Mr. Saitos reisendes Kino
Eine Insel vor Neufundland, schrullige Inselbewohnerinnen und kauzige Meeresküstenbewohner. Und mittendrin? Ein altes Wanderkino.
Doch das kommt erst später…
Die kleine Lita erzählt uns im Buch ihr ganzes Leben, inklusive dem zeitweise auftauchenden unsichtbaren Freund Ei. Und sie warnt uns zu Beginn: „Doch nicht einmal der stärkste Kraftprotz im Zirkus kann die Zeit anhalten. Ich rate dir also: Halte dich lieber gut fest, wenn du in den Kurven nicht rausfliegen und den Rest verpassen willst.“
Ihre Mutter liebt Schuhe (Tanzschuhe, Zebrastiefel, Kamiks… nicht so sehr die Holzschuhe der Insel) und Tango über alles. Ihr Vater? Spielt weiter keine Rolle, außer in der Sehnsucht der kleinen Lita. Ihre Reise Richtung Europa (Paris!) endet auf einer kleinen, kalten Insel in Kanada vor Neufundland.
Nach den ersten Jahre mit ihrer Mutter im Kloster (die dort als Findelkind lebte und mit 17 schwanger wurde) findet Lita auf der Insel eine erste echte Freundin, die gehörlose und einzigartige Oona McGregor.
Als Lita dem von allen lang herbeigesehnten Mr. Saito das erste Mal begegnet, ahnt sie nicht, dass er ihr Leben für immer verändern wird. Denn er bringt das Wanderkino mit.
Die Geschichte erzählt vom Finden von Familie an unerwarteten Orten, von Fischern mit bernsteinfarbenen Augen und Männern mit wildem Haarschopf, von Herzklopfen, auch von entlaufenen Tangoschuhen. Von der Liebe in all ihren Formen. Der Stil ist einfach sehr schön. Und im Laufe des Buches verändert er sich – minimal, aber doch so, dass man an ihm auch die Reifung der Figur erkennen kann. Einfach schön.
Das Gerüst der Geschichte basiert auf 7 Teilen. Sie repräsentieren die 7 Wellen, von denen 6 unspektakulär bzw. eher sanft an den Strand rollen. Die 7. Welle aber bricht und zeigt ihre ganze Kraft.
Fazit: Tolle Geschichte, tolle Formulierungen, ich war gleich drin im Leben von Lita und all‘ den anderen – und am Ende traurig, dass es schon vorbei war (bei immerhin mehr als 500 Seiten!)
Zitate, die zeigen, warum ich vom Schreibstil so begeistert bin:
Denn trotz des Windes war der Himmel azurblau und unendlich hoch. Eine Herde wattiger Schäfchenwolken zottelte über das Blau, und weiter draußen tauchte ein Seeadler ab und schnappte sich einen Fisch aus dem silbern glitzernden Meer.
[…]
Tagsüber lief sie steifbeinig in ihren viel zu kleinen Stiefeln herum und verlor alles aus den Händen, was man verlieren konnte. Teetassen, Gläser und gelegentlich auch den Mut.
[…]
Etwa zur gleichen Zeit merkte ich, dass Ei von zu Hause ausgezogen war. Ich suchte überall, doch er war weg. Hatte er sich vernachlässigt gefühlt, seit ich Oona kannte? Zum Schluss hatte ich wohl vergessen, auf ihn zu hören.
Hinter Eis hartgekochtem Äußeren verbarg sich eine feinfühlige Seele, und jetzt hatte ich ein schlechtes Gewissen.
Aber Ei war niemand, der Groll hegte. So etwas war viel zu kleinkariert. Er zeigte auch keine besondere Dankbarkeit, dass ich mich so viele Jahre um sein Wohlergehen gekümmert hatte. Ei gehörte in die Großstadt und gab erst viele Jahre später wieder einen Mucks von sich.
[…]
Während des Films […] schlüpfte das weiche Nougat heimlich an Lornas Stoffwechsel vorbei. Am nächsten Tag hatte besagter Stoffwechsel jedoch alles herausgefunden.
Themen? Naja, vielleicht eher… Fundstücke?
- Hippopotomonstrosesquippedaliophobie
- Tiktaalik roseae
- Duérmete mit niña (Sesame-street-Version)
Annette Bjergfeldt: „Mr. Saitos reisendes Kino“. HarperCollins 2025. 24,- EUR. ISBN 978-3-36500936-9.
Maria

Das Buch ist gar nicht mal sooo dick (um die 200 Seiten), doch der Rundumblick ist sehr gut gelungen: Von Arten von Intelligenz (entlang der Evolution bis KI) über aktuelle und künftige Möglichkeiten der KI bis hin zu den Gefahren. Die kurze, gut lesbare Einführung in das Thema Intelligenz hat mir als Anknüpfung dazu gut gefallen. Sis ist sehr gut zusammengestellt und erläutert. Und die wirklich schöne, greifbare, umfassende Definition von „Biodiversität“ holt die geneigte Leserin gut ab, hier die Kurzvariante: In Genen, Arten und Ökosystemen. Und im Buch gibt es die schöne, vollständige Definition.
Zu Beginn der Lektüre begegne ich
Nun ja, Finanzratgeber lesen ist jetzt nicht mein liebstes Hobby.

Man nehme: 1 gemütlichen Sessel, 1 Tasse Tee, 1 Schere & Lust auf winterliche, heimische Tierwelt.
Oh, so ein schönes Trostbuch. Sanft farbige Bilder, Herbststimmung. Auch mal monochrom illustriert.
Eine Sammlung von Gefühlen, mit etwas Selbst, viel Gemeinschaft und Gesellschaft als Kontext, die zu sehr persönliche Reflektionen angeregt haben. Dazu fundiertes Wissen, gut recherchiert und zusammengestellt, auch gut differenziert. Leicht zu lesen, auch unterhaltsam (doch auch mit ernsteren Gedanken). Immer mal wieder auch ein kurzes Abschweifen. Gefällt mir. Das kleine Format (ca. Postkartengröße) ist sehr handlich und ebenfalls einladend.
Themen:










Seit Jahren kämpfen Menschen um die künftige Bewohnbarkeit unseres Planeten. Luisa Neubauer ist nicht nur durch Fridays for future bekannt, sondern schlicht auch Eine von uns, die wir uns alltägliche Gedanken darüber machen.
Im Interview erwidert Luisa Neubauer auf die Aussage „Mich entmutigt manchmal, dass man irgendwie eh nie ein perfektes Verhalten hinbekommt…“ (freundin 19/2025):


Die Texte und Erfahrungsberichte sind aus Sicht von Betroffenen oder „Allys“ (Verwandte, Freunde, …) geschrieben. Es gibt Berichte und die Beschreibung selbst erlebter Situationen zu verschiedenen Aspekten: Aktivist:in sein, Selbstdiagnose … Das alles mit Schwerpunkt auf eigene, ganz persönliche Erfahrungen mit dem Anderssein, dem Abweichen von der Norm.
Fazit: Wiedererkennen oder Einsicht, beides kann aufleuchten beim Lesen
Torben Kuhlmann ist begabter Illustrator und hat ein Händchen für atmosphärisch dichte Illustrationen, die phantasievolle und wirklichkeitsgetreue Darstellung verbinden. Das Schönste an den Bildern ist für mich die „historisch“ angehauchte Farbwelt. Alles sieht aus wie auf verblichenen Fotos. Sehr, sehr schön.
