Die typische Informatikerin
von Brigitte und Maria
Zwei Wochen lang tummelten sich mehr als 230 Teilnehmerinnen (zu 2/3 Informatikerinnen) und 100 Dozentinnen auf der informatica feminale. Eine gute Gelegenheit, sich ein Bild der typischen Informatikerin zu machen. Hier das Ergebnis unserer Beobachtungen:
Die typische Informatikerin ist zwischen 15 und 60 Jahren alt. Sie ist deutscher, tschechischer, russisch-jüdischer, libanesischer, türkischer, österreichischer, schweizerischer oder niederrheinischer Abstammung. Sie spricht neben Deutsch auch noch Englisch, manchmal sogar gut. Vielleicht kann sie aber auch noch polnisch, estnisch, französisch, spanisch, russisch, hebräisch, italienisch, …
Sie hat kurzes, mittleres oder langes Haar, oft rot und mit Rasta-Locken. Sie legt entweder wenig Wert auf ihr Äußeres oder trägt T-Shirts mit Message oder ist modisch gekleidet. Wenn sie keine
Brille
trägt, hat sie wahrscheinlich Kontaktlinsen
.
Sie studiert Informatik im Haupt- oder Nebenfach, ganztags oder nebenberuflich. Dieses Studium ist ihre erste, zweite, dritte oder vierte Berufsausbildung.
Sie liebt oder haßt Linux, kennt Windows und besitzt wahrscheinlich einen Computer. Die technikhassende Informatikerin liest die Zeitung nur offline. Die technikbesessene Informatikerin musste auch schon mal im (Rechner-) Pool übernachten, weil die Tür zugefallen ist nachdem die Karte schon im Kartenlesegerät war… Zwischen technikhassend und technikbesessen gibt es alle Abstufungen und widersprüchlichen Mischungen.
Die typische Informatikerin hat entweder Angst, des Feminismus´ bezichtigt zu werden, oder ist skeptisch, oder sie ist überzeugte Feministin.
Sie lebt allein oder hat einen Ehemann und drei Kinder oder eine Freundin und ein Kind oder eine Mutter und ein Kind oder einen Freund mit hauswirtschaftlicher Begabung.
Sie kann ein Pferd malen, aber auch einen Igel, ein Schaf und grüne Katzen. Sie liest viel, und zwar
Fantasy, Frauenliteratur und Sachbücher.
Die typische Informatikerin findet das, was andere Informatikerinnen sagen, manchmal echt nervig. Sie findet die anderen zu tussihaft, zu maskulin, zu hackig oder zu feministisch.
Sie findet auch einige der anderen Informatikerinnen ganz toll:
Weil sie so jung schon so engagiert sind, weil sie schon so viel Erfahrung haben, weil sie auch Schokolade essen, weil sie so kompetent sind, weil sie auch über Computer reden wollen.
Und natürlich: Sie findet es ganz toll, dass es so viele andere Informatikerinnen gibt. Und dass es wirklich, echt, nicht-gelogen Informatik-Professorinnen gibt.
Sie kommt nächstes Jahr sicher wieder nach Bremen und bringt dann ein paar Kolleginnen und ein paar Erst-Semestrige oder ihre Mutter oder Tochter mit. Wir freuen uns schon darauf, sie wieder zu treffen!
von Brigitte und Maria
Wie ifz herausfand, sind die Gründe für die Teilnahme vielfältig genug, um den teils langen Anfahrtsweg und die Angst, doch nichts zu verstehen, vergessen zu machen.
Du bist feministisch in dem Sinne, dass Du dich für genau eine Frau einsetzt: Dich selbst. Was anderen zustößt, ist Dir egal. Über Politik denkst Du nur nach, wenn die Spritpreise mal wieder steigen. Mach die Augen auf und schau Dich um: Da gibt es noch andere Frauen. Was tun die? Warum? Welche Probleme haben sie? Haben sie Schokolade für Dich?
Hast Du Deinen Wehrdienst abgeleistet? Kannst Du keine Spannbetttücher falten? Verwechselst Du häufig »links« und »rechts«? Das ist kein Wunder: Du lebst im falschen Körper. Wir empfehlen eine Geschlechts-umwandlung und / oder eine Karriere in der CSU. Und vergiss nicht, am Samstag für die Sportschau Bier und Chips zu besorgen.
Du hast es erfasst: Die Welt ist so, wie sie ist. Und so kann es natürlich nicht weitergehen. Früher oder später aber werden alle die Wahrheit erkennen: Es gibt viele böse Dinge (und Männer). Dann spricht Dein weiches Herz zu Dir: »Ich werde es verkünden und sie alle retten vor der HERRschaft der Hosenträgergemeinde«
Du bist von einem anderen Stern. Die Realität kann Dir nichts anhaben. Deine Welt ist die der Science Fiction, Tarotkarten und Fantasy. Du träumst von Jean-Luc Picard und hast Deinen Aszendenten noch nie verleugnet. Hinterm Haus parkst Du Deinen Flugdrachen, wenn Du vom Weltretten nach Hause kommst an den heimischen Herd.
Fehlt noch das Leben. Die alten Industrieruinen werden zu Veranstaltungsorten umfunktioniert, also Konzerte, Theater, (open air) Kino findet zwischen Waschkaue, Gasometer und Kraftzentrale statt. Der Hafen ist der größte Binnenhafen der Welt (das musste ich irgendwo unterbringen…), auch da läuft ’ne Menge an Umstrukurierung: Kunst, Kultur, Arbeiten und Leben in den alten Gebäuden, dazu moderne Architektur.