Improvisieren und Spielen, um agil zu werden

Agile Spiele – kurz & gut

CoverSpiele sind ein wichtiges Handwerkszeug für Agile Coaches, Scrum Master, Projektleiterinnen, IT-Berater und andere. Sie gehören definitiv in den Koffer einer jeden agilen Moderatorin. Das Büchlein bietet eine Auswahl von agilen Spielen, die sich in der Praxis besonders bewährt haben. Alle diese Spiele veranschaulichen agile Prinzipien und Praktiken. Die Autoren – beide seit Jahren Agile Coaches – erläutern, was bei der Moderation von agilen Spielen grundsätzlich zu beachten ist und wann welches Spiel eingesetzt werden kann.

Der Inhalt ist fundiert recherchiert, bewährt und praxiserprobt. Gefreut habe ich mich, dass ich eine von Henrik Kniberg inspirierte Methode hier gefunden habe. Er hat mich durch zwei seiner Bücher davon überzeugt, dass er wirklich weiß, was Agilität ist. (Scrum und XP: Erfahrungswerte und Standardwerk über Kanban und Scrum)

Vorgestellt werden Spiele aus den folgenden Kategorien:

  • Vermittlung von agilen Prinzipien
  • Simulation von agilen Praktiken
  • Kommunikation und social Dynamics
  • Einstieg
  • Gruppenbildung
  • Auflockerung
  • Abschluss
  • Energizer

 

Was mir gut gefällt?

Die Autoren haben gut vorausgewählt: Die vorgestellten Spiele sind klug und nach vorher definierten Kriterien ausgesucht. Für ein gutes agiles Spiel ist kurz aufgelistet, wie es charakterisiert ist: Nach Lernzielen, Schwierigkeitgrad, Verspieltheit etc. Zu den Kriterien zählt auch, ob es „sicher scheiterbar“ ist (engl: safe to fail, d. h. man kann angstfrei Dinge ausprobieren, die auch schief gehen dürfen). Auch ist ein Abschnitt für die Nachbesprechung drin, falls diese notwendig ist.

Es gibt viele wertvolle Tipps, die man im Eifer des Gefechts gern mal übersieht, z. B. den „safe to fail“-Zustand wieder herzustellen, wenn sich eine Teilnehmerin oder ein Teilnehmer sichtlich unwohl fühlt. Dieses und andere Kriterien werden anhand von Beispielen anschaulich konkretisiert. Oder dieser Tipp: Nutze das Umräumen von Tischen und Stühlen statt eines Energizer-Spiels. Was ich noch gelernt habe: Alle Spiele sind ohne Vorerfahrung der Teilnehmenden durchführbar. Und: Als Trainerin muss ich dafür umso mehr wissen, was ich mit der Gruppe tue.

Auf der Website zum Buch findet man Material und Anleitungen: http://agilecoach.de/agile-spiele-buch

Fazit: Schlau zusammengestellte Sammlung mit viel Kontext als Hilfe zum Durchführen

Themen

  • Zielgruppen
  • Material und Anleitungen
  • Game-Facilitation-Koffer
  • Einsatz und Zweck von Spielen
  • Genderisierung
  • Agile Prinzipien vermitteln
  • Wann welches Spiel?
  • Einstieg
  • Gruppenbildung
  • Spaß und Eventspiele
  • Kommunikation und Gruppendynamik
  • Peinlich oder plump
  • Energizer
  • Abschluss

Marc Bleß und Dennis Wagner: „Agile Spiele – kurz & gut. Für Agile Coaches und Scrum Master“. dpunkt 2019. 14,90 EU. ISBN 978-3-96009-115-8.

Tipp: Eine Quelle für PPT-Karaoke ist https://pptkaraoke.club (Markus Wissekal)

Agile Werte leben

CoverDas Buch hilft, die tiefere Bedeutung der agilen Werte zu verstehen, jenseits von unreflektiertem Einführen von Scrum-Wochenplänen.

Was hat Improvisationstheater mit Agilität zu tun? Eine ganze Menge! Denn Agilität ist mehr als Kanban-Kärtchen durch die Gegend schieben und Planning Poker spielen. Ala agiler Kontext dient – quasi ganz klassisch – Scrum.

Agile Werte und die abgeleiteten agilen Prinzipien in der täglichen Arbeit von Teams oder gar ganzen Organisationen zu verankern, ist ziemlich schwierig. Oft scheint das alles zu abstrakt und wenig alltagsnah.

