Teams fit machen und unterstützen

Teams führen

CoverViele Aspekte zur Teamführung sind hier kurz, aber auf den Punkt erklärt. Die Darstellung üblicher Abläufe und Probleme sowie möglicher Hindernisse ist gut. Der Abschnitt zu Konfliktpotenzialen hat mich besonders überzeugt. So kann es sinnvoll sein, einen Konflikt zu provozieren. So wird die Auseinandersetzung sichtbar und frisst sich nicht unbewusst durch die Gruppe. Ist das erfolgreich, kann man sich über gegenseitiges Verständnis, Horizonterweiterung und mehr Handlungsoptionen freuen. Und noch mehr dazu: Konflikte als wichtiger Faktor für die Zusammenarbeit, Teamtraining als ständige Aufgabe, Umgangsformen (ja, auch die!) – mit einem vorbildlichen Beispiel für ein kooperatives und leistungssteigerndes Teamprofil. Auch das Teambarometer gefällt mir; es dient dazu, das Teamklima zu ermitteln, um latente Störungen zu thematisieren oder überhaupt Änderungsbedarf festzustellen.

Die Denkkarten als Variante zu de Bonos Denkhüten mag ich. Und auch die „Spielregeln Powernetzwerk“ haben viel Potenzial, sie funktionieren ähnlich wie ein Daily StandUp in Scrum. Ab und an fehlt mir der letzte Bogen. Verhalten analysieren und diskutieren ist gut. Nur: Was kommt dabei als Ergebnis raus? Verständnis? Verhaltensänderung? Änderungen im Vorgehen? Beim Teamtraining ist der Anspruch an die Teammitglieder sehr hoch. Bei neuen und jungen Teams stelle ich mir das als eine gute Möglichkeit vor. Doch bei Teams, die lang und eng zusammengewachsen sind, kann man sicher nicht alles ausprobieren. Naja, such is life.

Fazit: Fundiert, eingängig, State of the Art

Themen

  • Team statt Gruppe
  • Spitzenleistungen und Spitzenteam
  • Team bilden
  • Teamleiter: Persönlichkeitsprofil und Auswahl
  • Teamgröße
  • Orientierungsphase
  • Team organisieren
  • Teamziele vereinbaren
  • Lernpotenziale aktivieren
  • Konfliktpotenziale produktiv nutzen: Konflikte als Chance, nicht als Störung
  • Team auf Dauer

Wolfgang Krüger: „Taschenguide Teams führen“. Haufe 2012. 6,95 EUR. Mit Downlaod-Buchcode. ISBN 978-3-648-03546-7.

Augen-Logo Maria

Spiel „Journey“

zur Website

Mal ganz was anderes: Das Spiel „Journey“ von Jenova Chen stellt die Interaktion von Individuen in den Mittelpunkt. Gegenseitige Unterstützung und Hilfe ist Teil der Lösung. Leider hab ich es selbst noch nicht ausprobiert, aber Wikipedia weiß, dass PlayStation: The Official Magazine UK schrieb:  Journey  sei „eines der wenigen Spiele […], welches man nach dem Durchspielen reflektiert und ein Lehrbeispiel dafür ist wie weniger mehr sein kann, wenn es um das Erschaffen von Geschichten […] geht.“

Worum geht’s?

„Faced with rolling sand dunes, age-old ruins, caves and howling winds, your passage will not be an easy one. The goal is to get to the mountaintop, but the experience is discovering who you are, what this place is, and what is your purpose.“ Wer dazu einen Kommentar abgeben kann, bitte gern!

Mehr Infos

Augen-Logo Maria

Kleiner Kreativzauberzylinder

Kreativ im Job

CoverPrima. Der kleine, aber dicke Band (256 Seiten) wird mich sicher eine Weile begleiten. Schon die Einführung ist handwerklich gut: Fundiert, kurz und knapp. Und offensichtlich mit großer Expertise im Hintergrund. Positiv aufgefallen ist mir auch der umfassende Blick. Zum Beispiel die Perspektive „Kreativität als Aufgabe“, bei der die Zielformulierung als Frage oder Wunsch zu verstehen ist. Es geht also nicht um eine reine Technik- und Spielesammlung, sondern nimmt Kreativität umfassend in den Blick. In diesem Sinne kommen dann noch der Nutzen und die Stakeholder zur Sprache. Besonders nett finde ich auch, dass es Adressen für den Bezug von Hilfsmitteln gibt. Denn gescheites Material hilft ungemein, und schlechtes Material kann ganze Seminare durcheinanderhauen.

Im Kapitel zum kreativen Unternehmen steht die Kreativität der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Mittelpunkt. Nicht nur in den traditionellen Kreativabteilungen sind kreative Ideen gefragt. Hier erfahrt Ihr, wie Unternehmen Fachleute gezielt in kreativem Denken fördern können, unter welchen Bedingungen Einzelne kreativ werden, wie Ihr kreative Sitzungen mit Mehreren gestaltet und moderiert und wie Kreativität als Teil der Unternehmenskultur etabliert werden kann.

Der Abschnitt „11 Kreativitätskiller“ (und was man dagegen tun kann) beweist die praktische Erfahrung der Autorinnen und des Autors. Ein sehr guter Ansatz, wie ich finde. Den größten Teil nehmen schließlich natürlich die Beschreibungen der 66 Techniken und Spiele ein. Varianten der Methoden tauchen dort ebenfalls auf. Dazu werden konkrete Fragen beantwortet: Was leistet die Methode? Wofür ist sie geeignet? Wofür nicht? Was benötigt man dafür? Usw. usf.

In meinem letzten Workshop hab ich erfolgreich die Brainstormingregeln eingebracht und auch gleich die erste und zweite Ideenwelle. Die Rolle des Moderators ist explizit beschrieben. Was natürlich nicht heißt, dass eigene Moderationserfahrung nicht noch besser ist und die Erfolgswahrscheinlichkeit erhöht. Aber das wisst Ihr ja.

Fazit: Gelungene Jubiläumsausgabe

Themen

  • Schlüsselfaktor
  • Prozess
  • Techniken
  • Kreatives Unternehmen
  • Spiele: Eisbrecher, Teams bilden, Gruppendynamik, Aktivieren und Entspannen, Konzentration, Wiederholen, Schluss setzen

Matthias Nöllke, Susanne Beermann und Monika Schubach: „Taschenguide Kreativ im Job. Techniken und Spiele“. Haufe 2012. 8,95 EUR. ISBN 978-3-648-02875-9.

