Das Linuxhotel

Lernen auf einem Felsen über der Ruhr

Linuxhotel 360 Grad Panomrama

In einer alten Fabrikantenvilla haben die Anbieter von Kursen rund um Linux und freie Software
modernes Equipment eingebaut. Oft bringen die Teilnehmer ihren Rechner mit,
um sich gleich am eigenen Gerät Linux-fit machen zu lassen.
Bemerkenswert ist die Vergabe von Restplätzen an Studierende
und andere einkommensschwache Computerfans. So ein Restplatz kostet
für ein Tagesseminar z. B. 60,- EUR, alles inklusive.
Als Motivation für die studi-freundliche Haltung gilt die
Entstehungsgeschichte von Linux.

Im Hotel geht es nicht nur um Linux, sondern auch um
Internet-Technologien, Firewalls, Sicherheit und CGI/LAMP-Programmierung.
Die Kurse gelten u. a. Entscheidern,
die daraufhin individuelle Lehrgänge für ihre Mitarbeiter
buchen können bzw. sollen. In jedem Kurs sitzen 5 bis 10 Teilnehmer,
die von 2 bis 3 Dozenten unterrichtet werden.

Schulungsraum
Die Begeisterung des Hotelbesitzers für Linux kommt nicht von ungefähr. Beim Überspielen
eines 15 Jahre alten kaufmännischen Verwaltungsprogramms in C von einer Uralt-Unix-Maschine
auf einen neuen Rechner war er völlig begeistert:
"… und wir
waren alle höchst überrascht, dass es praktisch auf Anhieb funktionierte!!!
… Die bewährten Programme konnten mit unglaublich niedrigem
Aufwand auf ein völlig neues System übernommen werden."
So stieg er um und hat sich nach eigenen Angaben inzwischen von Windows gelöst:
"… ein nicht ganz einfacher Weg, der sich aber lohnt".

Um das Gelernte sacken zu lassen,
kann frau sich vor Ort entspannen: Es gibt einen Park, Fahrradverleih, Ruhe- und Fitnessraum, Massagesessel,
Whirlpool, eine Sauna und eine kleine Bibliothek. Noch ein Auszug aus dem Veranstalterprospekt:
"Im Kaminzimmer … stehen 24 h am Tag diverse lose Teesorten bereit, tassenweise gemahlener Kaffee …
sowie verschiedene korrekt temperierte Weinsorten."
Auf den Zimmern mit Marmorbad gibt es einen Linux-PC mit Office-, Grafik- und anderen Programme
sowie Internetanschluss. Zum Frühstück MP3-Musik von der Festplatte und Heimkino vom
Linuxrechner lassen keinen Wunsch offen.

Reinhard Wiesemann, Inhaber des Hotels, und Anja Gerwinski, Dozentin im Linuxhotel,
haben sich den folgenden Fragen gestellt. Die Zitate in den Fragen stammen
von der Linuxhotel-Website.

Maria: Wie kam das Hotel zu seinen Linuxkursen?

Anja Gerwinski:
1999 suchten wir von der Essener Linux User Group über unsere Homepage einen Raum für unsere Linux-Veranstaltungen.
Daraufhin hat sich Reiner Wiesemann bei uns gemeldet, der sich für sein Hotel
noch eine besondere Nutzung vorstellen konnte.

Maria: "…ich habe mich inzwischen komplett von Windows gelöst"
Welche Unterstützung können Sie Umsteiger/innen von Windows auf Linux
geben?

Reinhard Wiesemann:
Es gibt zur Zeit folgende Angebote:

  1. Zum ersten Schnuppern, um einen ersten Eindruck zu bekommen:
    Unsere "Linux-Infopunkte"
  2. Hotelzimmer mit kostenlosem Linux-PC, auf dem alles wichtige
    installiert ist (Hotelgäste können also stundenlang probieren)
  3. Abendveranstaltungen der Essener Linux User Group in unserem
    Seminarraum jeden Dienstag ab 19 Uhr (Cafe) und ab 20 Uhr
    (Vortrag). Teilnahme ist kostenlos. Besonders interessant sind
    die Einsteigerabende jeden 1. Dienstag im Monat. Dies ist keine unserer
    Veranstaltungen, sondern eine User-Group-Veranstaltung, für die wir
    Einrichtungen, PCs und Räume zur Verfügung stellen.
  4. Diverse 5-Tages-Kurse für Anfänger, Fortgeschrittene und
    Spezialisten
  5. Abendkurs jeden Mittwoch.

Maria: Hatten Sie auch schon reine Frauenkurse im Hotel?

Reinhard Wiesemann:
Wir haben immer wieder auch Frauen in unseren Kursen als
Teilnehmerinnen. Reine Frauenkurse haben wir bisher nicht. Sobald aber
mindestens 5 Teilnehmerinnen zusammenkommen, können wir auch einen
Frauenkurs veranstalten.

Anja Gerwinski:
Ich habe vor ca. zwei Jahren auch einige der Abendkurse im Linuxhotel
gehalten, habe aber erst einmal eine Pause eingelegt, um mich auf
meine Promotion zu konzentrieren.

