Auf der Brücke
Es war wieder soweit, die SEACON 2021 bringt mich auf neue Ideen. Und dass, obwohl die letzte nicht vor einem Jahr, sondern gerade erst im September stattfand. Respekt an die Orga. Einige alte Bekannte waren da, neue Bekanntschaften konnte ich auch wieder machen. Was will man mehr von einer Konferenz?
Worum ging’s? Um SW-Entwicklung, Vorgehen und Architektur.
So, erst mal sehen, wer alles dabei ist. Da hilft die Tn-Liste weiter, hier kann ich auch angeben, was ich suche und was ich biete. Fein. Auf der Brücke… ähm, in der Programmübersicht finde ich mich auch schnell ein. Dieses Mal finde ich schnell den Klick, mit dem ich in meine Sessions reinkomme.
Fisch? Äh… Tisch!
Eine Freude war das abendliche Treffen, an dem es zwar keinen Fisch gab (zumindest nicht bei mir im HomeConf), aber sehr wohl Tische, an denen man sich zusammensetzen konnte, um sich auszutauschen. Oder was über originalen Hamburger Gin lernen! Die Ginmacherin ist später schon für die „echte“ Konferenz in Hamburg vorgesehen. Sehr schön, Themenaustausch abseits von Software. Ohne Spaß keine Konferenz, denn das Gehirn braucht auch Endorphine, um sich die wichtigen Fakten zu merken.
Gefühlt war der Frauenanteil 2021 übrigens höher als sonst. Der Anteil bei der SEACON lag bei immerhin 15%. Kann mal jemand forschen, ob das mit online zusammenhängt? Dass man sich die Fahrtzeiten spart? Danke ;-) Und damit kommen wir zum nächsten Abschnitt…
Für wen?
Das Programm bot genug für Anforderungsfans, Architekturbuddys, Teckies und Agile, Aktive und Passive.
Für Fans der Anforderungsanaylse, User Storys, Backlog und spezifizierende Doku gab es unter anderem diesen Vortrag: Kunde – Vision – Backlog: In drei Schritten zum kundenzentrierten Produkt. Da habe ich eine Wertepyramide kennengelernt, die für eine richtungsweisende Vision hilfreich sein kann. Auf dieser Grundlage haben wir ein virtuelles Board genutzt, um das auch mal direkt in die Hände zu nehmen:

Vor dem Board (hier: miro.com) gab es einigen Input und die Präsentation eines bewährten Vorgehensmodells zur Erhebung von Anforderungen. Der Vortrag zeigte, wie man ein Produkt nutzerzentriert konzipieren kann. Mit einfachen Mitteln erhält man als Ergebnis ein erstes Product Backlog auf grobem Detaillierungslevel. Der aktive Teil trug dazu bei, den Transfer vom 3-Schritt aus der Theorie in die Praxis zu machen (das funktioniert virtuell genauso wie analog). Die beiden Vortragenden sind erfahren in Schulungen zu Scrum, Requirement Engineering und gestalten bzw. begleiten auch sonst durch weitere Methoden. Sie verfügen über Expertise in der agilen Softwareentwicklung. Diese Praxiserfahrung war auch spürbar.
Für was?
Treffen, Wissen, Machen.
Treffen: Als Get-Together gab es am Mittwochabend eine Einladung nach Gathertown (das oben angeteaserte Treffen mit dem Tisch.) Dort konnte man sich einen Avatar aussuchen, die Location „ablaufen“ und sich mit anderen unterhalten, in deren Nähe man gelangt ist. Sehr nett. Am Kamin prasselte sogar das Feuer im Hintergrund :-)
Leider war es so unterhaltsam, dass ich davon keinen adäquaten Konferenz-Screenshot gemacht habe; auf dem Bild seht Ihr, wie nostalgisch die Location anmutet (Bildquelle: https://gather.town).
Darüber hinaus gab es nach jedem Talk eine offene Runde, in der man Fragen stellen oder auch etwas beitragen konnte. Je nach Bedarf oder Vorliebe konnte man das mit Kamera und Mikro tun oder per Chat. Das war die Chance, das Gehörte mal auf die eigene Situation abzustimmen. Danke!
443 Teilnehmerinnen und Teilnehmer sowie Vortragende machten die Konferenz online größer als offline. Da darf man gespannt sein, wie „groß“ wir uns beim nächsten Offline-Event in Hamburg wiedersehen – wann auch immer das sein kann.
Was gibt’s noch über die Konferenzcommunity zu sagen? Ach ja. Die fachlichen Hintergründe spiegelten eine gute Mischung aus verschiedenen Disziplinen wider: IT-Technik, Anforderungsmanagement, Studis verschiedener Disziplinen, Beratungsprofis und agil-professionelle Leute. Die Bandbreite ging außerdem von jung (einige Studis) bis alt (Grauhaarige).
Wissen: Als Eröffnung gab es eine Keynote über die Hacker School. (Die gab’s zwar schon mal in der Zeitung, mit „GIRLS can do IT“ aber so ein Livetalk ist doch immer besser.)
Die Hacker School richtet sich seit 2014 an Kids und junge Leute zwischen 11 und 18 Jahren: An Wochenenden können sie Projekte mit sogenannten Inspirern erarbeiten, um ihre eigenen digitalen Kompetenzen zu entdecken und IT-Berufsbilder kennenzulernen. Damit werden junge Menschen unterstützt, ihre eigene digitale Zukunft zu verstehen und mitzugestalten. So kann vielleicht auch schlau dem Fachkräftemangel begegnet werden: Kein junger Mensch soll sich für einen Beruf entscheiden müssen, wenn sie oder er nicht vorher mal selbst gecodet hat. So die Vision.
Das Ziel in Zahlen: In spätestens fünf Jahren sollen mehr als 100.000 junge Menschen jährlich erreicht werden. Die aktuellen Zahlen zeigen: So weit ist das Ziel nicht weg!