Augen-Logo Maria

Taschenguide zu Entscheidungen

Entscheidungen treffen

CoverMal wieder ein Beispiel für einen grundsoliden Taschenguide. Entscheidungen verlangt man ständig von uns. Sie haben Folgen und sollen richtig sein. Das Buch hilft, den Prozess rundrum bewusster und sicherer zu steuern. Im Buch erfährt die Leserin, wie sie Entscheidungen vorbereiten kann, wo typische Denkfehler stecken und wie sich diese auf Entscheidungen bzw.auf  Konsequenzen auswirken. Außerdem lernt sie, wann es sinnvoll ist, aus dem Bauch heraus zu entscheiden. Oder worauf sie bei komplexen Entscheidungen achten muss. Dazu erklärt der Autor verschiedene Entscheidungstechniken und gibt Tipps, u. a. zur Verbesserung der Entscheidungskompetenz . Verschiedene Methoden, zum Beispiel eine Nutzwertanalyse, ein Entscheidungsbaum oder eine einfache Checkliste, zeigen, was das Entscheiden leichter machen kann. Bei den Entscheidungsmethoden ist vermerkt, wann die Methode eingesetzt werden kann, welche Voraussetzungen erfüllt sein müssen und wo sich beim Anwenden Tücken verstecken. Das hilft.

Im Kapitel zum neurowissenschaftlichen bzw. psychologischen Hintergrund lernt die Leserin, warum auch bei langfristigen Auswirkungen im Alltag nur kurzfristige Faktoren in die Entscheidung einfließen. Und was dagegen zu tun ist: Die Mühe auf sich nehmen, bewusst und gezielt mittel- und langfristige Konsequenzen zu betrachten. Stichwort Risikomanagement. Insgesamt ist der Einschub zum Denken und wie es Entscheidungen beeinflusst interessant, es gibt etwas zu blinden Flecken und Wahrwerden durch Wiederholung (Frequency-Validity-Effekt). Der Autor erklärt darüber hinaus typische Ursachen für Fehlentscheidungen, z.  B. Unwesentliches nicht vom Wesentlichen trennen. Auch Gruppenentscheidungen werden thematisiert, gut so. Schließlich ist es etwas ganz anderes, ob ich selbst entscheide oder eine ganze Horde…

Viel Kritik gibt es nicht zu üben, vielleicht das, dass das bekannte Expertendilemma ohne Lösungsvorschlag lediglich dargestellt wird: Wie kann ich die Güte eines Experten beurteilen, ohne selbst Experte zu sein? Ähnliches ist mir auch für ein paar andere Tipps aufgefallen. Sie treffen zwar den Kern, sind aber wenig hilfreich. Etwa dass man Zielkriterien festlegen muss. Klar, aber wie denn im konkreten Fall?

Fazit: Kurz, knapp, reichhaltig

Themen

  • Wie entscheiden?
  • Entscheidungsziele
  • Zeit als Faktor
  • Häufigste Fehler
  • Denken und Entscheiden
  • Blinden Flecken im Denken
  • Schritte zur richtigen Entscheidung
  • Entscheidungsmethoden: Nutzwertanalyse, Entscheidungsbaum, Checklisten, KO-System, Worst-Case-Scenario, Imaginationstechniken, De Bonos Denkhüte,
  • Gruppenentscheidungen

Matthias Nöllke: „Taschenguide Entscheidungen treffen. Schnell, sicher, richtig“. Haufe 2010. 6,90 EUR. ISBN 978-3-648-00846-1.

Zum Thema gibt’s noch eine weitere Rezension in der Zeitung: Einerseits, andererseits… soll ich oder soll ich nicht?

Augen-Logo Maria

Fragen stellen und geschickt verhandeln

Fragetechnik … schnell trainiert

CoverAuch wenn im Buch hauptsächlich Verkaufsgespräche thematisiert werden, ist es für alle interessant. Das Thema ist spannend und das Buch auf jeden Fall hilfreich. Auch die Gestaltung mit den geteilten Buchseiten ist gut: links Zeilen zum Notizenmachen, rechts Text (bzw. umgekehrt). Gut gemeint ist die Hervorhebung des Textes nach Funktion, z. B. Schriftart Courier für Textabschnitte zum Selbstdenken und Fettdruck für wesentliche Aspekte. Dazu kommt leider ein Mix von Groß- und Kursivschreibung sowie Umrahmungen des Textes. Das stört eher, als dass es hilft. Zumal noch große Zeichnungen, z. B. als Zeichen für „jetzt selbst etwas Aufschreiben“ dazukommen. Das Ganze dann je nach Inhalt auch doppelt (Selbstdenken und Aufschreiben). Das ist eindeutig zuviel „Hilfe“ und macht das Lesen eher schwerer als leichter.

Hilfreich ist, dass die Übungen aus den Seminaren direkt nach den Beschreibungen ausgewertet werden. Das erhöht die Verständlichkeit sehr und den Blick dafür, worauf man achten muss. Die Inhalte sind wie gesagt gut, aber leider über das Ganze Buch verteilt. Im Praxisteil sind Verweise auf den Theorieteil (unbedingt jetzt lesen!) und im Theorieteil bezieht sich die Autorin auf die Praxisbeispiele. Was dazu führt, dass ich ständig blättere und aufpassen muss, dass ich vorn die Seite nicht loslasse, während ich hinten ein paar Seiten Theorie „zwischenlesen“ muss.

Vielleicht ist das ja gehirn-gerecht (ein Begriff der Autorin, den sie in ihren Bücher aufgreift), Spaß macht es eher nicht.

Ähnlich unverständlich verhält es sich mit den Kapitelüberschriften. Zur Ehrenrettung der Autorin sei vermerkt, dass das Buch auf ihren Seminaren aufbaut und eher als Plot oder Skriptensammlung der Seminare gelesen werden kann. Verschriftliche Kursinhalte und Praxiserfahrungen, die ein bisschen wie ein Dokumentarfilmskript wirken.

Fazit: Gute Ausführungen, brauchbare Tipps, viel Praxis; allerdings seltsame – manchmal störende – Textaufbereitung

Themen

  • Fragefähigkeiten
  • Rätselspiele zum Trainieren
  • Kategorien zum Eingrenzen
  • Warum mit Rätseln üben
  • „Plus-„, „Minus-“ und „Fragezeichen-Situation“
  • Verschiedene Arten von Nein
  • Umgang mit den eigenen Argumenten
  • Biologische und psychologische Hintergründe
  • Offene und geschlossene Fragen

Vera F. Birkenbihl: „Fragetechnik schnell trainiert. Das Trainingsprogramm für Ihre erfolgreiche Gesprächsführung“. mvgverlag 2013. 7,90 EUR. ISBN 978-3-636-07226-9.