Das Autorenteam zeigt mit Übungen und durch Techniken aus dem Theater, die Werte greifbar und erfahrbar zu machen. Schauspielkünste sind dafür nicht nötig. Denn im Impro geht es darum, gemeinsam Ideen zu entwickeln, aufeinander zu achten, zusammenzuarbeiten, miteinander zu kommunizieren und aufeinander zu zählen. Also das, was agile Teams auch können müssen, um wirklich gut und erfolgreich zu sein.

Es gibt viele praktische Übungen, die helfen, agile Werte im Team zu verankern. Die Spanne reicht von ganz einfachen bis zu komplizierteren Übungen. Aha-Momente und ein besseres Verständnis der agilen Werte sind dabei inklusive. Wer mag, kann sich zu den Übungen auch Videos ansehen, die die praktische Umsetzung zeigen.

Parallel zieht sich noch ein roter Faden durch das Buch. Die Geschichte von Peter, dem „agilen Wertehelden“, kann unabhängig von den Kapiteln quergelesen werden. Das kann man zur Einstimmung machen oder zur Auffrischung, wenn man das Buch Monate später wieder in die Hand nimmt.

Kurzplot dieser Rote-Faden-Geschichte: Peter ist seit 11 Jahren in seinem Unternehmen, kennt die Projektarbeit dort, hat schon Vieles erlebt. Seit 1 Jahr ist er in der Rolle eines Scrum Masters verantwortlich für.. nun ja, etwas andere Dinge als vorher, als er noch Projektmanager war. Das Setting für die Geschichte ist der Arbeitsalltag eines (agilen) Teamleiters.

Was gefällt mir gut?

Ein Zitat aus dem Buch: „Werte zu etablieren und sie dann nicht zu beachten, zerstört Vertrauen uns ist […] ein Hemmnis für eine fruchtbare Zusammenarbeit.“

Eine Übersicht zeigt, welche Methode für welchen Einsatzzweck geeignet ist.  Der jeweilige Einsatzbereich ist katgorisiert und die Kategorien werden kurz definiert, um Klarheit darüber zu schaffen.

Die Kategorien:

  • Werte
  • Engerizer
  • Opener (Warm-Up)
  • Energielvel
  • Voraussetzungen
  • Schwierigkeitsgrad
  • Teamphase (neu, miteinander vertraut?)

Außerdem ist dargestellt, ob die Übung auch geeignet ist für Großgruppen und ob man sie remote durchführen kann.

Immer wieder findet man auch Argumentationshilfen für die Frage: Warum ausgerechtnet Improtheater für Agilität? Kurz angedeutet: Improtheater und wirklich agiles Arbeiten haben gemeinsam, dass sie auf GELEBTEn WERTEn basieren. Siehste :-)

Die Übungen helfen, die agilen Werte mit Leben zu füllen: Mut, Offenheit, Selbstverpflichtung (Commitment), Vertrauen, Fokus, Respekt, Kommunikation, Feedback.

Was gefällt mir besonders gut?

Dass das Buch eine von einer vernünftigen Ausgangsbasis ausgeht, zeigt mir das Zitat auf S. 8 vom Philosophen Andreas Urs Sommer: „In Werten zu denken, bedeutet, Vergleiche anzustellen, Bedeutsamkeit je nach Situation abzuschätzen: Eine gefüllte Wasserflasche ist in der Wüste von enormem Wert, an einer sprudelnden Quelle hingegen höchst entbehrlich.“

Was gefällt mir nicht so gut?

Schade! Dem Buch fehlt definitiv ein Stichwortregister. Die PDF-Ausgabe erfordert die (kostenpflichtige) Mitgliedschaft bei dpunkt.plus+ www.dpunkt.plus (auch schade).

Fazit: Spielerisch und gleichzeitig professionell improvisieren; sehr gut gemacht und praxistauglich.

Themen

  • Agile Werte und Prinzipien
  • Agiles Mindset
  • Teamkultur
  • Wertewandel in Organisationen
  • Kurzeinführung ins Improtheater
  • Zusammenhang von agil und Impro

Robert Wiechmann und Laura Paradiek: „Agile Werte leben. Mit Improvisationstheater zu mehr Selbstorganisation und Zusammenarbeit“. dpunkt 2020. 32,90 EUR. ISBN 978-3-86490-708-1.

Mehr für einen Eindruck findet Ihr hier:
www.agile-werte-leben.de
www.wertehelden.de

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