Was mir besonders am Konzept gefällt? Es braucht nur 2 Tage á 4 Stunden Zeit, 2 ITler:i.nnen und möglichst eine Location bei einem Unternehmen, damit die Kids beim Lernen aus den normalen Schulräumen rauskommen. (Das könnte man jetzt das 2-4-2-Format nennen und markenschützen, aber ich schweife ab…) IT-Profis und IT-Talentierte können einfach direkt mitmachen, es gibt fertige Konzepte. Oder man bringt eigene Ideen ein. Kurse in Farsi und Pashtu und Arabisch sind in Planung. Mittlerweile findet die School in rund 40 Städten in statt.
Idee für die Zukunft: Eine „Einmal-um-den-Erdball-herum-Hacker-School“, angefangen in Australien und dann einmal rum. Ich freu mich drauf!

Der großartigste Talk im normalen Prgoramm war für mich: „Das neue System muss aber das Gleiche können wie das alte!“ – „NEIN!“ – Systeme richtig modernisieren. Alles, was man so an Erfahrungen mit der einfachsten Anforderung der Welt machen kann, war hier prägnant und präzise zusammengefasst. Mit vielen guten Argumenten, warum ein solch „simpler Wunsch“ keine sonderliche Hilfe ist, wenn man ein neues System braucht.
Auch die klare Vorgabe „Wie bei Apple“ müsste für uns aus der Technik doch klar und unmissverständlich sein… oder? Da haben wir doch eine handfeste Orientierungsmöglichkeit!
So ging es weiter im Talk. Lauter lustige Punkte, die Euch bekannt vorkommen könnten:
- Wir haben das schnell gefixt.
- Aus 3 mach 1.
- Wir machen das jetzt mit Microservices.
- Muss das so teuer?
- Das sollte gar nicht so lang da drin bleiben….
- usw. usf.
Ernsthafte Einsichten gab es zwischendurch auch. Seht Euch nur diese Kurve mit der Menge der Abhängigkeiten an, die der Menge der eingeführten Anforderungen gegenübergestellt ist.