Augen-Logo Maria

Vertrauen aufbauen und so Geschwindigkeitsvorteil gewinnen

Schnelligkeit durch Vertrauen

CoverVertrauen als Basis aller (zwischenmenschlichen) Beziehungen. Ohne Vertrauen wird es schwierig mit jeder Form der Kommunikation. Für Individuen, Unternehmen, Organisationen bis hin zu Gesellschaften. Mangelndes Vertrauen stört jedes  erfolgreiche Unterfangen.

Trotz des offensichtlichen Einflusses von Vertrauen spielt es im täglichen Umgang miteinander kaum eine Rolle. Vertrauen als Faktor für Wirtschaft und Gesellschaft wird unterschätzt, sagt jedenfalls der Autor.

Er will mit seinem Buch belegen, dass Vertrauen nicht einfach ein Nice-to-have-Ding ist. Er plädiert vielmehr dafür, Vertrauen als handfesten Wert zu verstehen. Diesen kann man herstellen und zum Erfolg beitragen lassen. Anhand von konkreten Vertrauensregeln und Prinzipien zeigt der Autor, wie er sich auf allen Ebenen eines Unternehmens Vertrauensaufbau vorstellt.

Vertrauen leben und fördern als erlernbares Handwerk. Die Motivation: Vertrauen als Schlüsselkompetenz und eine Art Teilchenbeschleuniger für die Wirtschaft betrachten.

Den Ansatz finde ich tatsächlich sehr vielversprechend. Wenn auch nur als ein Ansatz unter anderen. Und ich bezweifle, nachdem ich das Buch gelesen habe, dass es sooo einfach ist, wie hier dargestellt. Nichtsdestotrotz glaube ich, dass eine Menge Wahrheit in der These steckt. Nur die Umsetzung halte ich für sehr, sehr schwer. Und – wie so oft – hängt es an den Entscheidern. Die müssen gehörig selbst mit dran arbeiten. Und damit meine ich ARBEITEN, das ist anstrengend. Ob die hier vorgestellten Wege realisierbar sind, kommt also auf die vorhandenen Rahmenbedingungen an. Leider kommt das Buch sehr, sehr marktschreierisch daher (ultra-amerikanischer Schreibstil). Schade. Wenn man gut ist und überzeugt davon, braucht man das doch nicht in jedem Absatz noch einmal aufzuschreiben. Nix für die intelligente Leserin…

Weniger anstrengend ist das Durchstöbern, wenn man nicht jeden Absatz Wort für Wort liest. Ein Lesezeichenbändchen hilft beim Pausemachen. Wenn man den über-euphorischen Stil „rausrechnet“, kommt ein gutes Stück Gedankenspiel heraus.

Fazit: Ungewöhnliche Perspektive mit Stimulanzpotenzial, braucht guten Willen beim Lesen (um den Kern im Verkaufsblabla herauszufiltern)

Themen

  • Was Schnelligkeit und Vertrauen miteinander zu tun haben
  • Warum und was man selbst tun kann
  • Selbstvertrauen
  • Prinzipien der Glaubwürdigkeit
  • Integrität, Absichten, Fähigkeiten, Ergebnisse
  • (Eigenes) Verhalten
  • 13 Vertrauensregeln
  • Aktionsplan erstellen
  • Vertrauen in Organisationen
  • Vertrauen bei Interessensgruppen
  • Ausrichtung, guter Ruf, Beitrage zur Gesellschaft
  • Vertrauen schaffen
  • Anderen vertrauen

Stephen M.R. Covey und Rebecca R. Merrill: „Schnelligkeit durch Vertrauen. Die unterschätzte ökonomische Macht“. Gabal 2012. 29,90 EUR (D) / 30,80 EUR (A). ISBN 978-3-89749-908-9.

Augen-Logo Maria

Präzise Sprache, geschickt eingesetzt, macht das Zusammenarbeiten leichter

MiniMax-Interventionen

CoverAls gut geschulte Mathematikerin weiß ich seit dem Studium, dass Präzision in der Sprache niemandem leicht fällt. Und dass sich die Mühe durchaus lohnt. Der Autor hat hier ein paar grundlegende Formulierungen zusammengestellt, mit deren Hilfe sich Fragestellungen und Probleme leichter analysieren lassen. Dabei berücksichtigt er als Dr. phil. Dipl.-Psych. auch die emotional-menschliche Seite. Auch wenn bei den Formulierungen immer wieder Beispiele für Therapiegespräche genannt werden, helfen die Tipps auch in „normalen“ Situationen. Beispielsweise in Analysegesprächen, bei der konstruktiven Suche nach Lösungen (z. B. mit Leuten aus dem – mittleren/oberen – Management) oder beim Coaching oder Mentoring. Auch für Führungskräfte ist diese Sicht mal interessant.

Im Kern geht’s um Präzisierung, Konkretisierung, feine Nuancen und wie man selbst mit Sprache und Fragestellungen beim Herantasten an das Eigentliche helfen kann.

Schön ist auch, dass das Büchlein sehr dünn ist. Ideal mal wieder für die Jackentasche auf Reisen. Oder wenn man sonst mal wieder warten muss und weder Wälzer noch ebook mitnehmen möchte. Die Kommentare des Bären, der seinen Senf zu den einzelnen Tipps gibt, sind unterhaltsam. Meinetwegen hätte es sie nicht gebraucht. Sei’s drum.

Fazit: Gut für Leute, denen Formulierungen (noch) nicht so leicht selbst einfallen, die sich aber für gute unterstützende Gesprächsführung interessieren

Themen

  • Gewohnheitsänderung als Ziel
  • W-Fragen
  • Alternativen anregen
  • Absolutaussagen vermeiden (es gibt oft mehrere Sichten, Alternativen, Lösungen)
  • Vergleiche und Analogien
  • Positive statt verneinend-negative Aussagen
  • Impulse geben, an weiteren Alternativen zu arbeiten
  • Wunsch statt Vorwurf formulieren lassen

Manfred Prior: „MiniMax-Interventionen. 15 minimale Interventionen mit maximaler Wirkung“. Carl-Auer Verlag 2012. 9,95 EUR. ISBN 978-3-89670-866-3 .

