Schriftstellerinnen über das Älterwerden

Wechselhafte Jahre

CoverErzählungen und Texte über Freiheit und Verlust, Freundschaften, Kämpfe und Beziehungen – ein Buch über das Leben. Vielfältig, klug, überraschend, leichtfüßig und schön zu lesen. Denn: Alle diese Frauen teilen ihre Einsichten, Erlebnisse, Weltsicht. Das ist bereichernd, denn es vergrößert meinen Horizont.

Die Schriftstellerinnen schreiben realistisch wie humorvoll über das Gute und weniger Gute, über Erwartbares und Unerwartetes, über Neuanfänge und Aufbrüche – über ihre ganz eigene „2. Lebenshälfte“. Die Autorinnen sind Jahrgang 1937 bis Jahrgang 1970. Je älter die Autorin, desto neugieriger war ich (am Ende gehen die Geburtsjahre immer weiter in die Vergangenheit, ich tauche also in immer mehr „Leben“ ein…).

Wechseljahre…

… und danach kommt allenfalls noch eine Existenz als Großmutter oder Pflegerin? So das Bild von Frauen jenseits der Fünfzig . Doch wie sieht ihr Alltag tatsächlich aus? Wie gehen sie mit Veränderungen um? Wie viel Befreiung geht mit dem Alter einher?

Das Leben von Frauen spielt sich im öffentlichen Diskurs primär in der ersten Lebenshälfte ab. Alles danach wird als unerfreuliche Lebensphase abgetan, über die man nicht spricht.

Themen der Frauenpolitik beziehen sich meist (und natürlich auch zu Recht) auf die reproduktive Phase des Frauenlebens. Angesichts der Lebenserwartung folgen einige weitere Jahrzehnte, die deutlich weniger im Fokus der öffentlichen Wahrnehmung stehen.

Klimakterium, Menopause, Wechseljahre – allein die Begriffe sind so unsexy, dass man sich gar nicht damit beschäftigen mag. Und danach wird’s nicht besser. Es wird nicht besser? Moment…

Das Leben von Frauen jenseits der fünfzig ist genauso bunt wie das Leben davor – oder sogar noch bunter: Wie ist es, wenn man keine Kinder hat? Wenn die Kinder aus dem Haus sind? Gleichaltrige Männer gerade ihre Zweit- oder Drittfamilien gründen? Ist die Menopause Horror oder eine Befreiung? Was hätte man selbst gerne von älteren Frauen erfahren, als man noch jünger war? Was kann man über die Jahrzehnte feministischen Bemühens erzählen, die man überblickt?

In diesem Buch finden sich Frauen, die eine Vielzahl von Verwandlungen durchgemacht haben. Erzählend oder essayistisch, die Texte beschreiben ebenso realistisch wie humorvoll das Gute und das Nicht-so-Gute, das Erwartete und das Unerwartete, den Traum und die  Wirklichkeit.

Vieles, was gesellschaftlich geändert werden konnte, hat sich gebessert. Was jenseits der Machbarkeit liegt, ist dagegen eine Frage des Glücks. Persönliche Adaptionsstrategien werden entwickelt und präsentiert.

Man begleitet beim Lesen all diese Schriftstellerinnen, die sich mit Sprachgewalt, Fantasie, Witz und unverbrüchlicher Lebenslust diesem Thema annäherten und ihre
Reflexionen den Leserinnen und Lesern aller Generationen schenken.

Mit Beiträgen von Marlene Streeruwitz, Barbara Honigmann, Katja Oskamp, Barbara Frischmuth, Katrin Seddig, Linda Stift, Barbara Hundegger, Sabine Scholl, Marianne Gruber, Zdenka Becker, Alida Bremer, Ruth Cerha, Renate Welsh, Ulrike Draesner und Bettina Balàka. Am Ende wird ihr Werk und ihre Schaffensfreude nochmal in Kurzbiografien zusammengefasst.

Fazit: Wie ein Abend unter lebenserfahrenen Frauen.

Bettina Balàka: „Wechselhafte Jahre. Schriftstellerinnen übers Älterwerden“. leykam 2023. 24,50 EUR. ISBN 978-3-7011-8263-3.

Augen-Logo Maria

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