Mediatheken im Blick

Wer kennt das nicht? Frau bekommt einen Hinweis auf einen coolen Film oder eine Dokumentation in einer Mediathek (z. B. Marias Hinweis auf den Film zum Frauenwahlrecht), aber zeitlich passt es gerade so gar nicht. Die eigene App muss noch fertig programmiert oder das spannende Buch zu Improvisationstechniken wartet noch sehnsüchtig darauf, fertig gelesen zu werden. Ist dann endlich die Zeit da, ist der Film nicht mehr in der Mediathek – Autsch!

Genau hier setzt die Software MediathekView an, die es für Linux, Windows und OS X kostenlos zum Download gibt.

ScreenshotVon der Webseite:
„Das Programm MediathekView durchsucht die Online-Mediatheken verschiedener Sender (ARD, ZDF, Arte, 3Sat, SWR, BR, MDR, NDR, WDR, HR, RBB, ORF, SRF) und listet die gefundenen Sendungen auf. Die Liste kann mit verschiedenen Filtern nach Beiträgen durchsucht werden. Mit einem Programm deiner Wahl können die Filme angesehen und aufgezeichnet werden. Es lassen sich Abos anlegen und neue Beiträge automatisch herunterladen.“

Fazit: Die Oberfläche unter Linux wirkt etwas hausbacken, die Bedienung ist aber kinderleicht, und es tut genau das, was es verspricht.

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Vietnamesische Wunder im wilden Berlin

Sungs Laden

CoverWarm, witzig und über viele kleine Wunder erzählt Karin Kalisa: Ausgehend von einem kleinen vietnamesischen Laden nimmt eine Bewegung der ganz eigenen Art ihren Lauf. Der Laden gehört einem studierten Archäologen. Sung ist Ur-Berliner und gleichzeitig Nachkomme vietnamesischer Vertragsarbeiter, die in die DDR gekommen waren.

Alles beginnt in einer Schule. Wo Multikulti-Kinder „ihre Kultur“ vorstellen. Die Großmutter von Minh begleitet ihn und lässt ihre Darstellerin aus dem Vietnamesischen Wasserpuppentheater eine anrührende Geschichte erzählen. Wenn auch (noch) auf dem Trockenen… Von hier breiten sich die kleinen Wunder aus: Brücken aus Bambus („Monkey Bridge„) erscheinen zwischen den Häusern und verschwinden kurz darauf wieder, viele Deutsche im Viertel tragen Kegelhüte, auf Brachflächen grünt exotisches Gemüse, und ein Zahnarzt macht Sonntagsdienst für Patienten ohne Krankenkassenkarte.

Etwas Unglaubliches geschieht: Gute Laune herrscht in Berlin! Eine kleine Utopie, doch nicht sehr weit von unserer Gegenwart entfernt.

Vietnamesisches Wasserpuppentheater und Monkey Bridges. Wow!

Fazit: Exotisch, fantastisch und sehr, sehr schön!

Karin Kalisa: „Sungs Laden“. Droemer Knaur 2016. 9,99 EUR. ISBN 978-3-426-30566-9.

Damit Ihr eine Vorstellung bekommt, worum es geht… hier ein paar Bilder zu den Wundern.

Monkey Bridge:

Screenshot
Bildquelle: Google-Bildsuche (https://www.google.com/search?q=monkey+bridge+vietnam)

Wassertheater:

Screenshot
Bildquelle: Video-Screenshot (www.youtube.com/watch?v=hMWqvccmR3I)

Wartet auf die Stelle mit den Drachen! Und dem Fisch. Und dem Feuer. Und dem Seerosen-Drachen. Und am Ende noch eine lustige Panne…

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An die Fräse, fertig, los!

CNC-Fräsen für Maker und Modellbauer

CoverWer schon immer wissen wollte, wofür man einen Rechtsspiraligen Zweizahnfräser mit flachem Stirnanschliff benötigt, wird die Antwort in diesem Buch finden. Das Buch verspricht, „den Leser (sic)“ dort abzuholen, wo die ersten Hürden für den Einstieg in das CNC-Fräsen beginnen. Die fast 300 Seiten mit Glossar am Ende sind randvoll bebildert und viele Bilder sind sehr gelungen, z. B. ist mir jetzt sehr klar, was der Unterschied zwischen Umfangsfräsen und Stirnfräsen ist.

Das hätte ich mir allerdings etwas durchgehender gewünscht. Viele der Fotos lassen mich ratlos zurück, da ich nicht genau weiß, wo mein ungeschultes Auge hinschauen soll. Der ein oder andere farbige Pfeil oder Kringel hätte Wunder gewirkt.

Das Buch bedient aus meiner Sicht zwei Zielgruppen: Diejenigen, die sich nur mal allgemein informieren wollen, was wichtig für das CNC-Fräsen ist und worauf man achten sollte. Und auf der anderen Seite diejenigen, die einen spezielle CNC-Fräsmaschine-Bausatz mit einer speziellen Software aufbauen und nutzen wollen. Gehört man zur ersteren Gruppe (wie ich), hat das Buch einige Längen. Insbesondere dem Kapitel über den Aufbau der eigenen Fräsmaschine kann ich in weiten Teilen nicht viel abgewinnen.

Sehr gelungen hingegen finde ich das Kapitel zum 2D-Fräsen, in dem ein und dasselbe Modell in unterschiedliche Materialien (z. B. Hartholz, Aluminium, Messing) gefräst wird. Der Autor erklärt dabei, worauf beim jeweiligen Material zu achten ist und zeigt, wie man durch Feintunen bestimmte Fehler vermeidet.

Fazit: Guter Gesamtüberblick über Einsatzmöglichkeiten und Kosten einer CNC-Fräsmaschine. Gute Aufbau-Anleitung für eine Stepcraft-2/600-Fräsmaschine.

Themen

  • Die eigene CNC-Fräsmaschine
  • Fräswerkzeuge
  • 2D-Fräsen in der Praxis
  • Erweiterungen
  • Weitere Fräsarten
  • Alternative Steuerungen

Christian Rattat: „CNC-Fräsen für Maker und Modellbauer. Grundlagen – Technik – Praxis“. dpunkt 2016. 32,90,- EUR (D) / 33,90 EUR (A). ISBN 978-3-86490-351-9.

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Wie formatiere ich ein Gitarrengriffbrett?

Fretboard-Compendium

CoverIch habe Geburtstag, ich spiele Gitarre, ich möchte solieren lernen und ich bekomme das Buch „Fretboard-Compendium“. Der Einband verspricht mir „mehr Transparenz und Übersicht“ auf dem Griffbrett und soll Anfängerinnen wie Fortgeschrittene gleichermaßen ansprechen. Zudem bietet es ein „neuartiges System, welches […] das Navigieren auf dem Griffbrett deutlich erleichert“.

Das klingt vielversprechend und das knapp 80 Seiten schmale Buch kommt dafür mit zwei CDs daher. Alle Beispiele im Buch sind in Notenschrift und in Tabulatur notiert. Dazu gibt es entsprechende Hörbeispiele auf der CD. Diese sind häufig einmal in 120 bpm und einmal in 60 bpm eingespielt. Prima, dann bekomme ich schon mal einen guten Eindruck, wie das ganze schnell klingt und gleichzeitig die Möglichkeit, im langsamen Part die Übungen nochmal genau anzuhören.

Zu einigen Übungen gibt es Abbildungen von mehr oder minder bekannten Gitarristen mit Hinweisen wie „der benutzt das auch“. Aus meiner Sicht hätte man sich diese Bilder allerdings auch sparen können und eine Auflockerung mit anderen Grafiken machen können. Schmerzlich vermisst habe ich hier zudem auch mal eine Gitarristin, z. B. Orianthi Panagaris, Jennifer Batten oder Donna Grantis.

Die Aussicht auf ein hilfreiches „Griffbrett-Navigations-System“ und viele der Überschriften sprechen mich als Informatikerin sofort an. Da ist die Rede davon, dass „Griffbrett zu formatieren“ oder „Copy & Paste“ zu arbeiten.

Meiner baldigen Karriere als Solo-Gitarristin scheint also nichts mehr im Wege zu stehen. Ich stutze beim Lesen jedoch schon relativ schnell: Vieles von dem geschriebenen Text hätte man besser in hilfreichen Grafiken unterbringen können.

Auf Dauer ist es sehr verwirrend und vor allem auch anstrengend zu lesen, dass man im x-ten Bund auf der y-ten Saite mit Finger z die Note A erreicht. Vor lauter abstrakter Zahlen verliere ich schnell den Überblick und kann die eigentliche Lektion dahinter nur mit viel Mühe fassen.

