Interview mit Dr. Cornelia Brunner

Dr. Cornelia Brunner hat am 3.09.01 die Ringvorlesung der 4. Informatica Feminale eröffnet. Frau Brunner arbeitet seit mehr als 15 Jahren im Center for Children and Technology, Education Development Center, New York. In ihrem Vortrag „Gender and Technological Desire“ sprach sie über die Unterschiede in „männlichen“ und „weiblichen“ Einstellungen und Erwartungen an die Technik, wobei sie betonte, dass diese Unterscheidung „männlich-weiblich“ nicht biologisch, sondern soziologisch verstanden werden soll, d.h. die meisten Frauen haben die „weibliche“ Einstellung zur Technologie, aber es gibt durchaus Männer mit der gleichen Einstellung, und umgekehrt.

Zusammenfassend: Die Frauen wollen Geräte, die Kommunikation und Zusammenarbeit erleichtern, während die Männer mit Hilfe der Technik die Natur oder die Zeit beherrschen und grenzenloses Wissen erreichen wollen. Frauen machen sich mehr Gedanken über die Auswirkungen der neuen Technik auf die Umwelt und die menschlichen Beziehungen.

IFZ sprach mit Frau Brunner nach ihrem Vortrag.

IFZ: Frau Brunner, sie sind speziell aus den USA gekommen, um einen Vortrag hier in der Informatica Feminale zu halten. Was waren Ihre Beweggründe dazu?
CB: Die Situation in den technischen Studiengängen ist bei uns dramatisch, was die Anzahl der Frauen betrifft. An den Universitäten werden Hilfegruppen für Frauen angeboten, es gibt aber keine Veranstaltungen wie Informatica Feminale. Es werden Summercamps für Mädchen angeboten, aber praktisch nichts für Studentinnen.
IFZ: Warum brauchen Frauen eine extra Unterstützung in den technischen Studiengängen und Berufen?
CB: Viele Frauen haben eine andere Art zu kommunizieren während der Arbeit. Deshalb können sie oft den psychologischen Druck in einem von Männer dominierten Arbeitskreis nicht ertragen. Männer können häufig im Gegenteil zu Frauen kein Multitasking, also konzentrieren sie sich immer ganz auf eine einzige Aufgabe, was Frauen oft sehr schwierig finden. Das ist einer der Hauptgründe, warum Frauen ihr technisches Studium abbrechen oder die Arbeit aufgeben.
IFZ: Wie kommt es, dass die Männer kein Multitasking können? Das ist ja eigentlich eher schlecht für die Arbeit?
CB: Natürlich können Männer Multitasking lernen, wenn damit früh genug angefangen wird. Frauen können es nur deshalb, weil sie so erzogen werden, weil es von ihnen erwartet wird, im Gegenteil zu Männern. Es ist ja auch unmöglich, auf ein Kind aufzupassen, wenn man keinen Multitasking kann! Diese Fähigkeit ist sehr wichtig für die Zusammenarbeit, deshalb werden zur Zeit Frauen für die technischen Berufe gesucht. Aber erwarten Sie nicht, dass das die Lösung aller Probleme ist. „Typische“ Frauen werden es in dieser Welt nicht weiter auf dem Karriereleiter schaffen, wie es ihnen „erlaubt“ wird, und in der Zukunft werden die „weiblichen“ Fähigkeiten in technischen Berufen höchstwahrscheinlich wieder unterschätzt und unterbezahlt.
IFZ: Wenn der Unterschied zwischen der „männlichen“ und der „weiblichen“ Einstellung zur Technik und der Art zu arbeiten so groß und grundlegend ist, gibt es denn überhaupt Chancen für „typische“ Frauen, Erfolg in einem technischen Beruf zu haben?
CB: Das kommt darauf an, wie der Erfolg definiert wird. Frauen definieren ihn anders als Männer. In den USA gibt es zum Beispiel Firmen, die von Frauen organisiert wurden und wo ausschließlich Frauen arbeiten. Diese Firmen sind meistens klein, aber sie sind erfolgreich, und das wäre ein Weg, den Frauen auch hier gehen könnten.

