Alles rund ums Requirements Engineering – auf den Punkt gebracht

Requirements Engineering

CoverDas ist ein sehr, sehr dickes Buch, mal eben durchlesen funktioniert bei rund 750 Seiten nicht. Und schwer isses deswegen auch noch, vor allem wenn man es in der Bahn dabei haben will… Aber ich denke, es lohnt sich. Deswegen jetzt zum Inhalt, und der wiegt die gewichtsmäßigen Nachteile doppelt und dreifach wieder auf. Denn der ist sehr gut.

Requirements Engineering ist der Schlüssel zur erfolgreichen Entwicklung von Software und softwareintensiven Systemen. Das wisst Ihr wahrscheinlich schon. Das moderne Requirements Engineering gewinnt neue, innovative Anforderungen und überführt diese in Anforderungsspezifikationen. Es konsolidiert die Vorstellungen, Interessen und Wünsche der verschiedenen Stakeholder und unterstützt die kontinuierliche Anpassung der erstellten Anforderungen an neue oder geänderte Gegebenheiten. Das Buch bietet eine umfassende Einführung in die Grundlagen, Prinzipien und Techniken. Hilfreich als Nachschlagewerk für Praxis, Lehre und Forschung.

Als erstes habe ich mir das Priorisierungskapitel angesehen. Da gibt es Tabellen zur Bewertung (!) und Auswahl von Priorisierungstechniken. Damit hatte ich schnell einen guten Überblick. Dass überhaupt mehrere und dann noch praxiserprobte Priorisierungsmethoden beschrieben werden, wertet das Werk schon beträchtlich auf. Da spricht jemand, der sich nicht nur mit den – einfacheren – Formalia und der Theorie beschäftigt, sondern auch mit der – meist komplizierteren – Umsetzung in der „echten Welt“. Der Autor listet nicht nur die notwendigen Inhalte auf, sondern nennt auch Knackpunkte, z. B. gibt es einen Abschnitt zum Konfliktmanagement oder sehr konkrete Tipps zum Erreichen von Win-Win-Situationen. Vorbildlich!

Ursprünglich wollte ich ja nur mal wieder ein Nachschlagewerk für meine aktuellen Fragestellungen haben. Und dann hab ich mich festgelesen… hier noch einen Abschnitt, dort einem Querverweis gefolgt, beim Blättern hängengeblieben… Die Hilfen im Buch sind sehr, sehr praxistauglich, z. B. die Zielschablone, verschiedene Varianten von Und-Oder-Bäumen als einfache und leicht verständliche Modellierungstechnik plus deren Anwendungsempfehlung. Oder Formulierungstipps. Zu allen beschriebenen Aspekten liefert der Autor präzise und wenig abgegriffene Praxisbeispiele. Nach jedem thematischen Block sind Kommentare zu ausgewählten Literaturhinweisen zu finden. Das lob ich mir!

Ich bin beeindruckt angesichts solcher professioneller Praxiskenntnis und der nutzbringenden Umsetzung der Kenntnisse (auch) aus der Theorie für mich als Leserin. Und auch wer ein Glossar erstellen muss, kann sich das in diesem Buch als handwerklich gutes Beispiel ansehen : )

Fazit: Beeindruckend ist die Kombination von Praxis, profunder Kenntnis und Verständlichkeit der Darstellung.

Themen

  • Grundlagen und Rahmen
  • Kontinuierliches RE
  • Systemkontext inkl. Abgrenzung
  • Ziele und Szenarien
  • Anforderungsperspektiven
  • Doku: Was, wie formuliert, wie strukturiert, wie abstrahiert?
  • Modellierung: Funktions-, Verhaltens- und Datenmodelle (UML-Diagramme, endliche Automaten…)
  • Theoretische Hintergründe, z. B. Semiotik konzeptueller Modelle
  • Anforderungen erheben
  • Anforderungen abstimmen
  • Konflikte managen
  • Anforderungen validieren und verifizieren
  • Traceability
  • Anforderungen priorisieren
  • Änderungen managen
  • COSMOD-RE-Methode
  • Anforderungsbasiert testen
  • CMMI
  • Produktlinienentwicklung
  • Werkzeugwahl

Klaus Pohl: „Requirements Engineering. Grundlagen, Prinzipien, Techniken“. dpunkt 2008. 49,- EUR (D) / 50,40 EUR (A). ISBN 978-3-89864-550-8. Website zum Buch: www.re-buch.de

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