Ein weiterer Punkt, der hier zusätzlich für Verwirrung sorgt, ist die Referenzierung auf die Tracks der CD. Jedes Notensystem hat eine Beispielnummer und die CD-Referenzierung in Form von „TRACK I/50“ (CD 1, Track 50). Wenn dieses Beispiel im Fließtext beschrieben wird, liest sich das so: „Als nächstes wird die dritte Note betont (Beispiel 1c, Tracks I/38&39). Beispiel 1d (Tracks I/40&41) verdeutlicht die Klangeigenschaft der Phrase, wenn der vierte Ton hervorgehoben wird.“ Eine Referenz auf das Beispiel hätte hier völlig gereicht. Den frei werdenden Platz hätte man schön für ein paar erklärende Grafiken nutzen können.

Die Kombination der beiden genannten Verwirrungstaktiken ist leider ziemlich tödlich für die Motivation. Ich habe das Buch schnell frustriert in die Ecke geworfen. Schade, wird wohl doch nichts mit meiner Karriere als Solo-Gitarristin.

Fazit: Steckt bestimmt viel Wissen drin, die Aufbereitung vermiest einer aber ziemlich die Laune

Themen

  • Das Paketsystem
  • Die horizontale Sichtweise
  • Shapes
  • Die klassischen Dur-Shapes

Jörg Hartig: „Fretboard-Compendium. Das „construction tool“ für gute Solos.“ PPV MEDIEN 2016. 19,95 EUR. ISBN 978-3-95512-123-5.

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Improvisieren mit schwierigen Statistiken und Zeitgenossen…

Improvisationstechniken

CoverZuerst war ich skeptisch… klingt der Titel nicht reißerisch? Irgendwie unseriös? Effekthaschend? Doch ich bin schnell eines Besseren belehrt worden. Immer mal wieder gibt es Situationen, in denen man improvisieren muss, ob man will oder nicht. Erfahrungsmäß geht dies mal gut, mal nicht.

Interessant ist der Ansatz: Das Buch stellt Techniken aus dem Improvisationstheater vor, d. h. vor allem Regeln und Absprachen aus dieser Kunstform, übertragen auf Situationen im Berufsleben. Vor allem in Deutschland hat der Begriff „Improvisation“ ein teils schlechtes Image. Manche verstehen das ja so: „Eher schlecht als recht“ oder „nicht durchdacht“. So ist es nicht gemeint! Es geht nicht um chaotische oder ständige Richtungswechsel ;-) Und was ist das Geheimnis guter Improvisation? Vorbereitung und Übung, um auf Unerwartetes souverän zu reagieren.

Der Autor weiß sehr genau, wovon er schreibt. Was geht und was nicht. Wo Improvisation zwingend notwendig ist und wo sie sinnvoll ist. Im Kern geht es um Kooperation und darum, das eigene Ego im Sinne der Sache etwas zurückzunehmen.

Das Buch ist übrigens kein Plädoyer gegen das Planen. Das ist nämlich auch sehr sinnvoll.

Hervorragend ist der Abschnitt über Brainstorming. Danach versteht man, warum es so oft so schlechte Ergebnisse zu liefern scheint. Weil es inkonsequent und schlecht durchgeführt wird… Und wie man es besser gestalten kann, lernt man hier, so dass auch was dabei rauskommt. Oft was Neues, Besseres.

Ein paar Übungen werde ich sicher in meinen Seminaren mal machen.

Fazit: Viel besser, als ich zuerst dachte!

Themen

  • Spielräume nutzen
  • Zurückfinden in die Komfortzone
  • Pannen und kleine Katastrophen auflösen
  • Perspektive wechseln: Lösungsangebote erkennen
  • Flexible Körpersprache
  • Typische Situationen
  • Eigene Ideen loslassen
  • Angebote machen
  • Andere gut aussehen lassen
  • Scheitern
  • Statusverhalten verstehen, Statusflexibilität und Status in Teams
  • Seminare und Training
  • Agiles Projektmanagement
  • Improvisationsübungen

Jörg Preußig: „Improvisationstechniken. TaschenGuide“. Haufe 2017. 7,95- EU. ISBN 978-3-648-10016-5.

Souveräner Umgang mit schwierigen Zeitgenossen

Cover„Schwierige Zeitgenossen, kenn ich, davon wimmelt es doch nur so!“ Wem das schon mal durch den Kopf gegangen ist, für die oder den sei dieses Büchlein warm empfohlen. Es beschreibt, wie man souverän mit den Schwierigen umgeht. Strategien und Lösungen zu verschiedenen Konfliktarten sind hier zu finden. Dabei liegt der Schwerpunkt im Berufsleben, auch wenn Manches sicher auch persönlich und privat hilfreich ist.

Ob im Meeting, im Team oder bei der Arbeit über Hierarchiestufen hinweg – im Job muss man öfter mit schwierigen Zeitgenossen zurechtkommen, die man privat meiden würde. Was tun? Als Antwort ein Zitat: „Es gibt viel mehr Möglichkeiten, als Sie denken.“ Stimmt!

Die Autorinnen geben einerseits Input zu Ursachen von Schwierigkeiten und Konflikten, andererseits zum Umgang damit und zum eigenen Handeln. Dazu gehört u. a. das Thema Widerstand. Im Buch ist das sehr gut dargestellt: Warum andere nicht tun, was wir wollen. Und warum das manchmal sogar gut ist. Man erfährt, welche Formen von Widerstand es gibt (nicht alle sind sofort zu erkennen) und welche Ursachen Widerstand haben kann. Man lernt, wie man Konflikte vermeidet oder löst, wie man mit Konflikten überhaupt umgeht – und wo man seine eigenen Grenzen kennenlernt und ausweitet oder schlicht hinnimmt.

Fazit: Kluges Buch. Obacht, es gibt natürlich hier auch keine simplen Standardlösungen :-)

Themen

  • Widerstand
  • Verständnis
  • Die eigenen roten Knöpfe: Auslöser und Notbremsung
  • Konfliktkompetenz: Ein Weg, kein Zustand
  • Beziehungen und Konstellationen
  • Ent-Täuschung
  • Tiefenschichten im Konflikt
  • Gespräch und Meeting
  • Vorgesetzte kritisieren
  • Selbstmanagement und Selbsterkenntnis
  • Haltung, Geduld, Durchhalten
  • Wachsen an Schwierigkeiten

Andrea Lienhart und Theresia Volk: „Souveräner Umgang mit schwierigen Zeitgenossen. TaschenGuide“. Haufe 2017. 7,95- EUR. ISBN 978-3-648-09419-8.

Statistik

CoverKenngrößen, Konzentrationsmaße, Regression, Zufallsvariablen – alles Gängige aus der Welt der Statistik ist hier vertreten. Das Büchlein führt kurz in die wichtigsten statistischen Verfahren und Wahrscheinlichkeitsrechnungen ein.

Was mir als erstes auffiel: Sehr knapp, dabei erstaunlich verständlich.

Was ich gelernt habe: Was ein Boxplot ist, nämlich eine visuell verdichtete Darstellung verschiedener Merkmale. Eine beeindruckende Visualisierung, darauf muss man erst mal kommen : -)

Leider hab ich auch was für einen Punktabzug in der B-Note gefunden, und zwar einen kleinen Tippfehler: Ein blau markiertes Feld im Koordinatensystem wird im Text als „rosa Fläche“ genannt. Ha! Aufgefallen! Nunja, da sieht das letzte Layout farblich wohl etwas anders aus als in der ersten Version… und dieser kleine Fauxpas tritt leider nicht nur einmal auf. Tipp ans Lektorat: Einfach „farbig markiert“ schreiben, das passt dann immer ; -)

Ein Bezug auf Kalkulationsprogramme wie Excel & Co. wird im Vorwort angekündigt als Information „in roter Umrahmung“. Hm, das finde ich jetzt nicht, müsste doch beim Durchblättern schnell ins Auge fallen. Ist damit Excel-Formel-Syntax gemeint? Sowas seh ich hier nirgends. Mysteriös. Ach, doch! Es ist eine blaue Umrahmung, und etwas versteckt platziert unter der mathematischen Formel, die prominent als Eyecatcher funktioniert. Und dann teils mit griechischen Buchstaben, deswegen hab ich’s auch nicht gleich gecheckt.

Fazit: Gutes Preisleistungsverhältnis. Kommt bei mir ins Büro. Für Studium und Beruf bestens geeignet.

Themen

  • Praxisbeispiele
  • Statistische Funktionen und ihre Parameter
  • Verteilungen, Häufigkeitsverteilungen
  • Zeitreihen und Indexzahlen
  • Regression und Korrelation
  • Wahrscheinlichkeit und Zufallsvariablen
  • Grenzwertsätze
  • Schätz- und Testtheorie

Johannes Grabmeier und Stefan Hagl: „Statistik. Grundwissen und Formeln. TaschenGuide“. Haufe 2016. 7,95- EUR. ISBN 978-3-648-08403-8.

Und hier noch ein kleiner Bonus für Leserinnen und Leser dieser Rezension: That’s a Boxplot!