Interview mit Dr. Ulrike Erb

Interview mit Dr. Ulrike Erb,

Notes Development GmbH, Hannover


von Zina


Dr. Ulrike Erb bietet in der informatica feminale einen Kurs zu Lotus Notes (IF SOF 11) an. Sie hat Informatik studiert. In ihrer Doktorarbeit hat sie das Thema »Frauenperspektiven auf die Informatik: Informatikerinnen im Spannungsfeld zwischen Distanz und Nähe zur Technik« untersucht.


ifz: Es gibt eine Meinung, dass die Frauen nur in den Bereichen der Informatik tätig sind, die wenig mit Technik zu tun haben. Ist es wirklich so?


UE: Für meine Doktorarbeit habe ich viele Informatikerinnen interviewt. Ich habe festgestellt, dass die Frauen sich viel und erfolgreich mit der Technik beschäftigen. Sie sagten aber oft zu mir, dass sie sich in ihrer Arbeit mehr für Menschen und weniger für Technik interessieren. Das kommt wahrscheinlich daher, dass sich die Frauen nicht gerne als "Technik-Freaks" sehen.


ifz: Wie kommt es, dass die Frauen in technischen Berufen benachteiligt werden, und wie sieht diese Benachteiligung aus?


UE: Frauen neigen dazu, organisatorische Aufaben auf sich zu nehmen, z.B. etwas besorgen (Geburtstagsgeschenk), aber auch Tagungen organisieren. Und Männer sind damit sehr zufrieden, erwarten dies von den Frauen und widmen sich dann mehr inhaltlichen Dingen. So wird frau "Mutter für Alles" und wird so als nicht kompetent angesehen und glaubt dann schließlich selbst daran.


ifz: Was können Frauen dagegen tun?


UE: Sich ständig bewusst sein, dass diese Rollenzuschreibungen existieren, sich Gedanken über typische Rollenverteilungen und Situationen machen.


ifz: Was würden Sie den Frauen in technischen Studiengängen und Berufen raten?


UE: Fehler NICHT bei sich selbst zu suchen! Wenn etwas nicht stimmt, denken die Frauen meistens: Da bin ich selbst schuld. In Wirklichkeit befinden sich sehr viele Frauen in einer ähnlichen Situation, also sind diese Situationen nicht personenbezogen, sondern strukturell bzw. gesellschaftlich bedingt.


ifz: Vielen Dank!

von Zina

Jugend

Die Jugend


von Brigitte


Im Rahmen des »Schülerinnenprogrammes« waren Schülerinnen und Lehrerinnen aus allen Bremer Schulen eingeladen, Veranstaltungen am Freitag zu besuchen. Unter dem Titel »Informatikerinnen: Exotisch oder nur unbekannt?« gab es echte lebende Informatikerinnen zum Anfassen, ein Vortrag »Von der Rechnerin zur Informatikerin« präsentierte Frauen in der Geschichte der Informatik und Geschichten zu Frauen und Informatik.


ifz befragte die Schülerin Katharina X (17 Jahre) zu ihren Interessen. Katharina X besucht die 11. Schulstufe und startet heuer in ihr erstes Jahr Informatik-Unterricht. Im Informatik-Kurs sind ca. 18 Jungs und ca. 8 Mädchen. In den ersten Wochen ging es mal darum, die I-Macs kennenzulernen: Fenster aufmachen, Fenster zumachen.
Katharina ist auf einem Gebiet aber schon Computer-Spezialistin: beim Chatten. Ihr Heimat-Chat ist der Radio-Bremen Chat (http://www.radiobremen.de/chat), wo sie unter dem Namen »unsterbliche« anzutreffen ist. Die Chatterinnen und Chatter lernen sich mit der Zeit auch persönlich kennen. Aus diesem Grund bietet lokaler Chat auch nicht viel Spielraum für Lügen und Schein-Identitäten.
Auf die Frage, ob sie vielleicht Informatik studieren würde, zuckt sie nur mit den Schultern: das ist sehr weit in der Zukunft und sie hat noch keinen Plan.

von Brigitte

Interview mit Dr. Jutta Kreyss

Interview


Mit Dr. Jutta Kreyss, IBM Deutschland Entwicklung GmbH, Böblingen.


