interpretierende Exotinnen

SIE (= Seitenlang interpretierende Exotinnen) auf der informatica feminale


von Johanna und Herle


Ob ihr’s glaubt oder nicht, ihr seid nicht allein: Von 256 Anwesenden sind laut Teilnehmerinnen-Liste 35 Sozial- und Geisteswissenschaftlerinnen (teilweise mit Informatik als Nebenfach). Insgesamt gibt es 67 Studentinnen, die im Hauptfach fachfremd sind, und 69, die aus Datenschutzgründen (?) unerkannt bleiben wollen.


Was suchen SIE hier eigentlich? Ein Gaststudium allein unter Frauen kann es nicht sein, sind SIE doch meistens schon in ihren Heimatfächern unter sich. Jobangst? Den Projektmanagementkurs, der bei ihnen überlaufen ist? Oder suchen SIE Forschungsobjekte für ihre feministischen Studien?


Wie ifz herausfand, sind die Gründe für die Teilnahme vielfältig genug, um den teils langen Anfahrtsweg und die Angst, doch nichts zu verstehen, vergessen zu machen.


Die Nebenfachinformatikerinnen mit geistes- / sozialwissenschaftlichem Vordergrund kommen nach Bremen, weil SIE es genießen, ihre Fächerkombination nicht erklären zu müssen. Unter Geistes- / SozialwissenschaftlerInnen fühlen SIE sich oft allein mit ihrem Interesse an Technik und Computern, das über die reine Anwendung (Schreibmaschine) hinausgeht.


Wie für alle Frauen auf der if kann ihnen das Sommerstudium Ermutigung und neue Impulse geben, die SIE von einem Studienfachwechsel hin zur reinen Geistes- / Sozialwissenschaftlerin abhalten. Hier in Bremen kann SIE sich die für Frauen eh »noch nicht in die Wiege gelegten« und für Nebenfächlerinnen schwerer zugänglichen Grundlagenkenntnisse aneignen.


Die reinen Geistes- / Sozialwissenschaftlerinnen sind mutig. SIE haben entweder einen spannenden Kurs für Dummies (Film, Legospiel, Cyberfeminism) entdeckt –


oder allgemein festgestellt, dass



  1. ihre Computerkenntnisse unzureichend sind


  2. SIE später trotzdem einen Job haben wollen


    und


  3. es viele spannende Schnittstellen zwischen ihren Fächern und der Informatik gibt.



Trotz ihres Minderheitenstatus verursachten SIE Verwirrung bei den Dozentinnen (»Für welche Zielgruppe spreche ich hier eigentlich?«) und wurden für die »Banalisierung« der Kurse verantwortlich gemacht: »Als es spannend (= technischer) wurde, hörte die Dozentin auf.«
Allerdings kann die Zaungästin auch mit konstruktiv-kritischen Kommentaren aufwarten: »Wozu machen Sie das eigentlich, Frau Thalmann?«