Screenshot vom Video

Erklärvideo zu Boxplots https://de.khanacademy.org/math/probability/data-distributions-a1/box–whisker-plots-a1/v/reading-box-and-whisker-plots

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Führen durch Moderieren

Moderationskompetenz für Führungskräfte

CoverFührungskräfte müssen immer öfter auch moderieren. Das Ziel ist klar: Gute Ergebnisse, mehr Ideen, wie das Unternehmen weiterentwickelt werden kann, eine höhere Motivation und Einbindung möglichst aller Beteiligten. Und das möglichst ohne lange Vorbereitungen.

Führungskräfte sollen hier stöbern können. Sie sollen „einfach mal Methoden ausprobieren“, passend zur Situation im Team. Die Methodensammlung ist grafisch gestaltet und will Praktiker (und Praktikerinnen wohl auch…) auf ungewöhnliche Art unterstützen, ihre Moderationsfähigkeiten spielerisch auszubauen, ohne sich lange inhaltlich vorbereiten, planen oder besonderes Material einsetzen zu müssen. Die Idee scheint gut; leider kommen ein paar Aspekte etwas kurz… doch dazu später genauer.

Das Buch ist in zwei „Schwierigkeitsstufen“ aufgeteilt: Basic (schnell, einfach) und darauf aufbauend Upgrade (Methoden erfordern mehr Erfahrung / Zeit). Jeder Teil liefert Methoden, Visualisierungsideen und Input zum Mindset. Dies „Mindset“ ist hier definiert als Motivationshilfen und Tipps, um die Entwicklung im Team zu fördern. Im Basic-Teil sind durchaus auch gute, kurze und prägnante Methodenbeschreibungen zu finden.

Das Thema Kanban-Board ist meines Erachtens zu knapp für den Basic-Teil und wird ohne weitere Vertiefung der Methode nicht gerecht. Und verfehlt hier das eigentliche Ziel, da die wichtigsten Hebel der Methode unerwähnt bleiben. Hier fehlt mindestens ein Hinweis, dass es Teil einer umfangreichen Zusammenarbeitsmethode ist. Und idealerweise ein direkter Verweis auf eine gute Quelle, die die Einführung von Kanban im Team vorstellt.

Insgesamt sind mir viele Methoden zu oberflächlich beschrieben, das Wesentliche ist dort aus meiner Sicht nicht immer gut herausgearbeitet. Manches ist sogar so verkürzt dargestellt, dass man durch falsche Anwendung auch leicht die Unterstützung durch die Methode ad absurdum führen würde…  Arg verkürzt ist z. B. der Rat: „Flipchart-Blätter nie umschlagen, sondern aufhängen“; natürlich ist das so gemeint, dass es gut ist, wenn man immer alles sehen kann. Klar ist das oft hilfreich. Andererseits ist das oft an der Praxis vorbei, weil es schlicht nicht in jedem Raum möglich ist, das umzusetzen. Und es ist auch nicht für alle Fälle wirklich unbedingt notwendig. Und dann gibt es auch noch einen wirklich „gefährlichen“ Rat: Flipchart-Blätter mit Kreppband aufhängen, mit der Aussage, dies „hinterlässt.. keine Rückstände“. Das ist schlicht falsch, denn je nach Wandbeschaffenheit und Qualität vom Kreppband kann man durchaus Löcher in der Tapete oder abgerissene Wandfarbe riskieren…

Schließlich frage ich mich, wer genau die anvisierten Zielgruppe ist: Ist das Buch für angehende und sehr unerfahrene Führungskräfte gedacht? Dafür fehlt das Prädikat „idiotensicher“. Liebe Zielgruppe, nicht persönlich nehmen, ich akzentuiere ;-) Oder ist es für erfahrene Führungskräfte? Denen würde ich eher andere Bücher als Nachschlagewerke empfehlen… Für jede Art von Zielgruppe gilt, dass man Führungskräfte nicht so sehr unterschätzen sollte, wie es für meinen Geschmack passiert, wenn hier das Wort Sketchnotes ins Deutsche übersetzt wird mit sketch = Skizze und note = Notizen. Die Führungskraft, die sich das nicht selbst erschließen kann, halte ich nicht für eine Führungskraft, die diesen Namen verdient … jedenfalls ist das mein Anspruch an verantwortungsvolle Positionen.

Jetzt zur B-Note: So gut wie alles an handschriftlichen Wörtern in den Visualisierungen ist in GROSSBUCHSTABEN geschrieben. Was nachgewiesener Maßen schlecht lesbar ist. Das sollte so ziemlich in den ersten Stunden einer Moderationsausbildung gelernt worden sein, dass man so etwas tunlichst vermeidet.

Hier doch noch etwas, das positiv aufgefallen ist: Ein paar gute Ideen findet man beim „Skizziervokabular“. Auch von den „Meeting-Templates“ für Flipcharts kann man gut was einsetzen oder sich inspirieren lassen.

Den Lesern (und Leserinnen wohl auch…) stehen digitale Handouts, nämlich Empathy Map und Ideen-Canvas, als Download zur Verfügung. Dass der Verlag darauf hinweis, dass diese als persönliche Arbeitshilfe jederzeit in beliebiger Anzahl ausgedruckt werden können, nun ja… hätte man sich vielleicht auch selbst denken können ;-)

Fazit: Verbesserungsfähig. Eine ausreichende Hilfe zur Auswahl von Methoden fehlt.

Themen

  • One Minute Meditation
  • Meeting ohne Tagesordnung
  • Das allwissende Team
  • Kopfstandmethode
  • Stand-up Meeting
  • Stuhlkreis
  • Fotoprotokoll
  • Kanban-Board
  • Der Filter
  • Walk and Talk
  • Working out loud
  • Retrospektive
  • Warum es sinnvoll ist, wenn Führungskräfte Meetings moderieren
  • Intrinsische Motivation fördern
  • Gemeinsam Rahmenbedingungen für die Arbeit klären
  • Haltung im Meeting

Tanja Föhr: „Moderationskompetenz für Führungskräfte. Methoden und Mindset für Meetings mit Partizipation, Eigenverantwortung und Kreativität“. managerSeminare 2018. 24,90 EUR. ISBN 978-3-95891-046-1 .

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Anja an Jan: Mach mal Kanban!

Kanban – mehr als Zettel

CoverEine Managementmethode, die hilft, besser zu werden, wenn es eng wird. Der eigentliche Benefit von Kanban entsteht komplett erst dann, wenn mehr als nur die persönliche Arbeitsleistung auf einem Board steht. Erst wenn mehrere Teile der Wertschöpfungskette diszipliniert miteinander arbeiten, lässt sich für das Unternehmen ein echter Nutzen ableiten. Diszipliniert heißt übrigens nicht, dass es nicht auch Spaß machen kann! Weil man eben merkt, dass sich sowohl der persönliche als auch der unternehmerische Erfolg einstellt.

Der Plot ist im Grunde ähnlich wie in Die Kraft von Scrum oder in Der Bienenhirte. Das Buch ist also kein klassisches Fach- oder Sachbuch, sondern eine Geschichte, die die geneigte Leserin lehrt, was zu tun ist, wo Fallen lauern und wie man’s besser machen kann. Das Ganze ist erfreulich flüssig zu lesen.

Sympathisch: Der Autor hat die Rolle mit der meisten Expertise mit einer weiblichen Figur besetzt. Die männliche Hauptfigur Jan stellt sich schon mal begriffsstutzig an, bevor ein Gedanke oder Prinzip verstanden ist. Außerdem ist Jan als Team-Leiter immer mal wieder sehr ungeduldig und neigt dazu, wichtige Schritte zu überspringen, bevor er sie wirklich verstanden hat.

Sonst noch was?

Ooooh ja… was wäre ein Index schön! So musste ich wieder viele Haftnotizzettel in die besonders lehrreichen Seiten reinpappen. Nicht mal ein Inhaltsverzeichnis ist da. Und selbst wenn, die Kapitelüberschriften heißen eins, zwei, drei… Das geht besser. Ein E-Book gibt’s zur Papierausgabe auch gleich mit dazu, da kann man wenigstens nach Begriffen suchen.

Einen Eindruck vom Autor bekommt Ihr auf www.kanbwana.de, seinem Blog zum Thema.

Fazit: Lesen, manchmal schmunzeln, mitfühlen, wiedererkennen und lernen

Themen

  • Kanban-Board
  • Kooperation
  • Prinzipien und Praktiken
  • Veränderungsmanagement und Dienstleistung
  • Durchlaufzeit
  • Begrenzung paralleler Arbeit
  • Engpässe auflösen
  • Schnelle Lieferung wertschaffender Systeme

Florian Eisenberg: „Kanban – mehr als Zettel. Evolutionäre Revolution – Wie Kanban hilft, endlich besser zu werden“. Hanser 2018. 22,- EUR. ISBN 978-3-446-45672-3.

