Hilfe zum Lernen lernen

Website Lern-Plan-AG

Das Lernen lernen – in der Schule ging’s noch vom Lehrer aus, was gelernt wurde  – und oft genug auch, wie gelernt wurde. Beim Einstieg in den Unialltag sieht das Ganze plötzlich ganz anders aus. Um die frisch angekommenen Studis zu unterstützen, hat das Kölner Studentenwerk ein Projekt erarbeitet. Es heißt „Lern-Plan-AG“ und hilft mit Hinweisen, Erklärungen und Planungshilfen zum Herunterladen.

Alle Infos dazu gibt’s unter www.kstw.de unter den Stichwörtern „Psycho-soziale Beratung“ und „Lernberatung“.

Übrigens können nicht nur Erstis an der Uni von den Tipps und Vorlagen profitieren ;-)

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Texten fürs Web perfektionieren im Web

Achtung, die kurzen Tipps sind nix für Newbies im Webtexten. Die sollten sich erstmal die Grundlagen ansehen, z. B. das immer noch aktuelle und sehr gute Buch „Texten fürs Web“ von Stefan Heijnk – es gibt auch eine Neuauflage (erschienen März 2011).

Für alle andern gilt: Reinlesen und Spaß haben unter www.texten-fuers-web.de.

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Vermessen

Software in ZahlenCover

Das Buch ist recht neu (2010), allerdings kommt es etwas angestaubt daher. Das liegt vielleicht daran, dass die Autoren mehr Wert auf Breite asl auf Aussagekraft legen. Oder es liegt an solchen Aussagen wie der, dass Zahlen genauer als Sprache und Grafiken seien. Die Autoren vertreten die Meinung, dass wir etwas erst verstehen, wenn wir es in Zahlen ausdrücken können. Bitte! Das klingt, als ob die Autoren einen Minderwertigkeitskomplex ausgleichen müssten, indem sie andere Perspektiven verteufeln. Dazu kommt ein trockener, typisch deutscher Stil.

Interessant dagegen fand ich die Zusammenstellung der Messskalen nach Zuse. Neben Nominal- und Ordinalskalen werden Intervallskala, Verhältnisskala und Absolutskala unterschieden. Beim Thema Benutzbarkeit nennen die Autoren die Anzahl der Daten, die ein Nutzer auf einmal eingeben kann, als Maß. Oder die Tiefe der Verschachtelung bei Dialogen. Leider bleiben die Autoren hier an der Oberfläche, da hätte ich gern mehr Kriterien gefunden Auch bei Skizzen haben die Autoren kein gutes Händchen.

Im Kapitel „Softwaremessung in der Praxis“ fängt der erst Abschnitt mit einem Verweis auf eine Universität an. Das verstehe zumindest ich nicht unter Praxis, sondern das ist Forschung. Berechtigt, aber eben keine Praxis, sondern Theorie.

Fazit: Hat mich nicht überzeugt, „vermessen“ hat ja mehrere Bedeutungen…

Themen

  • Softwaremessung
  • Softwarequantität
  • Softwarekomplexität
  • Softwarequalität
  • Anforderungsmessung
  • Entwurfsmessung
  • Codemetrik
  • Testmetrik
  • Produktivitätsmessung
  • Wartungsproduktivität
  • Softwaremessung in der Praxis

Harry M. Sneed, Richard Seidl und Manfred Baumgartner: „Software in Zahlen. Die Vermessung von Applikationen“. Hanser 2010. 39,90 EUR. ISBN 978-3-446-42175-2.

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Designdinge im Web

Designdinge, z. B. Kaffeebecher mit Zahlen als Henkel oder ein Babybettlaken mit Zentimetermaßeinteilung, Haftnotizen in Form von Gingkoblättern, ein Kuchenteller mit Schnitteinteilung je nach gewünschter Kuchenstückanzahl, Magnete in Form von quietschbunter Felsen: http://thisdas.com/

Lustig sind auch die Übersetzungen der Texte… obwohl die Website ihren Sitz in Berlin hat (laut Impressum). Insgesamt japanisch angehaucht.