Augen-Logo Maria

Weltweit regionale Rezepte teilen

zur Website

Es war einmal ein junger Buchhändler aus Salzburg in Österreich. Sein Name ist Jacob. Eines Tages fand er eine Flaschenpost. In der Flasche fand er ein Rezept. Aber nur drei Zutaten waren noch lesbar.

So kam Jacob drauf, Rezepte zu teilen. Also bittet er – nicht nur für sich, für die Welt – um Eure kleinen kulinarischen Geheimnisse und um einen Einblick in Eure Kochgewohnheiten.

Man trägt den Namen des Gerichts ein, die voraussichtliche Zubereitungszeit, Zahl der Portionen und einen schrittweisen Ablauf ein, der mit Fotos veranschaulicht wird (mit oder ohne drauf abgebildete kochende Personen). Suchen und nachkochen geht natürlich auch. Zum Beispiel Geschnetzeltes mit Kartoffeln aus Australien oder Leckeres aus Indien.

Teilen könnt Ihr die Rezepte unter www.jacobjoins.com.

Augen-Logo Maria

Fremdsprache: Rang, Macht und Möglichkeiten

Das Arroganzprinzip

CoverDer Autor erklärt überaus unterhaltsam, wo sich die Sprachwelten von Frauen und Männern unterscheiden. Und zwar weit über die verbale Dimension hinaus. Das hat mir nicht nur die eine oder andere Erleuchtung im Umgang mit Männern beschert, sondern auch mit Frauen – denn deren Haltung ist natürlich auch Teil des Buchs. Übliche Kommunikationsstrategien sind anhand von Begebenheiten dargestellt und dadurch wirklich sehr einleuchtend beschrieben.

Kernaussage des Autors: Männer und Frauen kommunizieren sehr unterschiedlich, was sich auch anhand typischer Umgangsformen in der Kindheit erkennen lässt. Wer kennt nich die Fußball- oder Indianerspiele, bei denen einer der Jungs die Gruppe führt? Und Mädchen legen mehr Wert auf Kooperation und beziehen möglichst alle mit ein. Soziale Ader halt (bitte nicht einzelne Gegenbeispiele ausdenken jetzt, es geht um Tendenzen). So kommen zwei Sprachwelten zustande. Übrigens gibt es einprägsame Missverständnisse durch Personen aus verschiedene Sprachwelten auch anderswo, z. B. im ICE: „Sandwich with Ei.“ – „With eye?“ – „Yes, with Ei.“ – …

Der Autor belegt einige seiner pragmatischen Beobachtungen wissenschaftlich. Dazu zieht er die Veröffentlichungen der amerikanischen Soziolinguistin Deborah Tannen hinzu: „The Power of Talk: Who Gets Heard and Why„. Hier zeigt sich, dass unterschiedliche Geschlechtersprachen (nicht nur im Wirtschaftskontext) offensichtlich auch sprachübergreifend gültig sind, egal ob im Amerikanischen oder im Deutschen. Das hängt u. a. damit zusammen, dass Sprache auch ohne Worte funktioniert – Körpersprache, Gestik, Mimik natürlich – aber auch sowas: Abrupter und scheinbar sinnfreier Wechsel von der intellektuellen Fachdiskussion zum Smalltalk.

Der Autor geht darauf ein, dass in Betrieben heute noch (bzw. wieder) oft davon ausgegangen wird, dass es keine Unterschiede in der Sprache gibt. Wir sind doch alle gleichberechtigt, sehr gut ausgebildet und intellektuell auf dem gleich hohen Sprachniveau. Oder etwa doch nicht? Diesem Irrtum erliegen übrigens nicht nur Männer, sie sind nur häufig in der Mehrheit. Der Autor ist als Mann ein Muttersprachler und erklärt uns die Eigenheiten und fiesen Fallen. Als professionell werte ich, dass Modler Männersprache weder als besser noch als schlechter wertet. Jede Art ist einfach anders. Das macht den Autor besonders glaubwürdig. Er bezeichnet die jeweils anderen einfach als „merkwürdige Leute“. Und es so zu sehen, kann ungemein entlasten. Das nützt vor allem denjenigen von Euch, die schon mal wütend das Büro verlassen haben, weil da nur …. [hier das eigene Lieblingsschimpfwort einfügen] … sitzen, die nix verstehen wollen!

Dazu klug zitiert von Herrn Modler: „Man kann nicht von der Annahme ausgehen, dass die andere Person das meint, was man selbst meinen würde, wenn man dasselbe auf dieselbe Weise sagt.“

Nochmal, bitte genau lesen: Vermeide die Denkfalle, dass Dein Gegenüber dasselbe meint, was Du meinen würdest, wenn Du dieselben Wörter auf dieselbe Weise sagst.

Wichtig und glasklar ist das, was der Autor aus seiner Seminarerfahrung einbringt. Dort kommt der Moment, in dem die Frauen ein Exemplar der Spezies Mann ganz genau ansehen sollen. Mit der Ansage: „Dies ist ein Mann. Es ist keine Frau.“ Und für diejenigen, die den Punkt immer noch nicht verstanden haben: „Auch keine als Mann verkleidete Frau.“ Selbst dann nicht, wenn ich mir das als Frau soooo wünschen würde. Der Typ ist nicht verstockt. Er redet auch nicht nur völlig anders. Er versteht auch anders. Und lebt in einer anderen Welt mit einer ganz eigenen Wahrnehmung dessen, was um ihn herum vor sich geht. So wie das Beispiel Hund und Katz: Wenn beide mit hoch erhobenem Schwanz wackeln, dann hat das schier gegensätzliche Bedeutungen!

Nichtsdestotrotz stellt der Autor heraus, dass gerade Führungskräfte – auch Männer! – gut daran täten, beide Sprachen zu sprechen. Da es (nicht nur im technischen Bereich) allerdings immer noch mehr männlich geprägte Umgebungen gibt, haben die Jungs schlicht nicht nötig, sich darum zu kümmern. Wer’s trotzdem tut, ist selten…

Unnötig und schade der Abzug in der B-Note, da im Buch eine Liste von Prozentwerten in Buchstaben, das auch noch versteckt im Fließtext enthält: „…sechzehn Prozent, … dreiundreißig Prozent, … neununddreißig Prozent, … sechsunddreißig Prozent, … achtundvierzig Prozent, … neunundzwanzig Prozent…“ Pfui. So geht’s: „… 16 %, … 33 %, … 39 %, … 36 %, … 48 %, … 29 %…“ Für die nächste Auflage bitte nur so! Einziger inhaltlicher Kritikpunkt ist, dass die Beispiele natürlich sehr simpel sind und es immer eine Lösung gibt. Allerdings könnte frau andersrum ja auch nicht so schnell daraus lernen.