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Wo Spiritualität in der Organisationsberatung hilfreich sein kann

Organisation und Inspiration: Ein neues Modell von Führung

Cover

Transformation und Führung sowie den Begriff der Inspiration für Management, Organisations- und Personalentwicklung auf dem Hintergrund westlicher Theologie – das will das Buch aufgreifen. Ausgehend von Ansätzen des Buddhismus, erschließt das Buch das Thema Inspiration unter Rückgriffe auf westliche Ansätze (z. B. Altes und Neues Testament).

Dabei ist Führung ein immer komplexeres Phänomen verstanden, das über die Person des Führenden hinausgedacht werden muss, nämlich im Kontext von Teamführung als Systemsteuerung und Beziehungsaufbau im Team. Dabei werden auch die in der Führung üblichen Heldengeschichten adressiert. Den Abschluss macht eine Ergänzung im Kontext von Zukunftsfähigkeit: Preferred Futuring von Larry Lippitt. Als allgemeiner Bezugsrahmen dienen die bewährten Organisationsentwicklungsansätze von Edgar H. Schein: Helfen, Prozessberatung, Gutes Befragen und Kulturentwicklung.

Ein Aspekt widmet sich Überlegungen zur Frage, wie man z. B. Lernangst verringert. Dies geschieht u. a. durch…

  • positive Vision
  • notwendige Fertigkeiten trainieren
  • Lernende am Lernprozess beteiligen
  • beteiligte Gruppen informell trainieren
  • positive Rollenvorbilder beobachten lassen
  • Organisationsstruktur anpassen

Gut gefallen hat mir die Unterscheidung der Definitionen von Change (Changemanagement, Veränderungsmanagement) und Transformation (organisationalen Kontext ändern in zukunftsfähig). Das Buch ist aktuell genug und verständlich. So gibt es ein Beispiel zu systemischen Effekten und Krisenmanagement im Kontext der Ölkatastrophe von 2010 („Deepwater Horizon“-Explosion). Wie es gelaufen ist. Wie es klüger gemanaget worden wäre.

Der Abschnitt „System und Person entwickeln“ dagegen verdient Kritik: Hier ist mir gar nicht klar geworden, wie das zu den restlichen Inhalten passen soll?!?

Achtung: Es handelt sich doch um eine anspruchsvolle Lektüre. Was sich an diesem Zitat einschätzen lässt: „Wollen wir diese Überlegungen für die beratende Arbeit fruchtbar machen, braucht es eine Übersetzung von Lebensbeobachtungen auf ihr inhärentes Prinzip. Die existenziellen Vollzüge müssen in ihrer Wesenhaftigkeit beschrieben und begreifbar werden. Eine strukturierende Landkarte hilft dann prospektiv auch dazu, klärende Porzesse schrittweise einzuordnen und zu verstehen.“

Es liest sich also nicht einfach so weg, sondern man muss schon sehr konzentriert sein beim Lesen.

Das Buch gibt dafür durchaus hilfreiche Impulse, vor allem dadurch, dass die Beiträge im Buch die religiöse Bildsprache (Altes und Neues Testament) zurück in „unseren supervisorischen Kontext“ übersetzen. Es gibt viele Metaphern, entwicklungspsychologische Aspekte und Erkenntnisse zur Gruppendynmik. Ausgangspunkt und Grundannahme ist, dass Organisationen werden als lebendiges System betrachtet werden, die mehr sind als „viele Personen“. Das kennt jeder, der mal länger in einer größeren Organisation war und beobachten konnte, dass die „Kultur“ sich durchsetzt, auch wenn die Personen wechseln und durchaus änderungsbereit sind.

Hier geht es um mehr als Methoden, es geht um innere Haltung, Offentheit und die Bereitschaft zur Persönlichkeitsentwicklung. Es geht unter anderem auch um „Weisheit“. Und wie das bzw. diese in Beratungssituationen Menschen unterstützen kann, für sich selbst Veränderungen (also hier: krasse Veränderungen, nämlich Transformationen) mutig zu durchleben.

Achtung, es gibt sogar Poesie (Gedicht „Morgendämmerung“ von Britta Schönberger) ;-)

Vor dem Hintergurnd von Systemtheorie, Theorie U und dem Berücksichtigen von spirituellen Gesichtspunkten werden organisationsberaterische Ansätze vorgestellt, wie erwähnt u. a. die „Acht Schritte im Preferred Futuring“ von Lawrence L. Lippitt (hier kurz in meinen Worten):

  • Die eigene Geschichte erzählen = einander verstehen
  • Prouds & Sorries sichtbar machen
  • Werte und Anschauungen offenlegen
  • Umfeld (Trends, Ereignisse) einbeziehen = Sog in die Zukunft
  • Bevorzugte Zukunftsvision entwickeln
  • Vision auf Umsetzbarkeit prüfen (u. a. Hindernisse identifizieren und ggf. ihre Überwindung)
  • Lernangst überwinden = Ermutigung
  • Plan in Aktionen umsetzen  = Machen!

 

… mit den entsprechenden (organisatorischen) Voraussetzungen:

  • sorgfältige Auftragsklärung (sic!)
  • alle(!!) Beteiligte: Bereitschaft sich einzulassen
  • Vertrauen in die Methode
  • Fähigkeit, Energie zu halten, und mit wachsender Energie umzugehen
  • Dokumentation der Lernschritte = Erfolgsschatz (echt, nicht als Feigenblatt)
  • erfahrerne/r Transformationsleiter/in

Fazit: Anspruchsvoll, tiefgründig, übergeordnet und teils abstrakt

Gerhard Fatzer, Britta Schönberger und Sabina Schoefer: „Organisation und Inspiration: Ein neues Modell von Führung“. EHP Organisation. EHP 2015. 37.99 EUR (D) / 61,- CHF (CH). ISBN 978-3-89797-070-0.

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Profis über das Hirn: Mädchen und Jungs – Frauen und Männer

Dr. Gerald Hüther: ScreenshotMädchen und Jungs – wie verschieden sind sie?

Diesen Vortrag hielt Dr. Gerald Hüther, erfahrener Experte der Hirnforschung, bei einer Fortbildungsveranstaltung zum Girls´ Day.

Er zeigt hier, wo und wieso es Unterschiede in der Entwicklung beider Geschlechter gibt und wie sich diese auswirken. Also hauptsächlich im Hirn. Und auch insgesamt. X-Chromosome und Y-Chromosome und wo man Mitleid entwickelt. Und warum Unterschiede ja ganz schön sind. Und dass Gleichsein nicht das Wichtigste ist (gleiche Chance schon, das ist ja was anderes).

Gerald Hüther stellt auch die Sinnfrage, ob es denn einen Girls´ Day geben muss. Dazu gibt es unterm Video noch ein paar Anmerkungen.

Vortragslink:
www.youtube.com/watch?v=V5UAgR8gyFY (ca. 50 Min)
Am 7. Apr. 2016 veröffentlicht auf YouTube. Der Vortrag wurde am 15. März 2016 in Linz / Österreich aufgezeichnet.

ScreenshotVera F. Birkenbihl: „Männer – Frauen. Mehr als der sogenannte Unterschied“ (in 2 Teilen)

Wie es zum Geschlecht kommt, wenn ein Kind entsteht. Und wie es weitergeht. Und wie das Gehirn männlich oder weiblich ist. Und auch der Körper. Sehr unterhaltsam, sehr spannend, sehr informativ.

Zitat: „Eigentlich… sind wir nicht kompatibel…
wie ein PC und ein Macintosh. (Wir sind hier Männer und Frauen.) Beispiel: Für Frauen ist Kommunikation für Verbindung zuständig. Für Männer ist Kommunikation ein Machtinstrument. Männer- und Frauengehirne neigen zu unterschiedlicher Wahrnehmung und entsprechenden Reaktionen darauf. Wir können jedoch lernen und uns austauschen, so dass es funktioniert.

Noch ein Zitat: „Männer definieren ihre Identität ausschließlich über Männer. Frauen über Menschen.“

Für Männer sind Taten wichtiger. (Als Worte.) So, und daraus kann man lernen. Beispiel aus dem Vortrag: Ein Paar sitzt zu Hause, er ohne Hemd. Sie könnte jetzt sagen, dass sie das stört und warum. Was tut sie? Zieht ihre Bluse und ihren BH aus. Er steht wortlos auf und geht sich etwas anziehen. So ist das gemeint, dass für Männer Taten wichtiger sind als Worte.

ScreenshotNach Milliarden von Jahren einer getrennt erfolgten Entwicklung (grundlegende Asymmetrie) und Millionen von Jahren mit einer zwangsläufig sehr unterschiedlichen Basis-Motivation wurden 1928 zwei Werke publiziert, die alles, was man wusste, in Frage stellten. Eines begründete den Behaviorismus (Umwelt ist alles), das zweite schien zu beweisen, dass jede Kultur völlig anders geartete Männer und Frauen heranziehen kann (Kultur-Relativismus). Als dann in den Siebzigern ein gewisser Dr. John Money behauptete, alle Kinder seien bis Ende des zweiten Lebensjahres neutral, und könnten zu Jungen ODER Mädchen erzogen werden, stand die absurde Tatsache fest.