Und zur Schere zwischen Wunsch und Eigenanteil will ich eigentlich gar nichts mehr sagen. Hier lasse ich Bilder sprechen:

Weiter im Programm.
In allen Sessions habe ich einiges gelernt und mich inspirieren lassen, habe geschmunzelt und Gleichgesinnte entdeckt. Hier ein paar Highlights:
- Wassermelonenstatus: Unten brennt es (rot). Im mittleren Management wird nichts so heiß gegessen, wie es gekocht wird (gelb). Oben kommt an es läuft (grün).
- „Hab ich noch nie gemacht, bin ich bestimmt gut drin“ (Julia Freudenberg zitiert in ihrer Keynote Pippi Langstrumpf)
- Shu Ha Ri und https://heartofagile.com
- Umzug in die Cloud: Achtung, Kosten explodieren! (Nach der vermeidbaren Kostenexplosion aufgeräumt, Info an Kunde „… ein produktives Softwareprodukt wurde optimiert, die Kosten um 90 % gesenkt, und zwar bei steigenden Userzahlen“ ;-)
- High Speed Scrum: Die Messe Spiel 2020 wurde in Rekordzeit virtualisiert, Schnelligkeit kann Erfolg haben. Das Geheimnis: Fokus!!

Machen: Ja, machen konnte ich auch was. Es gab Workshops, interaktive Parts bei Vorträgen, Netzwerken nicht nur in Gathertown, sondern auch in den erwähnten Diskussions- und Fragerunden im Anschluss an jeden Beitrag.
Neu war diesmal das Vortragsformat 8-1-8. Dabei gibt es zunächst eine 8-minütige Präsentation, gefolgt von 1 Minute Zeit für die Teilnehmer:innen, Fragen zu stellen. Dann folgt ein weiterer Block von 8 Minuten für die oder den Vortragenden, die Fragen zu beantworten. Leider hatte ich keine Gelegenheit, mich selbst bei den 8-1-8-ern zu tummeln – zu viele andere interessante Vortragsthemen… Schade.
Dieses und weitere Vortragsformate findet Ihr auf der SEACON-Website: www.sea-con.de/seacon2021/programm/vortragsformate.html
Noch nicht wieder im Programm: Open Spaces. Vielleicht wieder bei künftigen „echten“ Treffen? Oder beim nächsten digitalen Mal? Ich bin gespannt. Es könnte auch eine Ecke „Barcamp“ heißen. Oder vielleicht eine Art von Spontanworkshop-Slots… Hauptsache, der Austausch findet genauso Platz wie Impulse, Inspirationen und Erfahrungsberichte.
Fazit
Immer wieder schön, immer wieder neu. Sachkundig, fundiert, unterhaltsam. Ich plan das dann mal für nächstes Jahr wieder ein.
Mehr Infos
Konferenzwebsite:
www.sea-con.de
Maria



Das erste, was ich als Teilnehmerin der meccanica feminale lerne ist, dass es ein Care-Paket gibt. Ui toll.




Hier sind besonders viele Signale im Süden von Südamerika zu sehen. Und zwar hängt dies mit dem Magnetfeld der Erde zusammen, das versetzt zur Nord-Süd-Achse der Erde ist. Und diese Verschiebung kann man dann eben auch sehen, anhand der gemessenen Signale.
Prof. Klinkner stellte die nächsten Vorhaben an der Uni Stuttgart vor, … weitere Projekte, mehr Lehre, tiefere Einblicke für Studis.
Welche Stressmuster zeigen sie, wie können sie damit konstruktiv umgehen und vor allem: Wie verhindern wir die komplette Eskalation?
Die Dozentin ist studierte Bauingenieurin und hat 20 Jahre in diesem Beruf gearbeitet. Während dieser Zeit hat sie immer wieder die Erfahrung gemacht, dass Projekte nicht an fachliche-technischen Problemen scheitern, sondern an den Menschen. Der Schwerpunkt ihrer Tätigkeit liegt heute genau hier: Wie ticken Menschen und was können die Projektbeteiligten tun, damit das Team funktioniert?

Linda Rising. Zugegeben, ich hatte diesen Namen noch gar nicht richtig auf dem Schirm. Und dann kam diese ruhige, stille Frau über den großen Ozean in mein Homeofficebüro.

Software- und Systemdokumentation, das ist manchmal das einzige, was man hat, um sich einen Überblick zu verschaffen.

Sehr unterhaltsam und dabei voller Praxiserfahrungen ging es weiter. So konnten wir mit der Eselsbrücke „Pong und Rasenmäher“ lernen, dass man iterativ tiefer geht (Pong) bzw. hin- und herstöbert, bis man alles abgegrast hat, was man braucht.
Susanne Mühlbauer und Silke Foth haben zum Talk „Change the system, not the people: Systemisches Grundwissen für mehr Diversity & Inclusion“ eingeladen. Die Referentinnen haben Studienergebnisse, Erfahrungen und Praxiswissen mitgebracht und mit uns geteilt.