Am 7.9.2000 hielt Dr. Jutta Kreyss in der Ringvorlesung den Vortrag »Standardprodukt und Vision: Softwareentwicklung für Textretrievalprodukte«. Sie ging dabei auch auf die Frage ein, welchen Anteil das Fachwissen an der Karriere hat. Darüber und über anderes sprach ich mit ihr.



ifz: Sie sind promovierte Informatikerin, haben in der Forschung gearbeitet, und dann zu IBM gewechselt, also in die Industrie. Wo liegt der Unterschied zwischen diesen beiden Gebieten?


JK: Ich finde, in der Industrie ist der Arbeitsbereich mehr abgegrenzt, die Aufgaben sind klarer verteilt, die Arbeit besser strukturiert. In der Forschung arbeitet man mehr für sich.


ifz: Was gehört zu Ihren Aufgaben? Dauernd programmieren?


JK: Nein, das Programmieren finde ich langweilig. Ich arbeite in den Bereichen Project Management (d.h. ich koordiniere die Arbeit mehrerer Projekte im Bereich Textverarbeitung), Requirements Prozesse (wie stelle ich fest, was der Kunde will) und auch forschungsnah im Text Mining.


ifz: In Ihrem Vortrag haben Sie betont, dass für eine erfolgreiche Karriere Kontakte und Beziehungen zu 60%, Selbstdarstellung zu 30% und gute Leistung nur zu 10% wichtig sind.


JK: Ja, so war das Ergebnis einer Studien, die von IBM durchgeführt wurde. Viele, vor allem Frauen, meinen: Ich mache meine Arbeit gut, die Vorgesetzten wissen davon, und so komme ich im Beruf gut voran. Tatsache ist: Niemand weiß das, man muss das den richtigen Leuten sagen und zeigen.


ifz: Was ist noch wichtig, um im Beruf Erfolg zu haben?


JK: Herausfinden, was man eigentlich machen will. Dabei muss man nicht nur mit dem Kopf, sondern auch mit dem Bauch denken, eigener Intuition trauen, Eindrücke sammeln.


ifz: Planen Sie Ihre Karriere langfristig?


JK: Früher habe ich das gemacht, aber jetzt denke ich anders. Bei IBM bekommt man Jobangebote sehr kurzfristig, und da verpassen besonders häufig die Frauen gute Chancen. Deshalb engagiere ich mich in dem Mentoring-Projekt MUFFIN 21
, um meine Erfahrungen an andere Frauen weiterzugeben. Frauen neigen dazu zu zögern: "Ich muss es mir überlegen, ich weiß nicht so recht…"


Die Männer sind da entschiedener, und so schnappen sie sich eher ein interessantes Projekt, das sie im Beruf weiterbringt. Deshalb ist es sehr wichtig, für sich herauszufinden, was man im Prinzip machen möchte, und dann die Ohren offen zu halten.


von Zina

von Zina

Dr. habil. Barbara Paech

Interview


Interview mit Dr. habil. Barbara Paech, Fraunhofer Institute for Experimental Software Engineering (Fhg IESE), Kaiserslautern.


Sie hielt am 5.9.2000 in der Ringvorlesung den Vortrag zur »Schrittweisen Verbesserung von Requirement Engineering Prozessen«


ifz: Sie nehmen bereits zum dritten Mal an der informatica feminale teil. Ist es nach wie vor etwas Besonderes, hier einen Vortrag zu halten?