Man muss wissen, wie es dazu kam, um zu begreifen, wie echte Gender-Chancengleichheit geschaffen werden kann.

www.youtube.com/watch?v=PNmumMFx8l4 (ca. 2,5 Std.)
Am 3. Feb. 2013 veröffentlicht auf YouTube.

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Selbst werkeln, leicht gemacht

Werkzeuge für Maker und Bastler

CoverWer als Bastlerin (neudeutsch: Maker) unterwegs ist, benötigt in der Regel Wissen über den Umgang mit verschiedenen Materialien und Werkzeugen, z. B. um das eigene Arduino-Projekt in einer optisch anspruchsvollen Holzbox unterzubringen.

Wie auch schon das Buch „Make: Elektronik – Eine Einführung für Bastler, Geeks und Künstler“ vom selben Autor bietet dieses Buch ein guten soliden Einstieg in das Thema mit vielen Projekten und einer „wir machen was kaputt“-Mentalität. Es ist dabei für Anfängerinnen geschrieben, aber auch Fortgeschrittene werden wieder auf ihre Kosten kommen.

Wie auch beim ersten Buch gefällt mir der lockere und witzige Schreibstil, die wieder mal vielen exzellenten Abbildungen und die vielen Erklärungen, warum wir etwas auf die und nicht auf eine andere Weise machen. Es wird auch wieder was kaputt gemacht! Grundsätzlich ist das Buch wieder ein Mitmachbuch mit vielen unterschiedlichen Projekten, von nützlich (Bilderrahmen), verspielt (Schiebepuzzle) bis „weil’s geht“ (Origami-Kranich). Zwischen den Projekten werden in Form eines Steckbriefs verschiedene nützliche Informationen zu Material und Werkzeug eingestreut (z. B. alles über Bohrmaschinen, Bohrer und Bits).

Ich habe das Buch fast wie einen Roman gelesen und war nach jeder Seite gespannt darauf, was wohl als nächstes Projekt kommt. Viele der Projekte laden zum Mitmachen ein und ich bin schon krampfhaft am überlegen, wie ich meinen Topfuntersetzer kaputt bekomme, damit es sich lohnt, das vorgeschlagene Topfuntersetzer-Projekt zu machen. Na gut, ich könnte das Projekt auch so machen, ohne etwas vorher kaputt zu machen :)

Was mir nicht so gut gefallen hat, wie auch schon beim ersten Buch: Das Auge der Leserin könnte bei manchen Bildern mehr geführt werden. Um nur ein Beispiel zu nennen: Gegen Ende des Buches gibt es ein Bild von einer Nutfräse. Im angrenzenden Text wird erklärt, wie diese eingesetzt wird, zum Beispiel mit welchem Teil der Fräse gefräst wird. Ein kleiner roter Kringel oder ein Pfeil auf die entsprechende Stelle hätte mir beim Verstehen sehr geholfen.

Eine weitere Kleinigkeit, die mir ebenfalls beim ersten Buch schon negativ aufgefallen ist, ist die fehlende Sprachsensibilität: Im Buchtitel steht „Bastler“, Frauen sind vermutlich mal wieder „mitgemeint“. Die englische Version kommt da mit einem „Make: Tools“ deutlich genderneutraler rüber. Im Fließtext fällt es nicht so auf, da der Autor die Lesenden in der „Sie“-Form anspricht.

Aus meiner Sicht auf jeden Fall eine Kaufempfehlung, für alle, die aktuell versuchen die digitale Welt (z. B. Arduino) in analoge Materialien (z. B. Acrylbox) zu bringen. Aber auch für alle, die sich – unabhängig vom Digitalen – für die genannten Materialien und dessen Verarbeitung interessieren, für ausgebildete Tischlerinnen (o. ä.) ist das Buch jedoch nichts.

Themen

  • Werkzeugkunde (Hammer, Nägel, Bohrmaschine, Bohrer, Bits, Zwingen, Schrauben, Schraubendreher und weitere)
  • Materialkunde, insbesondere Holz, Verbundwerkstoffe, Acryl, Polycarbonat
  • Projekt: Schiebepuzzle
  • Projekt: Würfel
  • Projekt: Bilderrahmen (4-eckig, 5-eckig, 6-eckig….)
  • Projekt: Lotusflöte
  • Projekt: Monstertruck
  • Projekt: Pantograf
  • Projekt: Holzkiste (in mehreren Variationen)
  • Projekt: Origami-Kranich

Charles Platt: „Werkzeuge für Maker und Bastler“. dpunkt 2017.

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Personen fotografieren, eine persönliche Sicht

Manche Fehler muss man selber machen

CoverAls Mischung aus Fachbuch und autobiografischen Fotosessionberichten ist das Buch nach einem eher außergewöhnlichen Konzept aufgebaut. Aufmerksam gemacht hat mich als erstes mal der Titel. Super! Fehlerkultur! Da bekomme ich nicht nur fotografische Inspiration, sondern auch etwas mehr. Leider war meine Erwartungshaltung zu hoch… die Fehler, die beschrieben sind, sind zwar lehrreich. Manche davon hätte ich selbst allerdings auch beim ersten Mal eher nicht gemacht ;-)

Das Buch besteht aus zwei Teilen. Zunächst erzählt der Autor über seine grundlegende Philosophie; über seinen Ansatz, Menschen zu fotografieren. Der zweite Teil ist eine Sammlung seiner persönlichen Lieblingsbilder, wie sie gemacht wurden und vor allem wie die Geschichte dahinter ist. Manche Bilder haben eine längere Geschichte, andere gar keine. Wie der Autor selbst sagt: „Ich möchte mit dem Buch eine persönliche Sicht auf die Dinge geben. Es soll keine Anleitung sein, sondern ein Denkanstoß, eine Ermutigung.“

Nun zu meinem Eindruck… Das Titelbild ist Käse, jedenfalls war das mein erster Gedanke. Im Buch drin, mit Kontext, wäre es besser platziert. Was das Fachwissen angeht, Expertise und Erfahrung sind beide da. Mich hat das Buch trotzdem nicht gepackt. Vor allem fühlte ich mich im Aufbau verloren. Es gibt eine Gliederung, die sogar recht explizit ist. Doch gleichzeitig hatte ich den Eindruck, der rote Faden franst aus, ist dann auch mal gar nicht da. Da ist ein Abschnitt, in dem der Autor beschreibt, wie es zu diesem Buch kam: „Ich über mich“. Sehr gut. Nur leider mitten im Buch positioniert; zwischen den beiden Buchteilen. Das war mir für’s Verständnis zu spät.

Die Fotos sprechen mich auch nicht sonderlich an. Sehr viele Fotos könnte man als ästhetischen Frauenabbildungen kategorisieren, darunter auch (meist stilvolle) erotische Aufnahmen. Andere zeigen Porträts z. B. von Schauspielern. Hier war ich wieder irritiert. Einige Fotos erinnerten mich beim ersten Ansehen an… ist das nicht…? Ein bekannter Schauspieler. Genau. Und irgendwo weiter hinten – gefühlt sehr weit hinten – erzählt der Autor dann auch, wer da abgebildet ist. Und wie er dazu kam, Porträtaufnahmen von Schauspielern zu machen. So entstand vor meinem inneren Auge kein Spannungsbogen, der mich durch die rund 240 Seiten trägt.

Ein bisschen wirkte die Lektüre auf mich auch wie eine Werbebroschüre des Fotografen – auch wenn es offensichtlich nicht so gemeint war. Ganz gut gefallen haben mir die Beispiele (mit Making-Of) für „Bilder am Fenster“, wo es um Licht geht und wie man damit den Eindruck eines Bildes steuern kann.

Zu den äußeren Werten: Das Buch ist groß, schwer und hat eine eher kleine Schriftart. Es riecht nicht gerade gut, wenn man die Folie entfernt hat. Und Tage später immer noch nicht… Dafür hat es ein Lesebändchen, das finde ich sympathisch.

Ein paar Tipps und Fachbegriffe kann man sicher beim Weg durch das Buch aufsammeln, immerhin.

Fazit: Geschmackssache; halb so langl wäre mehr, fachlich fundiert, sehr persönlich

Themen

  • Licht
  • Bildgestaltung
  • Kreativität
  • Umgang mit Menschen vor der Kamera

Patrick Ludolph: „Manche Fehler muss man selber machen oder wie ich Menschen fotografiere“. dpunkt 2018. 36,90 EUR (D). ISBN 978-3-86490-612-1.

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Finanzen in den Griff bekommen – und Spaß daran entwickeln

Madame Moneypenny: Wie Frauen ihre Finanzen selbst in die Hand nehmen können

Cover 75 % der Frauen in Deutschland erwartet später eine Rente unter 400 EUR. Nicht schön. Gar nicht schön.