Apropos Lernen: Seht Euch dazu mal den Film „Die Queen“ an, in dem Helen Mirren der körpersprachlichen Seite der Kommunikation deutlich Ausdruck verleiht. Auch das ein Tipp aus dem Buch.

Fazit: Deutlich, gut für Einsteigerinnen und Fortgeschrittene in Sachen Männersprache – insgesamt überzeugend, phasenweise spannend

Themen

  • Territorialverhalten
  • Ohne Worte
  • Unerwartete Angriffe
  • Sprache als Waffe
  • Fremde Sprachen
  • Rangspiele
  • Rivalen, Schauspieler und Erpresser
  • Machtsymbole
  • Rolle wahren
  • Macht
  • Wie man in dünner Luft atmet
  • Beruflicher Respekt für Frauen von Männern

BuchPeter Modler: „Das Arroganzprinzip. So haben Frauen mehr Erfolg im Beruf“. Fischer 2012. 9,99,- EUR (D) / 10,30 EUR (A). ISBN 978-3-596-18433-0.

Übrigens: Es gibt von Peter Modler jetzt ein Gegenstück zu diesem Buch, und zwar „Die Königsstrategie. So meistern Männer berufliche Krisen“.
Klingt auch interessant.

(Einige Wochen später…) Das ist genauso lesenswert, ich hab’s mir ebenfalls besorgt und gelesen. Auch nett zum Verschenken ;-)

Augen-Logo Maria

Einerseits, andererseits… soll ich oder soll ich nicht?

Einfach gut entscheiden!

CoverPuh, an die Schreibe musste ich mich echt erst gewöhnen. Der Schreibstil ist mir persönlich etwas zu selbstbewusst. Die beiden wollen mich auf dem Weg „zu… optimalen, für Sie einzig richtigen Entscheidungen… begleiten.“ Mannomannomann, die Einleitung schmiert die Butter echt fingerdick aufs Brot. Noch mehr Beispiele gefällig? Gern, da gibt es diese komische Eindeutschung mit „Zielstrich“ für Deadline; abgesehen, davon, dass diesen Begriff mittlerweile alle verstehen, heißt das doch Stichtag, Termin oder Frist. Oder: „… Sie entscheiden besser… und kommen entscheidend besser mit anderen Menschen zurecht“ – reim dich, oder ich fress dich, ja? Oder das: „Sie haben bewiesen, dass Sie gut entscheiden können, indem Sie dieses Buch gekauft haben“. So? Meint Ihr das? Ihr seid die Heilsbringer? Na, dann wollen wir mal sehen…

Okay, vergessen wir die Einleitung und kommen zum Kern. Die vorgestellten Erläuterungen, Tipps und Methoden sind nämlich viel besser als das sprachliche Talent der beiden Schreiberlinge. Auch wenn die Walt-Disney-Methode gut eingeführt, aber leider nur bruchstückhaft erklärt ist. Das geht besser.

Der erste konkrete Tipp, den ich hier aufgreifen möchte, ist der: Gerät man sich selbst beim Entscheiden immer wieder in die Quere, sollte man sich gezielt „Gegenregeln“ überlegen. Für Spontanentscheider heißt das: Zuerst mind. 1 Minute überlegen, ob sofort entschieden werden muss oder ob die Entscheidung noch Zeit hat  oder haben muss (z. B. um weitere Infos einzuholen). Oder für Endlosunentschlossene: Deadline setzen, wann die Entscheidung spätestens fallen muss, wann mit der Informationsrecherche Schluss ist. Gut gefallen hat mir auch die klar dargestellte Abgrenzung von Risikomanagement und Krisenmanagement. Rückschläge vorhersehen bzw. Überraschungen vermeiden als Kern des Risikomanagements. Und Krisenmanagement als Feuerlöschen. Viele der Tipps im Buch sind gut, wie ich aus eigener Erfahrung und Anschauung weiß. Und jetzt mal ein paar konkretere Einblicke…

Hirnforschung und Neuroplastizität

Hier steht’s: Warum die Verdrahtung im Gehirn den freien Willen einschränkt und offensichtliche Entscheidungsoptionen (Gewohnheitsänderungen!) so schwierig sind. Dazu gibt es Hinweise, wie man diesem Dilemma doch entkommen kann. Wille und Wissen allein reicht eben nicht. Aber wem sag ich das. Als Beispiel für Neuroplastizität beschreiben die Autoren, wie ein 7-jähriges Mädchen das mal ausprobiert hat, nachdem es zufällig ein Gespräch der Erwachsenen mitbekommen hat, Thema: „Neuprogrammierung des Gehirns“ durch Selbstansagen. Da hat sie sich fest vorgenommen, nicht mehr kitzlig zu sein („Kitzligsein aus“). Und nach einer halben Stunde kichert sie nicht wie sonst immer völlig willenlos los. Sie lächelt nicht mal müde, als die Erwachsenen sie kitzeln. Und es kommt noch besser, sie schaltet sich danach wieder neu („Kitzligsein ein“), weil sie meint, dass das so doch lustiger ist ;-)

Was lernen wir daraus? Umgewöhnen ist – im Prinzip – einfach, erfordert aber Disziplin und Geduld. Daran ist nicht das WIE schwierig, sondern das TATSÄCHLICH auch TUN, immer wieder und wieder. Bis die neue Straße im Gehirn besser und damit schneller und zuverlässiger ist als die alte.

Expertise einschätzen und Erfolg planen

Einer meiner Lieblingstipps aus dem Buch ist die Frage: „Was Sie mir empfehlen – würden Sie das auch selbst tun oder Ihren Kindern empfehlen?“ Die kann man z. B. stellen, wenn die Ärztin bei einer Feld-Wald- und Wiesen-Krankheit eine mir unverständliche Therapie vorschlägt. Das ist viel einfacher, als eine zweite Meinung einzuholen und verbessert die eigene Fähigkeit zur Einschätzung „fachfremder“ Sachverhalten ungemein. Geht natürlich nicht mit Autoverkäufern ;-)

Im Kapitel „Ziehen Sie’s durch!“ ist dargelegt, wie Erfolg planbar ist. Voruassetzung dafür ist allerdings, dass ich mir die Mühe mache, konkret genug zu werden. Das kann ich durch eine gute Übergabediskussion bei der Aufgabenverteilung erreichen, durch adäquates Planen o.ä. Soll heißen: Vage Ziele erreicht man selten.

