„Polyplay“
DDR 2000. Rüdiger Kramer, Oberleutnant der Volkspolizei, versucht den Mord am 16jährigen Michael Abusch aufzuklären. Sein erster Anhaltspunkt: Der Tote war nahezu besessen von einem alten Computerspiel namens Polyplay, und in seinem Zimmer findet sich ein HighTech-Rechner, wie ihn Kramer noch nie gesehen hat. Doch am nächsten Tag ist der Rechner verschwunden, und die Stasi behindert die Ermittlungen – der Fall scheint brisanter als gedacht.
Moment – DDR 2000? Marcus Hammerschmitt versetzt seine Krimihandlung in ein fiktives Szenario der besonderen Art: Nach einer unaufhaltsamen Wirtschaftskrise Ende der 80er ist es in der BRD zu einem Militärputsch gekommen. Die DDR entdeckte neue Energiequellen und stieg zur führenden Wirtschaftsmacht Europas auf. Sie befreite den Westen von der Militärjunta und leitete die Wiedervereinigung ein.
Wer nun ostalgische Verklärungen des real existiert habenden Sozialismus erwartet, liegt jedoch völlig falsch. Die politische Situation in BRD und DDR der Vorwendezeit nimmt Hammerschmitt gleichermaßen kritisch-ironisch aufs Korn, und auch in seiner fiktiven wiedervereinigten DDR liegt noch einiges im Argen – Seitenhiebe auf die Situation im Deutschland der Nachwendezeit inbegriffen.
Auch wenn die Auflösung des Mordfalles etwas aufgesetzt wirkt, so sorgen doch viele kleine und große Anspielungen auf tatsächlich stattgefundene Ereignisse und Personen für anregende Unterhaltung. Besonders für die (informations-)technisch und politisch interessierte Leserin ein echtes Vergnügen!
Marcus Hammerschmitt: „Polyplay“, Argument Verlag 2002
Kerstin
von Kerstin