Warum? Weil Frauen unterm Strich weniger verdienen (Ausbildung, Familienzeit, Teilzeit…). Weil Manche immer noch vergessen, dass ein Mann keine Art von Altersvorsorge ist.
Natascha Wegelin appelliert an alle Frauen, sich selbst um ihre finanziellen Angelegenheiten zu kümmern und sich finanziell unabhängig zu machen – und sie weiß auch, dass es einem von Bankberatern und Finanzdienstleistern nicht leicht gemacht wird. Das Buch enthält Tipps und Einblicke, mithilfe derer sich Jede ihre ganz persönliche Finanzstrategie erarbeiten kann. Nebenbei baut sie innere Blockaden, Hemmungen und Scheu ab, sich mit Anlagen und Aktien zu beschäftigen.

Alles in allem ist das Thema sehr gut erklärt. Man erfährt Hintergründe (wer verdient woran?), Möglichkeiten (je nach individuellem Ziel) und Strategien (Wege zum Ziel). Dabei kommen auch Fallen zur Sprache, in die man – oft wegen Uninformiertheit – tappen könnte.

Scheinbar komplizierte Finanzthemen werden durch leicht verständliche kurze Beschreibungen der Begriffe (die ich in einer Bank oder von einem kostenlosen „Berater“ so nicht ohne hartnäckige Nachfrage erklärt bekomme) und Analogien „aus dem richtigen Leben“ sehr leicht durchschaubar. So habe ich verstanden, wie ich mit meiner Bestandsaufnahme ganz einfach anfangen kann. Immer wieder gibt es ganz einfach umsetzbare Tipps. Sogar für die Gehaltsverhandlung: Auf Totschlagargumente der Personalabteilung kann man etwa mit freundlicher Nachfrage reagieren,  „… habe ich richtig verstanden? Mein Gehalt richtet sich ausschließlich nach Dauer der Betriebszugehörigkeit? …“ Manchmal wirkt so eine einfache Frage ja Wunder. Apropos Gehalt, noch so ein Tipp: Ein bezahltes Verhandlungscoaching kann sich lohnen! Monetär oder mindestens im Sinne von Vorbereitung für das Gehaltsgespräch und / oder Erfahrung. Und eine Investition in sich selbst ist eine der wichtigsten Anlagestrategien.

Das Schwierigste ist, dass man die Unlust am Thema am Anfang immer wieder beiseite schiebt. Und dann nimmt man sich ein bisschen Zeit. Das geht aber auch in kleinen und kleinsten Schritten. Im Grunde kann man es als spannendes Spiel sehen, und das Risikolevel kann man selbst bestimmen. Natürlich sollte man nicht soweit gehen, dass man echtes Geld zum Verzocken nimmt ;-) Ich selbst habe eine Wette mit mir laufen, dass ich mich jeden Tag (sagen wir.. mindestens jede Woche) mit dem Thema Finanzen beschäftige. Sei es etwas lesen oder mir überlegen oder meinen Stand checken. Wozu sollte ich den Aufwand treiben? Dafür, dass es sich lohnt: Man kann Überblick gewinnen und im Normalfall dann auch (mehr) Vermögen aufbauen für eine unabhängigere Zukunft.

Nur am Ende fehlte mir noch ein bisschen mehr an Input. Zwei oder drei weitere Anlagemöglichkeiten oder Strategien oder z. B. weitere Definitionen für gängige Begriffe (Bundesschatzbriefe – gibt’s die noch? – oder Staatsanleihen).

Fazit: Teils tatsächlich unterhaltsamer Einstieg und motivierender Augenöffner

Themen

  • Notgroschen
  • Status quo
  • Positive Bilanz als Start
  • Stufenweiser Aufbau
  • Glaubenssätze
  • Unabhängigkeit
  • Gehaltsverhandlung
  • Versicherungen
  • Selbständig, angestellt, freiberuflich
  • Vollzeit, Teilzeit

Natascha Wegelin: „Madame Moneypenny: Wie Frauen ihre Finanzen selbst in die Hand nehmen können“. rororo 2018. 10,99 EUR. ISBN 978-3-499-63374-4.

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Redox-Flow-Batterie: Riesig und unterirdisch

ScreenshotNicht nur für Chemikerinnen und Umweltingenieurinnen interessant; dieser Spektrum-Artikel beschreibt, wie man Energie nicht nur nachhaltig herstellen, sondern auch aufbewahren kann: „Eine gigantische Batterie im Untergrund„. Gut geschrieben ist der Artikel außerdem. Kein Wunder, die Wissenschaftsjournalistin Katja Engel (außerdem promovierte Materialwissenschaftlerin) kenne ich vom dib und weiß daher, dass sie was davon versteht.

Worum geht’s?

Um ein fehlendes Puzzleteil in der Energiewende. Jedenfalls könnte es das sein. Geforscht wird an riesigen Batterien im Untergrund. In Ostfriesland soll bald die erste ihren Dienst tun. Der aktuelle Rekord liegt bei der Lithiumionenbatterie Hornsdale Power Reserve. Gebaut hat sie Tesla. Sie liefert seit Ende 2017 Strom ins australische Netz. Ausgestattet ist sie mit einer Kapazität von 129 MWh.

Der ganze Artikel:
www.spektrum.de/news/eine-gigantische-batterie-im-untergrund/1575718

Redox-Flow-Batterie:
https://de.wikipedia.org/wiki/Redox-Flow-Batterie

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Physikalisch-technische Erkundungsreisen

Experimentierkästen „Pepper Mint“

Abseits von Rosa und Glitzerwelten: Mit der Experimentierreihe, die gezielt für Mädchen konzipiert wurde, können Kids Spaß mit MINT erfahren. Die selbstbewusste Hauptperson Pepper Mint begleitet sie dabei. Allein oder gemeinsam kann der junge Forschungsnachwuchs an bespielbaren Modellen technische und naturwissenschaftliche Phänomene untersuchen,  verschiedene Versuchsaufbauten konstruieren – und gleichzeitig Abenteuer nachspielen oder erfinden.

Damit sollen vor allem Mädchen für MINT Themen begeistert werden. Nach erfolgreicher Mission (Geschichten gibt es im Begleitheft) können die Holzmodelle mit eigenen Abenteuern bespielt werden und bleiben so weiterhin spannend. Als Identifikationsfigur ist die abenteuerlustige und clevere Pepper Mint besonders für junge Forscherinnen motivierend – denn weibliche Vorbilder in MINT-Berufen, wie Elektroingenieurinnen oder Physikerinnen, sind immer noch selten.

Beide Kästen sind sehr leicht. Das ist schon mal sehr angenehm, kein Abschleppen beim Transport nach Hause ins Kinderzimmer. Neben den Experimentierkomponenten und Bauelementen ist auch eine kleine Spielfigur von Pepper Mint dabei, das macht die Abenteuerschauplätze noch attraktiver. Leider fehlt im Baumhaus die Figur von „Peppers neuem Freund“.

Mit der Verpackung wird allerdings verschwenderisch umgegangen. Der Karton könnte um einiges kleiner sein, und es würde doch noch alles reinpassen. Schade, soviel angeberische Luft drumherum haben die Kästen gar nicht nötig… Okay, ich hab schon schlimme Plastikschlachten gesehen, das hält sich hier in Grenzen. Trotzdem kann man da noch optimieren.

Inhalt: Holzstecksystem zum Aufbau, Pepper Mint als Spielfigur, Zahnräder, Rollen, Achsen, Gummis, Schnüre, LEDs, Wasserschläuche und Spritzen, Batteriefach, leitfähiges Garn und Steckfedern, Schläuche, Pumpen, Schnüre, Gummis, Motor, Propeller, Batteriefach und Steckfedern, Messbecher, Farbpulver, Rührspatel, Stanzbogen und sonstige Kleinteile.

Die Begleithefte sind gut gelungen, die Schrift ist groß, die Bilder sind ansprechend. Sie enthalten auch noch spezielle Hinweise für Eltern. Im DIN-A5-Format liegen sie auch nicht so schnell im Weg rum ;-)

Pepper Mint und das Baumhaus-Abenteuer

Experimentierkasten-PackunPepper (die fröhliche Rothaarige auf dem Karton) geht auf Entdeckungstour. Im Dschungel besucht sie ihre Tante. Diese ist leidenschaftliche Affenforscherin und lebt in einem Baumhaus, ganz ohne Zivilisation. Dafür hat es eine trickreiche Strickleiter, eine Seilwinde, Rollen und Zahnräder. Das Gepäck ist zu schwer, um es alleine ins Baumhaus zu tragen? Kein Problem! Ein Flaschenzug schafft Abhilfe.

Zwei Mädchen experimentieren mit dem BaumhausPhysikalische Grundgesetze und mechanische Helferlein haben nach dem Abenteuer alle kapiert. Ob Katapult, Affenaufzug oder LED-Lichterkette: Gemeinsam mit Pepper Mint gelingt alles sehr leicht.