Eine Schulung nur für Frauen im Rahmen des Linuxhotels anzubieten,
habe ich damals ernsthaft durchdacht, aber den Gedanken wieder
fallengelassen. Die Frage ist: Gibt es genügend Kundinnen, die für so
einen Kurs zahlen? Meiner Einschätzung nach nicht. Die Frauen, die
eine Weiterbildung zur Linux-Systemadministratorin machen, sind es
gewohnt, mit männlichen Mitstudenten und Kollegen umzugehen und haben
meist keine Probleme damit, dass es auch männliche Teilnehmer gibt.
Wenn man männliche Teilnehmer ausschließt, kommen deswegen nicht
automatisch mehr Teilnehmerinnen.

Auf der anderen Seite gibt es sicherlich Frauen, die sehr unsicher im
Umgang mit dem Computer sind und denen ein reiner Frauenkurs
vielleicht mehr Sicherheit geben würde. Aber bisher habe ich den
Eindruck, dass es für absolute Anfängerkurse keine Interessenten gibt,
gleich welchen Geschlechts.

Maria: "… Es gibt grafische Oberflächen, Office-Pakete, Multimedia, DVD,
TV, MP3, Internet – es fehlt (fast) nichts"
Fast? Was fehlt?

Reinhard Wiesemann:
Wir haben alles das, was wir hier auch brauchen. Wir haben allerdings
keine Spezialprogramme, Branchenprogramme, …

Maria: "… offene und freundliche Atmosphäre"
Wie alt sind denn Ihre Teilnehmer/innen im Durchschnitt? Wie hoch ist
der Frauenanteil?

Reinhard Wiesemann:
Diese Fragen haben wir uns noch nie gestellt, weil sie für unseren
Tätigkeitsbereich nicht so wichtig sind. Uns geht es darum, den
Einstieg in Linux zu erleichtern und es hat keinerlei Bedeutung für
uns, ob Deutsche, Österreicher, Schweizer, Männer, Frauen, Jugendliche
kommen. Für keine dieser Gruppen kann ich Ihnen einen Anteil angeben.
Es gibt unzählige Blickwinkel, unter denen man jede Sache beleuchten
kann und es ist gut, dass es für alles jemanden gibt, der diese Aufgabe
übernimmt. Ihren Blickwinkel "Frauenanteil" haben wir bisher genauso
wenig beleuchtet, wie "Ausländeranteil", "regionale Verteilung der
Teilnehmer" und "Altersverteilung". Wir sind mit unseren diversen
Linux-Aktivitäten so ausgelastet, dass wir andere Aspekte zur Zeit nicht
hinzunehmen können. Aber, wie gesagt, wenn jemand sich für die Aufgabe
"Frauen an Linux heranführen" engagiert (und diese nicht einfach auf
uns abwälzen will ;-)), dann machen wir jederzeit mit großem Engagement
mit!!! Wir sind jederzeit gern bereit, mit Ihnen zu kooperieren und
z. B. ein Frauenseminar anzubieten.

Anja Gerwinski:
Das Alter ist gut gemischt. Ich würde mal sagen, 20 bis 50. Der
Frauenanteil liegt bei ca. 10 Prozent.

Maria: Wieviel weibliche Dozentinnen haben Sie z. Zt. und für welche Bereiche?

Reinhard Wiesemann:
Als wir Dozent/innen gesucht hatten, hatte sich keine Dame beworben,
deshalb haben wir im Hotel keine Dozentin. Später kam eine
Bewerbung von einer Dozentin, die habe ich abgelegt, weil wir zur Zeit
niemanden brauchen.
Die Essener Linux User Group jedoch – die viele Veranstaltungen hier durchführt – wurde ganz
wesentlich von einer Physikerin [nämlich von Anja Gerwinski, Anm. d. Redaktion] gegründet.

Anja Gerwinski:
Ich springe ein, wenn ein Dozent mal ausfüllt. Wir bekommen öfter Initiativbewerbungen,
aber die meisten Dozenten finden wir im Linux-Umfeld, z. B. über unsere Themenabende.

Maria: "Viele Veranstaltungen sind umsonst."
Welche denn zum Beispiel in diesem Jahr?

Tux und Gnu
Reinhard Wiesemann:
Jeden Dienstag stellen wir alle Einrichtungen der Essener Linux User
Group zur Verfügung, die kostenlose Themenabende anbietet. Daneben gibt
es kostenlose Wochenenden. Es gab z. B. Debian-Wochenende,
Netzwerk-Wochenende, Gimp (Grafik)-WE und geplant ist jetzt ein
Programmier-WE. Auch einen Linux-Infotag haben wir schon zweimal
gemacht.

Maria: Welche weiteren Kurse bzw. Veranstaltungen planen Sie für die
Zukunft?

Reinhard Wiesemann:
Die Anfänger- und Fortgeschrittenen-Kurse werden immer häufiger
angeboten, dazu kommen weitere Spezialkurse.

Anja Gerwinski:
Anregungen werden gern entgegengenommen und wir versuchen auch,
mal andere Sachen anzubieten.

Links:
Linuxhotel: www.linuxhotel.de
Essener Linux User Group: www.elug.de
Homepage von Gnu und Pinguin (die auf unsern Fotos): www.gnu.gerwinski.de

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von Maria