BP: Es ist diesmal anders, da ich die letzten Male ein längeres Projekt gemacht habe. Jetzt ist es einfach schön, ein ganzes Auditorium nur mit Frauen zu haben. So viele Frauen hat frau sonst selten um sich in der Informatik. In dem Vortrag habe ich versucht, auch ein bischen mehr von mir zu erzählen. Das kann ich hier anders machen, als im Arbeits­alltag.


ifz: Haben Sie am Fraunhofer Institut viele Frauen in der Arbeitsgruppe?


BP: In meiner Abteilung ist nur noch eine andere Wissenschaftlerin. Insgesamt sind wir acht Leute und die Sekretärin. Am Institut haben wir – verglichen mit anderen Firmen – einen guten Prozentsatz von ca. 20% Frauen. Das kenne ich auch aus dem Studium. 20% ist für mich eine Untergrenze.


ifz: Sie haben erzählt, dass Sie sich mit Frauenprojekten beschäftigen.


BP: Ich muß gestehen, dass ich zur Zeit etwas weniger dabei bin. Das war anders, als ich noch an der Uni war. Dort war ich bis vor zwei Jahren auch als Frauenbeauftragte tätig. Ich habe mich früher auch mehr in der "Gesellschaft für Informatik" in der Fachgruppe "Frauenarbeit und Informatik" engagiert.


Der Austausch mit anderen Fachfrauen ist sehr schön und die Fachgruppe bietet auch die Möglichkeit, Dinge zu gestalten, wie zum Beispiel Einführungen für Schülerinnen. Während des Studiums hat mich dieses Thema kaum beschäftigt. Das kam dann erst durch die Berufstätigkeit und durch die Kinder.


ifz: Wie schaffen Sie das mit Kindern und Berufstätigkeit?


BP: Da habe ich einfach Glück, weil ich einen Mann habe, der sich auch beteiligt. Wir haben uns den Erziehungsurlaub geteilt. Er ist genau wie ich ein halbes Jahr zu Hause geblieben, und danach sind wir beide auf Teilzeit gegangen.


ifz: Arbeiten Frauen in der Informatik anders als Männer?


BP: Ich glaube nicht, dass das an der Informatik liegt. Frauen haben oft ein anderes Kommunikationsverhalten und eine andere Wahrnehmung. Daher setzen sie auch die Schwerpunkte anders innerhalb der Informatik. Das gilt auch für die Themen meines Vortrags, Requirements Engineering und Softwareprozesse. Frauen arbeiten oft lieber menschenbezogen als viele Männer.


ifz: Ist es so, dass sich Frauen und Männer diese Welt und die Aufgaben teilen können?


BP:Was heißt aufteilen. Ich finde es eigentlich besser, wenn sie voneinander lernen. Auch die Tatsache, dass wir als Frauen Dinge anders sehen und uns anders verhalten oder eben Schwerpunkte anders setzen, ist stark historisch bedingt. Das muss nicht unbedingt angeboren sein. Für mich ist nicht eine Teilung erstrebenswert, sondern das voneinander lernen.


ifz: Fördern Sie Frauen bei Ihrer Arbeit?


BP: Ich fördere sie dadurch, dass ich sie bestätige. Sie erzählen mir zum Beispiel von Projekterfahrungen, wo sie das so und die Kollegen es anders gesehen haben.


Dann bestätige ich sie dadurch, dass mir das oft genauso gegangen ist. Ich hoffe, dass es ihr Selbstvertrauen fördert. Ich fördere sie nicht, indem ich sie vorziehe.


ifz: Was raten Sie Studentinnen? Praxis oder Wissenschaft?


BP: Das ist schwierig. Ich halte Praxisbezug für sehr wichtig. Eigentlich würde ich empfehlen, dass frau nach dem Studium erst in die Praxis geht und sich dann vielleicht für die Wissenschaft entscheidet. Ich habe es aber auch nicht so gemacht. Ich war lang an der Uni und bin erst jetzt näher an die Praxis gekommen. Grundsätzlich denke ich, sollten Frauen beständig prüfen, ob sie in einer Umgebung arbeiten wo sie sich wohl fühlen und ihre Qualitäten einbringen können.