Fazit: OK, größtenteils gute bis sehr gut Tipps. Abzüge in der B-Note für teilweise schlichten schlechten Schreibstil und schlechte Visualisierung (Aufzählungspunkte sind nicht böse!)

Themen

  • Entscheidungsregeln
  • Unvernunft ist stark
  • Entscheidungsmuster überwinden
  • Neuroplastizität: Hirn neu verdrahten
  • Sicherheit
  • Souveränität
  • Komplexität
  • Vorausschau
  • Risikomanagement: Überraschungen vermeiden
  • Wie man es dann auch tut
  • Hilfreiche Prinzipien
  • Zehn Faustregeln
  • Bewusst entscheiden

Johanna Joppe und Christian Ganowski: „Einfach gut entscheiden!“. humboldt 2009. 9,90 EUR (D). ISBN 978-3-86910-756-1. E-Book: ISBN 978-3-86910-928-2.

Augen-Logo Maria

Kostenlos schlauer werden im Web

Das geht mit kostenlosen Onlinekursen, Seminaren und Videos. Ein paar hab ich hier für Euch zusammen gesammelt.

zur Website
KHANACADEMY
www.khanacademy.org
Kurse z. B. zum Thema Maus- und Tastatur-Interaktion:
www.khanacademy.org/cs/tutorials/user-interaction

zur WebsiteACADEMIC EARTH
www.academicearth.org
Videos z. B. zum Thema Angewandte Informatik:
www.academicearth.org/subjects/applied-computer-science
(u. a. ein Human Computer Interaction Seminar)

iTunes University, u. a. Harvard on iTunes:
www.harvard.edu/itunes
Die Leute von Harvard erklären auch gleich, worum es geht: „iTunes U is a part of the iTunes Store featuring free lectures, language lessons, audiobooks, and more, that you can enjoy on your iPod, iPhone, Mac or PC. Explore over 350,000 educational audio and video files from top universities, museums and public media organizations from around the world.“

Oder Stanford on iTunes:
http://itunes.stanford.edu/
Oder UC Berkeley on iTunes:
http://itunes.berkeley.edu/

…den Rest könnt Ihr dann selbst finden :-)

Augen-Logo Maria

Ein Teil denkt schnell, der langsame prüft

Schnelles Denken, langsames Denken

CoverAusgehend von der Frage, ob Menschen ein intuitives Statistikverständnis haben – so wie sie ein intuitives Grammatikverständnis haben – haben sich zwei Forscher auf die Suche nach Antworten gemacht. Einer davon Daniel Kahnemann. Der andere, Amos Tversky, ist im Buch allerdings auch sehr präsent. Außerdem nennt Kahnemann noch ein paar andere Forscher und schreckt auch nicht davor zurück, „gegnerische“ Positionen und deren Verfechter zu Wort kommen zu lassen. Das zeugt von Größe. Eines der wenigen Bücher, in dem Fußnoten auch mal ausformuliert sind.

Unterhaltsam und spannend (und so beschrieben, wie es die Studien und Versuchsergebnisse nahelegen: „gehirnfreundlich“). Ich hätte am liebsten auf der Stelle eine Woche frei genommen, um das Buch von Anfang bis Ende zu durchstöbern – alles in allem immerhin weit über 500 Seiten! … und plötzlich war ich 20 Seiten weiter, als ich mir zu lesen vorgenommen hatte. Die elektronische Ausgabe wäre hier mal tatsächlich eine Alternative, obwohl ich sonst wo immer möglich Papier bevorzuge.

Nett auf den Punkt gebracht und immer wieder aufgegriffen: Das Prinzip WYSIATI – „what you see is all there is“ (übersetzt in etwa: Was Du siehst, ist alles, was da ist – meinst Du). Hilfreich auch Kahnemanns Beurteilung des Buchs „Oben bleiben. Immer“, das in der Zeitung schon rezensiert wurde. Seine Kritik zielt darauf, dass Collins Glück als Erfolgsfaktor unterschätzt. Berechtigt, auch wenn andere Faktoren natürlich ebenfalls eine Rolle spielen. Das Prinzip, das Kahnemann hier erkennt: Menschen neigen dazu, in Zufällen Muster zu erkennen. Da, wo es nachweislich gar keine Muster gibt. Und dagegen kann man oft genug gar nix machen. Gut zu wissen.

Leider „knirscht“ die Übersetzung manchmal etwas: Durch das Übertragen vom Englischen ins Deutsche gehen manchmal die Effekte etwas verloren, die gerade durch ein Beispiel erklärt werden sollen. Und manchmal sind es schlicht die falschen Ausdrücke. Es hilft auf jeden Fall, wenn die werte Leserin der englischen Sprache mächtig ist, um das erkennen zu können.

Fazit: Unterhaltsam, eher wie ein vergnüglicher und interessanter Nachmittag in der Teeküche. Und auch für Zahlenjongleure erhellend.

Themen

  • Urteilsprozesse
  • Entscheidungsfindung
  • Erwartungstheorie
  • Verfügbarkeitsheuristik
  • Stärken und Schwächen des intuitiven Denkens
  • Lotterie und Wertpapiergeschäfte

Daniel Kahneman: „Schnelles Denken, langsames Denken. Thinking. Fast and Slow“. Siedler 2012. 26,99 EUR (D) / 27,80 EUR (A). ISBN 978-3-88680-886-1.

Augen-Logo Maria

Umgang mit schwierigen Menschen – einschließlich: ich

Wie Sie anderen den Stachel ziehen, ohne sich zu stechen

CoverMal wieder war’s das Radio – dort hab ich ein Interview mit der Autorin gehört, in dem sie ihr neues Buch vorgestellt hat. In der Woche drauf lag es dann auf meinem Schreibtisch.

Der sympathische, unterhaltsame, teils humoristische Schreibstil macht die Lektüre kurzweilig. Kluge Gedanken, allgemeinverständlich und mit viel Einfühlungsvermögen dargestellt, zeugen von viel persönlicher Erfahrung aus dem Alltag – hier spricht jemand, der mittendrin ist, keine bloße Beobachterin. Und das tut dem Inhalt gut. Witzige Zeichnungen ergänzen den Text.

Barbara Berckhan greift gängige Vorurteile, Klischees und vorschnelles Schubladendenken auf, dem wir alle gern mal verfallen – und entlarvt sich bzw. uns dabei. Ihre Lösungsvorschläge sind eingängig und mitunter sogar leicht umsetzbar. Nunja, einige „Methoden“ erfordern nicht nur Einsicht, sondern auch die Bereitschaft, selbst Abstand zu gewinnen und nicht einfach drauflos zu agieren. Nichtsdestotrotz – es hilft!