Tenor: „Objektorientierung revolutioniert die Software-Welt. Mit dieser Botschaft eröffnete Brad Cox 1992 die erste OOP. Heute stehen wir mitten in der Digitalen Transformation – auch eine Revolution. Es ist viel passiert in 30 Jahren OOP. Mehr als alle Technologien sind es aber die Menschen, die die OOP geprägt haben: Teilnehmende, Aussteller, Sprecher:innen, Organisatoren. Ein Abend mit Anekdoten rund um 30 Jahre OOP – auf ihrer Reise zurück in die Zukunft.“

Zum Einstieg haben wir erst mal ein paar Arbeitsplatzsettings ausgetauscht. D. h. alle, die wollten, konnten ein Foto mit ihrem Arbeitsplatz hochladen und mit den anderen teilen. Links das Arbeitsplatzsetting vom Profi und Konferenzorganisator (schon fast ein echtes Studio).
Meine mitgekritzelten Stichworte dazu: Kommunikation ist wichtig (wie immer, nix Neues, aber immer wieder wichtig), online Leute schulen erfordert direktiveres Arbeiten (mach ich auch mal gern… ’ne ganz klare Ansage zwischendurch) und schlau eingesetzte kann Technik sehr unterstützen – wobei man immer Plan B haben sollte, auch technisch, d. h. niedrigschwellige Tools vorhalten, die alle schnell nutzen und verstehen können. Als da wären: Chat. Officedateien zum Teilen oder Verteilen (Word, PPT). Und irgendeine Technik für Bild+Ton (sprich: Videoconferencing, wenn Webinartechnik nicht so recht funktionieren will).

Die Idee kam mir, als ich Nüsse vor mir liegen hatte. Nüsse, die ich nicht unbedingt selbst behalten muss. Nüsse, die ich nicht essen darf (Haselnüsse) oder muss (Walnüsse in Schale, denn ich hab noch soo viele fertig geschälte, die ich auch noch auffuttern muss).
Mal überlegen…


Die nächste Walnuss war so gut versteckt, dass sie nicht gefunden wurde (s. Pfeil). Tage vergingen. Wochen. OK. Dann wechsel ich hier mal das Versteck. Soll ja jemand futtern, soll ja kein Walnussbaum werden oben auf der
Um von den Besten zu lernen, bin ich wochenlang im Herbst um die Profis herumgeschlichen. Habe sie beobachtet. Standfotos zur späteren Analyse gemacht. Die Orte auch außerhalb der Profi-Trainingszeiten – die waren gerade auf der Massageliege oder auf der Couch in ihrem
Erst mal auf den Rasen. Logisch. Da ist Vergraben einfach. Stollen prüfen, damit es mit dem Spurten gut klappt. Dann Blätterverteilung checken. Und natürlich die Nuss nicht vergessen. Und Zurückhaltung! Noch nicht auffressen. Das Vergnügen kommt erst später!
Nächste Lektion: „Hinter und unter“
So, die nächste Lektion: „Unerwartet und unsichtbar“
Lektion: „Überflieger“





Für alle Teilnehmerinnen gibt es noch eine Herausforderung. Zu finden auf der Programmheftrückseite.





Bilder nimmt das Gehirn sofort auf. Und wenn sie passen und sie zum Leben erweckt werden (durch Kontext und kurze Erklärung), dann merkt man sich das i. d. R. auch viel länger. Und so haben wir gemalt… Fehler gemacht… und gelernt. Dann gezeichnet und am Ende gescribbelt. Scribbeln ist Planung und Weglassen. Und jeder Mensch kann das, alle Kinder können es. Wir verlernen es nur später. Das visuelle Grundvokabular wurde vorgestellt; die kreative Nutzung muss sich jede bzw. jeder selbst er-üben.
Nach dem gemeinsamen Einstieg folgte am Ende auch ein gemeinsamer Abschluss. Am Ende durften wir mit dem vorbereiteten Material endlich basteln. Und dann unsere Buchempfehlungen austauschen. Wer dann noch nicht genug hatte, konnte am Nachmittag nochmal online gehen und sich beim Netzwerken und auf dem virtuellen Marktplatz wiedertreffen.