Was ich gerade bei vielen Frauen an den Universitäten erlebe und was ich schade finde, ist dass sie oft in einer Nische arbeiten: zum Beispiel bei einem Professor, der bald emeritiert wird. Das heisst sie haben niemanden, der sie noch weiter fördern kann, gerade auch nach einer Promotion. Frauen sind da oft ungeschickt und trauen sich nicht, berechtigte Forderungen zu stellen. Sie nehmen häufig Bedingungen auf sich, die ihre männlichen Kollegen so nie akzeptieren würden.


ifz: Wie sind Sie zur Informatik gekommen?


BP: 1978 habe ich angefangen. Das ist schon lange her. Damals hat das Arbeitsamt mir das empfohlen, da ich in Mathematik gut war. Ich hatte nie vorher etwas von Computern gehört, aber ich war neugierig darauf.


Ich hatte während des ganzen Studiums eigentlich keine Vorstellung gehabt, wie die Praxis aussieht. Ich habe immer für mich überprüft, ob mir die Situation gefällt oder nicht. Wenn es mir nicht mehr gefallen hat, habe ich mir ein neues Thema gesucht. Auch nach der Promotion habe ich mir ein ganz anderes Thema für die Habilitation gesucht.


Meine männlichen Kollegen haben meistens im selben Bereich promoviert und habilitiert. Ich habe vorher theoretische Informatik gemacht (temporale Logik) und habe dann festgestellt, dass mir dort der Praxisbezug fehlt. Ich hatte dann das Glück, eine Übergangsstelle zu finden, in der es um formale Methoden in der Praxis ging.


ifz: Haben sie Mentoren gehabt? Wie haben Sie sie gefunden?


BP: Ich habe sie in einem bestimmten Rahmen gehabt. Mit dem Professor, bei dem ich promoviert habe, habe ich beispielsweise gar keinen Kontakt mehr. Aber ich habe auch das Fachgebiet gewechselt. Ich habe mir die Personen, mit denen ich gearbeietet habe, nicht gezielt unter dem Mentorengesichtspunkt ausgesucht. Das war häufig Zufall. Während meiner Promotion, wo ich kaum Frauen um mich hatte, habe ich mir dagegen meine Unterstütztungs gezielt in der Fachgruppe geholt. Das war sehr wichtig.


ifz: Vielen Dank.




Dr. habil. Barbara Paech



Fraunhofer Institute for Experimental Software Engineering (Fhg IESE)



Sauerwiesen 6



D-67661 Kaiserslautern



Germany



Tel. ++49-6301-707-226



Fax. ++49-6301-707-200




http://www.iese.fhg.de


Autorinnen: Zina Benenson benenson@castor.uni-trier.de

Herle Forbrichherle@gmx.de

von Zina

Prof. Dr. Birgit Pfitzmann

Interview


Interview mit Prof. Dr. Birgit Pfitzmann, Universität des Saarlandes, Saarbrücken.


Am 4.9.2000 eröffnete Birgit Pfitzmann mit ihrem Vortrag »Sicherheit in elektronischen Marktplätzen« die Ringvorlesung der 3. informatica feminale in Bremen. informatica feminale Zeitung hat sie zu ihrem Werdegang und ihrer Rolle als Professorin befragt. Sie hat Tipps zum Studium gegeben.


ifz: Wie und wann haben Sie angefangen, sich für Informatik zu interessieren?


BP: Ich habe an der Uni Karlsruhe Mathematik studiert. Mein Mann hat sich mit dem Thema »Sicherheit» beschäftigt. Ich fand das sehr spannend. Zu dritt haben wir eine kleine Arbeitsgruppe gebildet. Eine zeitlang habe ich versucht, neben dieser Forschungsarbeit mein Mathematikstudium weiter zu führen. Das ging zeitlich nicht und so habe ich zu Informatik gewechselt.


ifz: Wie verlief Ihre Karriere weiter?


BP: Ich habe an der Uni Hildesheim bei Prof. Joachim Biskup promoviert, dann ging ich für drei Monate nach Cambridge. Seit 1997 bin ich Professorin in Saarbrücken.


ifz:Was sind Ihre Interessen außerhalb der Informatik?