Im Baumhausabenteuer gibt es 9 Experimente: Strickleiter, Flaschenzug, Lichterkette, Katapult … lassen die physikalischen Prinzipien Hydraulik, Kraftübertragung, Energieumwandlung, Beschleunigung u. a. erleben. Was man sonst noch braucht, ist übersichtlich aufgelistet: Münzen, Papier, Leim, Klebeband etc.

Die Bauanleitung ist sehr gut beschrieben und anschaulich bebildert. Da kann nix schief gehen.

Pepper Mint und das Tiefsee-Abenteuer

Experimentierkasten-Packung Pepper begleitet eine Expedition ins Bermuda-Dreieck. Als die Motoren und Geräte des Forschungsschiffs ausfallen, beginnt sie, Wasser als Antrieb zu nutzen und experimentiert mit Druck und Dichte. Die begleitende Geschichte führt die Nachwuchsforscherinnen von Versuch zu Versuch und zeigt, wie sie Maschinen mit Wasser bewegen können. Am Ende ist der Strom wieder da und junge Elektroingenieurinnen bauen ihre eigene Seifenblasenmaschine.
Ein paar Sachen braucht man außerdem noch: Lineal, Schere, … Münzen, … Batterien oder Akkus, Bleistift, … Wasserfarbe etc. Was alles, das ist im Begleitheft genau aufgelistet. Das Begleitheft ist auch bei diesem Abenteuer gut gelungen.

Im Tiefseeabenteuer gibt es genau wie im Dschungel 9 Experimente. Die physikalisch-mechanischen Prinzipien dahinter sind Hebelwirkung, Bernoulli-Effekt, Kraftübertragung und noch mehr. Auch das Prinzip Stromkreis ist enthalten; das finde ich in Verbindung mit dem Wasser (Hydraulik) dann doch nochmal aufregender. Achtung, es kann – ein wenig – nass werden, etwas Wasser könnte sich versuchen wegzustehlen. Also ein großes Tablett oder ähnliches bereithalten.

Die Bauanleitung ist auch hier wieder sehr gut beschrieben und anschaulich bebildert. Läuft ;-)

Gesamtfazit

Ich würde empfehlen, zuerst das Baumhaus-Abenteuer auszuprobieren. In der Tiefsee sind m. E. etwas anspruchsvollere Experimente drin – und deutlich nassere… ;-)

Fazit: Macht Spaß!

KOSMOS Experimentierkasten-Reihe „Pepper Mint“. KOSMOS Verlag 2016. 39,99 EUR. Alter: 8-11 Jahre. Baumhaus: EAN 4002051626020 und Tiefsee: EAN 4002051626037

MINT = Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik

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Seesternprogrammierung in verschiedenen Editoren

Calliope mini

CoverWer Spaß am Basteln hat und nebenbei noch programmieren lernen möchte, kann sich dieses Buch mal ansehen. Ohne Vorwissen wird man Schritt für Schritt in die Welt des Programmierens eingeführt und kann mit wenigen Klicks eigene Anwendungen für den Mini-Computer erstellen.  Den (jungen) Leserinnen und Lesern werden verschiedene Editoren vorgestellt:  Calliope mini Editor und MakeCode und Open Roberta Lab. Auch das Ausprobieren von Programmen in der Simulation kommt dort vor. Sehr ausführlich ist die bebilderte Beschreibung aller Hardware-Komponenten, das ist wirklich gut gemacht!

Sowohl die grafische Programmierung als auch das Schreiben bzw. Bearbeiten von Quelltext – für Manche ist dies ja erst das „echte Programmieren“ – sind enthalten. Variablen, Schleifen, Bedingungen… und alle anderen grundlegenden programmierlogischen Konstrukte werden erklärt.

Erklärt wird auch, wie man Motoren ansteuert, um z. B. einen Ventilator zu bewegen. Und hier noch einige Beispiele, die im Buch vorgestellt werden:

  • Spiele
  • Quiz
  • Christbaumschmuck
  • „Musik“ (naja, eher Töne)
  • Stromkreislaufexperimente
  • Taschenlampe
  • Nachtlicht
  • Wasserstandsmelder
  • Temperaturanzeiger
  • Lärmwarner
  • Calliope-Flugzeug…
  • Grundlagen zu JavaScript

Es gibt sogar Tipps zur richtigen Aufbewahrung und Pflege des Calliope mini. Ein Glossar am Ende zeigt gesammelt die wichtigsten Begriffe. Schließlich gibt es noch eine Erläuterung, wie man in Communitys (z. B. GitHub) mitmacht, inkl. Sicherheitshinweisen.

Das Buch ist altersgerecht verständlich geschrieben.

Fazit: Sehr guter Einstieg

Themen

  • Vorstellung von Calliope und vom Buch
  • Einstieg ins Programmieren
  • Wichtige Wörter
  • Das Äußere des Calliope mini
  • Den Calliope mini warten
  • Verbinden mit dem Computer
  • Bedienoberfläche
  • Programmieren
  • Programmieren mit dem Smartphone oder Tablet
  • Programmieren mit JavaScript
  • Calliope-Communitys
  • Editor MakeCode
  • Editor Open Roberta Lab
  • Glossar für Bastler und Hacker

Philip Kiefer: „Calliope mini. Coden, basteln, entdecken“. Rheinwerk 2018. 19,90 EUR. ISBN 978-3-8421-0493-8.

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Nordwärts über die Insel im Hudson River

Durch Manhattan

CoverEin Journalist und eine Künstlerin, Niklas Maak und Leanne Shapton, wandern zwei Tage durch Manhattan, immer nordwärts. Sie lassen sich treiben und beobachten die Stadt: Die Straßen, die gelben Taxen, die alten Backsteinfassaden, den chinesischen Schrotthändler, die Überwachungskameras, den Trump-Tower, die Flugzeuge am Himmel. Niklas Maak macht sich Notizen, Leanne Shapton tuscht dazu stimmungsvolle, meist eher abstrakte Farbflächen. Nach und nach entsteht ein Blick auf New York, banal und gleichzeitig sehr eigentümlich, ein Stimmungsbild der Stadt. Dabei authentisch und irgendwie intim. Intim? Ja, man begleitet den Erzähler und die Zeichnerin quasi auf einem Spaziergang von Süd nach Nord und sieht ihnen dabei über die Schulter bei dem, was ihnen so begegnet. Gegebenheiten und kurze Einblicke in Menschenleben, Situationen und Historie. Oft sind es Beobachtungen, dann wieder wiedergegebene Gespräche.

Fazit: Atmosphärisch dichter Spaziergang von der Big City hoch in die Felsenregion

Niklas Maak: „Durch Manhattan“. Mit Niklas Maak und Leanne Shapton unterwegs in New York. Hanser Verlag 2017. 25,- EUR (D) / 25,70 EUR (A). ISBN 978-3-446-25666-8.

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Abkürzungen fürs Rechnen

Mathe to go: Magische Tricks für schnelles Kopfrechnen

CoverMathematik ist nicht die Kunst des Rechnens. Trotzdem hilft sie, wenn man mal rechnet. Der Mathematiker Christian Hesse sagt, Mathe sei die Kunst, Rechnen durch Denken weitgehend überflüssig zu machen. Wie das geht, und zwar im Kopf, zeigen seine vielen Beispiele.

So lassen sich dreistellige Zahlen wie 271 in kaum sieben Sekunden im Kopf quadrieren. Oder das furchteinflößende Produkt 396 x 178 mit ein paar schnellen Manövern austüfteln. Oder die mächtige Zahl 2134215 in einer einzigen Zeile durch 9 dividieren. Mein Lieblingsbeispiel ist:

„x %  von  y     entspricht     y %  von  x“

Das Ganze ist unterhaltsam geschrieben, es gibt zur Auflockerung Rezepte (u. a. Kaffee mal als Cold Brew Fizzy Tonic). Denn wie wir wissen ist Mathematik etwas, bei dem eine Maschine aus Kaffee Theoreme macht. (Für Nicht-Eingeweihte: Diese Maschine nennt sich Mathematiker*in.)

… und noch ein Beispiel zum Mitnehmen: Wieviel ist 18 * 11? Okay, sooo schwer ist das nicht. Es geht aber noch leichter, nämlich mittels Addition im einstelligen Bereich. Das kann nun wirklich Jede: Quersumme bilden und das Resultat (eine Ziffer) zwischen die beiden Ziffern der Ausgangzahl schieben. Voila! Aber Achtung, das gilt nicht für alle Multiplikationen! Wo das gilt, bleibt der Leserin zur leichten Übung überlassen ;) wie früher im Studium.

