Sechs Monate auf der ISS … und der Weg dorthin

Cosmic KISS

CoverAstronaut Matthias Maurer schildert seine unfassbar lange Ausbildung, Forschungsaufgaben und dann endlich die Reise ins All.

Von der Ausbildung & Bewerbung, über Trainings und Simulationen, Auswahlrunden, die lange Vorbereitung für den Start bis zur sicheren Landung erzählt der Deutsche von den Etappen seines Werdegangs hin zum Forscher – und Versuchskaninchen – im All. Er nimmt uns mit auf seine Mission »Cosmic Kiss« (man beachte die Anspielung der Buchstabenfolge ISS im Missionsnamen…) und erzählt begeistert über Arbeit und Leben in der Schwerelosigkeit. Und das Feiern kommt auch nicht zu kurz.

Der Bericht aus außerirdischer Perspektive ist authentisch, mitreißend und gut verständlich. Das durchaus dicke Buch liest sich locker weg.

Gemeinsam mit einer internationalen Crew meistert der Werkstoffkundler in 400 Kilometern Höhe die Forschungsarbeit an Bord, absolviert einen Außeneinsatz und empfängt Weltraumtouristen. Dazu lässt er sich als menschliches Versuchskaninchen auf viele medizinische bzw. biologische Versuche ein. Apropos: Medizinisches Training ist immer Teil der Ausbildung, schließlich ist kein Facharzt in der Nähe. Und die sportliche Kondition muss auch stimmen. Trotz allem bleiben durch den Aufenthalt im All unvermeidliche körperliche Beeinträchtigungen und Schäden (z. B. im Auge). So ganz ohne ist es eben nicht, solche außergewöhnlichen Erfahrungen zu sammeln. Maurer richtet die Aufmerksamkeit immer wieder auf das nächste Ziel, einen Flug zum Mond im Zuge des Artemis-Programms der NASA. Es bleibt spannend!

Nur das mit dem DJ-Auftritt im All hat leider (diesmal) nicht so geklappt…

Wir fliegen in unseren vierzehnten Sonnenuntergang für heute: Das gerade noch gleißend helle Licht des Feuerballs fällt in einem berauschenden Farbenspiel durch die Atmosphäre und verschwindet hinter dem Horizont. In der Dunkelheit unter mir erkenne ich nun die ersten beleuchteten europäischen Städte. Doch heute ist etwas dramatisch anders: Inmitten des sonstigen Lichtermeers prangt ein dunkler Fleck.

Die angesprochenen Forschungsthemen sind sehr breit gestreut, es gibt kaum ein Forschungsfeld, das ich vermisst hätte. Z. B. das Problem mit dem Weltraumschrott: Die Menge an Materialien im Orbit – Ein paar (aktuelle) Faktenüber Weltraumschrott als Bedrohung für die ISS, aber auch (zunehmend in Zukunft) für die Bevölkerung auf der Erde (herabstürzende Trümmer).

Der Arbeitsplatz für einige Monate im Weltraum ist anstrengend. Und: Es ist auch eine heile Welt, eine „kosmischen Oase“. Hier realisiert sich eine weltumspannende (internationale) friedliche, freundschaftliche Zusammenarbeit, gerade auch zwischen Ost und West.

Diese Oase besteht wohl auch in der Welt der Astronautik auf der Erde – ich hatte den Eindruck, dass gesunde Selbstkritik auf persönlicher Erde in der Ausbildung sehr gefördert wird, allerdings wenig Kritik oder Schattenseiten an der Raumfahrt an sich Thema sind (oder sein dürfen?) – die Astroprofis sind so vereinnahmt, dass man ihr Leben nicht mit einem „normalen“ Leben vergleichen kann. Und sie sind natürlich auch ihrem besonderen Arbeitsgeber sehr verpflichtet… ein paar kritische Überlegungen mehr hätten mir gut gefallen. Vor allem, da ich jetzt schon 2 Berichte aus dem ArbeitsALLtag gelesen habe: Diesen hier und diesen: „Ich bin für eine Weile nicht auf dem Planeten. Zurück im Mai

Besonders eindrücklich sind die zwei „Fotoalben“ im Buch: Jeweils einige Seiten mit vielen Fotos, die das Beschriebene veranschaulichen bzw. noch besser begreifbar machen. Meist faszinierend (die „blaue Perle“), manchmal auch traurig (Brände auf der Erde).

Der Astronaut und die Autorin

Dr. Ing. Matthias Maurer studierte u. a. Werkstoffwissenschaften in Deutschland, England, Frankreich und Spanien. Nach seiner Promotion, 10 internationalen Patentmeldungen und mehreren Forschungspreisen ist er seit 2010 bei der Europäischen Weltraumorganisation ESA angestellt. 2015 wurde er Mitglied im Astronautenkorps und begann mit seiner Ausbildung für die Reise zur Internationalen Raumstation ISS, wo er von November 2021 bis Mai 2022 lebte und arbeitete. Seit der Rückkehr zur Erde ist er stellvertretender Leiter des Astronautenzentrums in Köln und koordiniert den Aufbau des Trainingszentrums LUNA, das Raumfahrer und Technik auf die Monderkundung vorbereiten soll.

Sarah Konrad ist seit 2016 Redakteurin der Saarbrücker Zeitung und seit 2021 Reporterin und erste Autorin.

Fazit: Schwereloses Leseabenteuer, schwere Arbeit (für die Crew)

Themen

  • Das Innere des Planeten
  • Der Meeresgrund
  • Die Wildnis
  • Das gelbe Meer
  • Mond auf Lanzarote
  • Astronautenspielplatz
  • Weltraum auf Erden
  • Sternenstadt

Matthias Maurer: „Cosmic Kiss: Sechs Monate auf der ISS“. Droemer 2023. 24,- EUR. ISBN 978-3-426-44652-2.

Augen-Logo Maria

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