Gegliedert ist das Buch nach „Typen“, die ich eher als Eigenschaften oder Charakterzüge bezeichnen würde, die in unterschiedlicher Ausprägung auch in Jeder von uns stecken. Neben der Typisierung gibt die Autorin schließlich auch noch allgemeine Tipps, wie man einen guten Umgang mit Personen mit andern „Stacheln“ finden kann. Die Art und Weise des Beratens ist hier merklich besser umgesetzt als in gängigen Ratgebern zum selben Thema.

Apropos Stachel: Die Metapher gefällt mir ganz gut, denn das Verhaken in den (automatisierten) Verhaltensweisen der Andern, nicht selten mit eigenen Automatismen, konnte ich so sehr gut nachfühlen. Sich in schwierigen Situationen zu verwickeln, ist unangenehm und kann oft – verbunden mit mehr oder weniger großer Anstrengung – vermieden werden. Gefühle wie Ärger verschwinden dadurch nicht, es gibt sie trotzdem. Sie zuzulassen ist erlaubt, wie Berckhan betont… und dann geht es an die Lösung. Im Extremfall kann es auch schon mal die Trennung von der schwierigen Person sein, im Privaten wie im Beruf. Doch dank der Tipps muss es hoffentlich nicht so weit kommen.

Mich persönlich hat das Beispiel vom Hamster, von dem wir uns das Fliegen wünschen, am meisten beeindruckt. So unterhaltsam hat mir vorher noch niemand erklärt, was im Umgang mit Mitmenschen schief gehen kann.

Die Erkenntnisse, die ich Barbara Berckhan verdanke, waren für mich persönlich auch ein Glücksfall. Denn seit einer Weile habe ich tatsächlich mit einem „schwierigen Menschen“ zu tun – nicht nur nach meiner Einschätzung, auch andere haben einige Schwierigkeiten im Umgang mit ihm festgestellt. Die Hinweise im Buch bringen mich jetzt meiner ursprünglichen, positiven Haltung dieser Person gegenüber wieder näher. Und das entspannt vor allem … mich! Ungemein :-)

Fazit: Trifft zu und hilft

Themen

  • Ursachen für Schwierigkeiten
  • Typen (Mitmenschen)
  • Typen (ich selbst)

Barbara Berckhan: „Wie Sie anderen den Stachel ziehen, ohne sich zu stechen: Mit schwierigen Menschen gut auskommen“. GU 2012. 14,99 EUR (D). ISBN 978-3-8338-2738-9.

Augen-Logo Maria

Evaluation des Girls‘ Day

Aus meinem Posteingang…

Typisch Frau, typisch Mann? Hinter den Kulissen des Girls‘Day

Lektüre über den weiblichen Nachwuchs in Deutschland

CoverHaben Berufe auch in Zukunft noch ein Geschlecht?
Welche Erfahrungen und Perspektiven haben sich durch den „Girls’Day – Mädchen-Zukunftstag“ ergeben?

Am 25. Apr. 2013 finden gleichzeitig die beiden wichtigen Berufsorientierungstage statt: Girls’Day und Boys’Day. Beide Projekte werden vom Kompetenzzentrum Technik-Diversity-Chancengleichheit bundesweit koordiniert. Zum 10-jährigen Jubiläum zogen Wenka Wentzel, Sabine Mellies und Barbara Schwarze in ihrem Buch Bilanz und präsentieren darin Forschungsergebnisse zur Berufs- und Lebensplanung von Mädchen.

Worum geht’s?

Seit 2001 erkunden jährlich mehr als 100.000 Mädchen Berufe aus dem handwerklich-technischen, naturwissenschaftlichen und IT-Bereich. Parallel erproben seit 2011 die Jungen ihre Talente für Berufe aus den Bereichen Erziehung, Gesundheit, Pflege und Soziales und lernen neue Vorstellungen von Männlichkeit kennen.

Die Publikation „Generation Girls‘Day“ gewährt einen Blick hinter die Kulissen, indem die umfangreiche Evaluation des Mädchen-Zukunftstages analysiert wird. Namhafte Expertinnen und Experten erläutern in Gastbeiträgen Diskurse und Forschungsergebnisse. Erfahrungen, Erfolge und Perspektiven werden beleuchtet.

Ich selbst habe das Buch (noch) nicht gelesen. Nichtsdestotrotz finde ich spannend, ob und was denn nun aus der ganzen Mühe wird, die ich mir damals am Lehrstuhl gemacht habe, um viele tolle Angebote von vielen tollen Forscherinnen und Forschern für viele tolle Mädchen auf die Beine zu stellen.

Herausgeberinnen Wenka Wentzel, Sabine Mellies und Barbara Schwarze, Budrich UniPress 2011. 255 Seiten. 24,90 EUR. ISBN 978-3-940755-83-4

Augen-Logo Maria

Häkeln lassen und helfen

zur Website

Bin mal wieder über eine nette Website gestolpert: www.haekelhelden.de

Wenn Polizisten nicht die passende Mütze finden, fangen sie eben selbst an zu häkeln. So entstand erst die Idee, dann die ersten Mützen und schließlich der Shop im Web. Und so welche wie ich, die das selbst nicht können, freun sich drüber.

Die Mützen sind nicht nur günstig (ab 25.- EUR) und extrem hübsch, sie sind auch winter- wie sommertauglich, weil aus Merinowolle. Da ich eh Merinowollefan bin, hab ich mich da mal genauer umgesehen. Und mir direkt ein individuelles Exemplar für „Querköpfe“ entwerfen lassen. Die Bestellung schick ich jetzt ab und hoffe, Euch gefällt’s so sehr wie mir. Bin schon gespannt, wie das gute Stück in echt aussieht! Könnte ich mir auch als Geschenk gut vorstellen, also wundert Euch nicht, wenn ich demnächst alle nach ihrem Kopfumfang frage ;-)

Ach ja, was noch zu sagen ist: Wer eine Mütze kauft, hilft Verbrechensopfern. Und den weißen Ring beim Kauf unterstützen, das finde ich natürlich sowieso gut.