Fazit: Unterhaltsam und – wenn man sich ein paar Sachen merkt – gut, um zu beeindrucken

Themen

  • Schweizer Taschenmesser des Multiplizierens
  • Quadrieren
  • Altchinesisch mit Essstäbchen
  • Triple Trouble
  • Teilen und Herrschen: 1- und 2-stelliger Divisor und umgekehrt
  • Probe: Neuner- und Elfer-Ergebnis-Check
  • Wurzeln schätzen
  • Wurzeln: Was hätte Heron gemacht?
  • Anti-Dekonstruktiv
  • Logarithmus
  • Datum: Sag den Wochentag

Christian Hesse (Autor) und Alex Balko (Illustrator): „Mathe to go: Magische Tricks für schnelles Kopfrechnen“. C. H. Beck 2017. 12,- EUR. ISBN 978-3-406-71385-9 .

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Lichtschein über dem Meer

Wächter der See

CoverZitat: „An Heiligabend des Jahres 1695 versank das Handeslsschiff Constant […] bei den Felsen des Eddystone-Riffs. […] Keiner hat jemals all die Schiffe gezählt, die hier zerschellten. […] Die Kaufleute von Plymouth hatten die köngliche Erlaubnis bekommen, auf dem Eddystone ein Leuchtfeuer zu errichten.“

So beginnt das Buch über die unverwüstlichen und standhaften Wächter der See. Die Geschichte der Leuchttürme erzählt vom gefährlichen Bau, von der Entwicklung der Leuchtfeuer und vom Leuchtturmwärterleben. Und auch vom Ende einer Ära.

Die Melancholie steckt zwischen den Zeilen: Neue Leuchttürme? Fehlanzeige. Die Technik hat die alten Gebäude weitgehend überflüssig gemacht als Retter im Meer. Sie sind oft nicht viel mehr als Tourismus-Kulisse.

Wunderschön, atmosphärisch, nostalgisch: Alte Fotografien, Skizzen, Pläne, stereoskopische Aufnahmen, Darstellungen alter Bücher, Bauteile und Zubehör, eine visuelle Welt. Dazu im Großformat und von beträchtlichem Gewicht. Mit einem Wort: Der Band macht was her. Die Geschichten vom Bauen und Leuchten wechseln mit vielen, vielen Bildern ab. Das Buch stellt hübsche, beeindruckende, aber auch undurchdachte Türme vor. Überall in der Welt.

Leuchttürme halten gewaltigen Wellen und Unwettern stand und senden in der Nacht ihre Lichtsignale übers Meer. Sie warnen vor gefährlichen Untiefen und weisen Schiffen den Weg in den Hafen. Zahllose Seefahrer verdanken ihnen ihr Leben. Weltweit prägen Leuchttürme unsere Küsten und üben eine besondere Faszination auf uns aus. Das Buch erzählt von Anstrengungen und technischen Meisterleistungen, die es möglich machten, selbst auf den kleinsten Felsvorsprüngen und sogar mitten im Meer Bauwerke von enormer Größe und Stabilität zu errichten. Es beschreibt das zentrale Element der Türme – das Licht – und seine Entwicklung vom schwachen offenen Feuerchen hin zu weithin sichtbaren gebündelten Strahlen. Es berichtet von Schiffbrüchen und heldenhaften Seenotrettungen und nicht zuletzt von der großen Verantwortung und dem isolierten Leben der Leuchtfeuerwärter.

Historische Baupläne und Aufrisse sind was für Bauingenieurfans. Sie richten den Blick auf das Äußere und Innere von über fünfzig Leuchttürmen an den verschiedensten Orten der Welt. Zeitgenössische Zeichnungen und Fotografien bezeugen, was es bedeutete, diese zu bauen, zu bewohnen und instandzuhalten.

Fazit: Liebhaberstück mit nostalgischem Charme

Themen

  • Historie des Leuchtturmbaus
  • Ablauf beim Bau und dessen Fortschritt im Laufe der Jahrhunderte
  • Entwicklung von Lampen und Linsen
  • Leben im Leuchtturm

 

R.G. Grant: „Wächter der See. Die Geschichte der Leuchttürme“. DUMONT 2018. 28,- EUR. ISBN 978-3-8321-9936-4.
Originalverlag: Thames & Hudson Ltd, London 2018, Originaltitel: Sentinels of the Sea. A Miscellany of Lighthouses Past

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Elektronik vom Einfachen zum Komplizierteren, verständlich erklärt

Make: Elektronik – Eine Einführung für Bastlerinnen, Geeks und Künstlerinnen

CoverWer sich mit dem Arduino beschäftigen möchte, kommt nicht umhin, sich einige Grundkenntnisse in Elektronik anzueignen. Sei es, LEDs zum Leuchten zu bringen, Sensordaten auszulesen oder Motoren anzusteuern. Das Buch bietet genau diesen Einstieg für all diejenigen, bei denen der Physikunterricht schon etwas her ist oder im Hirn nicht wirklich haften geblieben ist.

Es ist als Mitmach-Buch gedacht und besteht daher grundsätzlich aus verschiedenen, teilweise aufeinander aufbauenden Experimenten. Einige der Experimente machen sofort Lust, es auszuprobieren. Man benötigt jedoch einen Grundstock an Materialien wie LEDs, Kondensatoren, Widerstände, etc. Aus meiner Sicht muss man das Buch aber nicht komplett durcharbeiten bzw. die Experimente nachbauen, um einen Nutzen daraus zu ziehen.

Das erste was auffällt: Das Buch hat sehr viele Fotos und Zeichnungen, die so gut wie alle hilfreich und nützlich sind. Bauteile, Werkzeuge und Schaltungen sind sehr gut fotografiert und zeigen das Wesentliche, bspw. der Unterschied zwischen Draht und Litze. Die Zeichnungen erklären viele theoretische Grundlagen auf eine witzige Weise, ohne zu sehr in Formeln abzudriften – beispielsweise wird das Ladeverhalten von Kondensatoren mit einer Person erklärt, die Kuchen isst.

Neben den vielen Bildern gibt es passend zum jeweiligen Experiment Textboxen zur Theorie, (meist geschichtliches) Hintergrundwissen und auch Warnhinweise. Was mir positiv aufgefallen ist: Bei vielen Schaltungen erklärt der Autor auch, warum der Aufbau so ist, wie er ist. Zum Beispiel, warum bei Pin 3 des ICs ein Kondensator mit 10nF angeschlossen wird. Bei vielen Tutorials im Internet findet man häufig nur die Information, DASS, aber nicht, WARUM etwas eingesetzt wird. Bei besonders schwierigen Schaltungen werden auch schon einmal die Spannungsveränderungen im zeitlichen Verlauf über mehrere Abbildungen verdeutlicht (bspw. beim Buzzer-Quiz). Ganz toll, so etwas würde ich mir bei mehr Lehrbüchern wünschen.

Auch eine schöne Sache an dem Buch: Es wird nicht nur die heile „So und so geht das richtig“-Welt gezeigt, sondern es wird auch mal was kaputt gemacht; wie bekomme ich eine LED kaputt, wie sieht eine durchgebrannte Sicherung aus und was passiert eigentlich, wenn ich einen Elektrolytkondensator falsch herum anschließe?

Was mir an dem Buch nicht so gut gefallen hat: Die Bildnummerierung und Benennung im Text war manchmal fehlerhaft, was hin und wieder irritiert. Und bei einigen Bildern hätte man mit Pfeilen oder Umrandungen das Auge der Leserin besser lenken können. Ich habe gefühlt eine halbe Ewigkeit auf das Vorher-Nachher-Bild einer Sicherung geschaut, bis ich den Unterschied gefunden habe. Auch hätte ich mir mehr dieser tollen Erklärungen gewünscht, warum an einer Stelle ein Widerstand oder Kondensator und warum gerade in dieser Größe eingesetzt wird. Da ist noch Luft nach oben!

Alles in allem kann ich dieses Buch allen Bastlerinnen empfehlen, die in das Thema Elektronik gerade einsteigen. Es vermittelt gute Grundlagen mit Praxis, ohne zu sehr in die Mathematik abzudriften. Aber auch für schon fortgeschrittene Bastlerinnen ist etwas dabei, z. B. wie der 555er Timer-Chip genau funktioniert oder was frau beim Kauf eines ICs beachten sollte, so dass ich hier auch eine Empfehlung aussprechen möchte.

Themen

  • Elektrizität (bspw. „Brate eine LED“)
  • Werkzeug- und Materialkunde
  • Widerstände, LEDs, Relais, Kondensatoren, Transistoren, Schalter, Spulen, Integrierte Schaltungen (ICs)
  • Schaltzeichen
  • Logik-Gatter
  • Löten
  • Mikrocontroller PICAXE
  • Pulsierendes Glühen
  • Selbst erzeugte Töne
  • Alarmanlage
  • Stromerzeugung auf dem Tisch
  • Frequenzen filtern
  • Fuzz
  • Einer wird gewinnen (Buzzer-Quiz)

Charles Platt: „Make: Elektronik – Eine Einführung für Bastler, Geeks und Künstler“. O’Reilly Verlag 2010. 34,90 EUR. ISBN 978-3897216013.

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