BP: Klassische Musik, Wandern, etwas Sport


ifz: Welche Tipps können sie den Studentinnen geben, was halten Sie für wichtig im Studium?


BP: Wichtig ist, »richtige« Leute kennenzulernen, mit denen man dann zusammenarbeiten kann. Wichtig ist auch, schon früh ins Gespräch mit Mitarbeitern und Professoren zu kommen. Kaum jemand kommt zu mir und meinen Kollegen in die Sprechstunde. Das ist langweilig. Man muß sich mehr trauen, Mut zum Fragen haben. Die Professoren haben oft wenig Kontakt zu Studierenden, bekommen kein feedback auf ihre Vorlesungen. Man soll auch etwas tun, um als »eine gute Studentin« aufzufallen. Man kann sich z.B. vor einer Vorlesung eine Frage überlegen, und sie nach der Vorlesung stellen. Dadurch werden Professoren auf gute Studentinnen aufmerksam.


ifz: Viele Studentinnen fürchten sich vor Prüfungen. Was würden Sie raten?


BP: Bei uns an der Uni gibt es bei der Fachschaft Listen mit typischen Prüfungsfragen. Man muß auf diese Fragen Antworten vorbereiten. Prüfer sind daran interessiert, eine gute Note zu vergeben und nicht daran, Studenten reinzulegen. Deshalb stellt man am Anfang keine speziellen Fragen. Es macht einen guten Eindruck, wenn die erste Frage sicher beantwortet wird.


ifz: Wie finde ich ein Thema für die Diplomarbeit?


BP: Um eigene Interessen zu bestimmen, würde ich raten, mehr in die Seminare als in die Vorlesungen zu gehen, auch wenn es nach der Studienordnung nicht notwendig ist. Seminare sind interaktiv, man kann mehr Fragen stellen, diskutieren, Vorträge halten, Mitarbeiter und Professoren kennenlernen.Um ein Thema zu finden, kann man auch zu verschiedenen Professoren gehen und fragen, welche Themen sie haben. Professoren brauchen gute Diplomandinnen, deshalb kann man sich solche Gespräche ruhig trauen.


ifz: Fördern und unterstützen Sie Frauen an der Uni?


BP: Es gibt zu wenig Frauen im Studiengang, deshalb habe ich nicht viele spezifische Erfahrungen damit. Ich hatte bisher nur 2 Diplomandinnen, eine von ihnen habe ich angestellt.


ifz: Was ist wichtig, wenn man in die Forschung gehen will?


BP: Man muß viel publizieren und zwar mehr auf englisch und in renommierten Zeitschriften. Man muß sich umsehen, welche Tagungen als »gut« und welche als »schlecht« gelten. Man muß viel international arbeiten, das gibt mehr Möglichkeiten, »schlaue« Leute kennenzulernen, mit denen man Ideen und Probleme diskutieren kann.


ifz: Was ist wichtig und interessant am Leben einer Professorin?


BP: Man darf nicht stehen bleiben. In der Forschung wird man immer gedrängt zu publizieren, weiter zu arbeiten, sich zu entwickeln. Man darf sich nicht zur Ruhe setzen und jedes Jahr schlicht und einfach dieselben Vorlesungen halten. Interessant ist die Möglichkeit, Themen selber zu wählen. Man hat motivierte Mitarbeiter, die promovieren oder ihre Diplomarbeit schreiben. Ich hatte das Glück, immer in netten Gruppen zu arbeiten. Man kann weiter vorausschauen und muß nicht in z.B. zwei Jahren ein »Produkt« abliefern.


ifz: Vielen Dank.


Prof. Birgit Pfitzmann ist unter pfitzmann@cs.uni-sb.de
zu erreichen.
Ihre Homepage ist http://www-krypt.cs.uni-sb.de.


Autorinnen: Zina Benenson benenson@castor.uni-trier.de

Herle Forbrichherle@gmx.de

von Zina