Übrigens gibt’s noch mehr Wollverkauf im Netz:

Ein bisschen mehr von strickenden Omas gab es auch schon in der Zeitung, im Artikel „Statt eigener Oma…„.
Augen-Logo Maria

Führende Frauen

Linktipps: Technical Leadership, in English…

Interview: Senior Technical Woman Profile: Sharada Sundaram, Principal Research Engineer, Symantec
http://anitaborg.org/news/archive/senior-technical-woman-profile-sharada-sundaram-principal-research-engineer-symantec/

Sheryl Sandberg: Why we have too few women leaders
www.ted.com/talks/sheryl_sandberg_why_we_have_too_few_women_leaders.html

Augen-Logo Maria

Dokumentieren für Architekturbeteiligte

Softwarearchitekturen dokumentieren und kommunizieren

CoverDas Buch ist erfreulich dünn, keine schwere Schwarte. Es stellt sowohl dar, wo es Probleme gibt, wenn die Dokumentation vernachlässigt wird, als auch den Benefit einer angemessenen Doku und in welchen Fällen eine gute Doku dem Team hilft. Außerdem verrät es, wie man lästigen Overhead beim Erstellen und Pflegen minimiert.

Beim Nachvollziehen hilft der rote Faden, um die Notwendigkeit von Dokumentation klar zu machen: Ein neuer Kollege versucht sich ins Entwicklungsprojekt einzufinden, mit dem Wunsch, schnell selbst produktiv sein zu können.

Ganz nach Belieben ist das Buch auch als reines Nachschlagewerk geeignet. Die Abschnitte lassen sich gut und schnell lesen, durch einen flüssigen Schreibstil und eine übersichtliche Gliederung. Nützlich auch, dass es zum physischen Exemplar auch gleich das E-Book dazu gibt (ISBN 978-3-446-43128-7 beim „ebookinside“ nach Registrieren als Kunde in einer Onlineansicht oder als PDF von 8,8 MB).

Der Autor bietet an, ihm per Email als PDF eigene Lösungsvorschläge zu den Übungen zu schicken, um die Musterlösung zugeschickt zu bekommen und – jetzt kommt’s – zur eigenen Lösung individuell Rückmeldung zu geben (wenn er die Zeit dazu findet). Ich hab’s nicht ausprobiert, aber vielleicht versucht Ihr es mal? (Den Erfahrungsbericht oder eine kurze Meldung nehm ich natürlich gern entgegen.)

Schnell zu finden und anzupassen sind die vorgestellten „Dokumentationsmittel“ in form von Steckbriefen, wie was beschrieben werden kann (z. B. Dokumentation des Systemkontextes). Dazu gibt es kurze, praktische Beispiele, wie so ein Dokumentationsmittel konkret aussehen kann. Ein weiterer Abschnitt erklärt, wie Entscheidungen gefunden und dokumentiert werden können – nicht nur für Architektinnen interessant!

Abschließend liefert der Autor eine Beschreibung der typischen Stolpersteine und wie man ihnen begegnet, u. a. mit Unterstützung durch Reviews der Dokumentationsergebnisse (d. h. Begutachten durch Unbeteiligte).

Überzeugend ist die Liebe zum Detail, es gibt u. a. Tipps, wie man Fragestellungen identifiziert, aufstellt, findet und formuliert. Am Ende gibt es eine grafische Darstellung der Themen, Begriffe und deren Zusammenhang, hier als Einleitung zum üblichen Glossar.

Fazit: Hilfreich, nicht nur für Architektur

Themen

  • Qualitätsziele
  • Stakeholder und Persona
  • Entscheidungen finden
  • Verschiedene Sichten
  • Übergreifende Konzepte
  • Dokumentationswerkzeuge
  • Wann dokumentieren: verschiedene Varianten
  • Fallbeispiel DokChess (Schachspielplattform online)
  • Reviews
  • Motivation: wozu überhaupt Architektur dokumentieren
  • Grundlagen, Aufbau, mögliche Gliederung

Website zum Buch mit Vorlagen (z.  B. die Mindmap für einen Qualitätsbaum als Datei für MindManager, Werkzeugen, Links):
www.swadok.de

Stefan Zörner: „Softwarearchitekturen dokumentieren und kommunizieren. Entwürfe, Entscheidungen und Lösungen nachvollziehbar und wirkungsvoll festhalten“. Hanser 2012. 34,90 EUR (D). ISBN 978-3-446-42924-6.

Augen-Logo Maria

Wer ist meine Kundschaft, wie finde ich das heraus und was tue ich dann?

Customer Relationship Analytics

Cover

Püüüüh…. was kann ich dazu sagen? Mal sehen.

Das Buch greift ein spannendes und komplexes Thema auf. Gut. Es ist leicht zu lesen. Bisschen langweilig. OK. Manchmal scheinen mir die Herren Autoren die Leserschaft zu unterschätzen, indem sie Triviales aufführen, z. B. dass das Bemühen um den Kunden nicht mit dem Abschluss des Kaufvertrags endet (es geht doch eher um Stammkundschaft). Klar.

Die Abbildungen sind auch nicht soooo gelungen. Die „Loyalitätsleiter“ auf S. 28 etwa zeigt eine unlogische Reihenfolge, in der voneinander unabhängige Merkmale als Ordnungskriterium für die Reihenfolge dargestellt werden. So kann’s nicht funktionieren.

Es gibt auch Positives, z. B. der Hinweis, dass Kundenprofile nur nutzbar sind, wenn die Daten aktuell sind, oder dass Ergebnisse automatischer Analysen besser über Gültigkeitsprüfungen gegengecheckt werden. Leider geht dieser zentrale und entscheidende Hinweis im Wust des restlichen Textes leicht unter.

Hervorzuheben ist das Kapitel über Datenschutz mit grundlegenden Infos, u. a. zur Transparenz für die Kundin bzw. den Kunden, was das Unternehmen über ihn oder sie an Daten vorhält. Auch dass die Datenanalysen immer der Interpretation auf Basis von Erfahrungs- bzw. Expertenwissen bedürfen, ist eine hilfreiche Information. Ebenso wichtig: Die Berücksichtigung von Wechselwirkungen zwischen Analysezielen, Aufgaben, Daten, Methoden und Werkzeugen bei Datenanalysen.

Fazit: Äpfel und Birnen, wo ist der rote Faden? Gut gemeint, aber überarbeitungswürdig.

Themen

  • … spar ich mir aus gegebenem Anlass

Peter Neckel und Bernd Knobloch: „Customer Relationship Analytics. Praktische Anwendung des Data Mining im CRM“. dpunkt 2005. 47,- EUR (D) / 48,40 EUR (A). ISBN 978-3-89864-309-2 .

Augen-Logo Maria