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Schlau hören

Rezension

CoverThemenpaket Karriere

Leben oder Arbeiten oder kann Arbeiten Leben sein? Diese Frage stellt sich der Stefan Frädrich. Im Audioseminar appelliert er an seine Zuhörerinnen und Zuhörer, sich den Job zu suchen, der gefällt, zufriedenstellt und sogar glücklich macht. Er erklärt, was ein Flowerlebnis ist und wodurch es zustande kommt. Gut gelungen ist, wie er die psychologischen Hintergründe auflistet. Ob die richtige Mischung aus Anfordrungen und Fähigkeiten, Rahmenbedinungen für Konzentration auf die Aufgabe, klare Ziele, unmittelbare Rückmeldung auf das erarbeitete Ergebnis oder die Möglichkeit zur eigenständigen Gestaltung – wichtig sind nicht nur Kopf, Lohn und Ausbildung, sondern auch der Sinn, den frau oder man in der Erledigung der Aufgabe findet.

Leider ist das Seminar sehr schnell gesprochen. Da hilft nur mehrmaliges Hören oder sehr schnelles Mitschreiben, um das Gehörte zu verinnerlichen. Das Plädoyer für die Suche nach dem persönlich passenden Beruf verkauft als Ziel genau das. Klar ist das wünschenswert, aber die Frage, ob es das für Jede und Jeden auch das Lebensziel ist, muss sich Jede und Jeder selbst beantworten.

Gut gefallen haben mir die Hinweise, dass es in jedem Job ungeliebte Aufgaben gibt, dass Jede/r selbst etwas dafür tun muss, den eigenen Job zu ändern oder zu wechseln, wenn es nicht passt. So ist die Frage: „Hat nicht jede Arbeit ungeliebte Seiten?“ zwar nahe liegend, hilfreicher ist aber, die eigene Wahrnehmung bewusst auf die schönen Seiten zu lenken. Sich darauf konzentrieren, wo die eigenen Stärken eingesetzt werden können. Der Spaß an der Arbeit kommt dann quasi „von selbst“.

Fazit: Ganz okay

Carolin v. Richthofen erzählt etwas zum Weg zum Traumjob. Der Autorin lässt sich besser folgen als ihrem Vorredner. Sie hat eine angenehme Stimme und – zumindest am Anfang – eine Sprechgeschwindigkeit zum Mitdenken. Sie beginnt damit, ihr Publikum auf ihre Tagträume zu fokussieren. Für eine aktive Veränderung braucht es dann noch persönliche Betroffenheit, ein attraktives Ziel und den ersten Schritt. Zur Betroffenheit gehört es, auch negative Gefühle zuzulassen, also Trauer, Angst und Hilflosigkeit. Erst dieser Leidensdruck liefert die Energie zur Veränderung.

Ein funktionierendes Ziel, eine eigene Vision bewegt sich zwischen Über- und Unterforderung. Das ist ein gutes Stück Arbeit, das sich laut Carolin v. Richthofen lohnt. Hier geht es um Fragen wie „Was ist mir wichtig, was sind meine Werte?“, „Worauf will ich nicht verzichten?“ oder „Was macht mir Freude?“ In den Antworten finden sich dann Zufriedenheit, Sicherheit, Abwechslung, Sozialkontakte etc. Auch die Fremdeinschätzung kommt dazu: „Wofür werde ich um Rat gefragt oder gelobt?“ Danach ist eine möglichst konkrete Zielformulierung gefragt. Also nicht zu hoch gesteckt und mit Deadline oder Meilensteinen. Das Ziel muss natürlich zu den Antworten auf die Fragen passen. Und dann? Naja, dann kommt der erste Schritt. Pause, kurz Innehalten und Nachdenken. Dann der zweite Schritt. Und so weiter, bis zum Ziel, dem Traumjob.

Fazit: Okay

Diesem Sprecher hab ich gern zugehört, Stimme und Erzählweise sind einladend. Bei dem Audioseminar Potentialentfaltung in der Führung stellt der Autor erst mal die Frage: „Wie führen Sie sich selbst?“ Erst an zweiter Stelle geht es dann um die Führung anderer. Sebastian Purps vergleicht die Führungskraft mit einem Elternteil, ein passender Vergleich. Im Kern sorgt die Führung idealerweise für gute Rahmenbedingungen, gibt Raum und lädt die Mitarbeiter/innen ein, ihre Stärken einzusetzen. Als Beispiel für den Anteil der Vorstellungskraft an der Potentialentfaltung dient der Rekordlauf des Mittelstreckenläufers Roger Bannister: Er lief als erster Mensch 1 Meile unter 4 Minuten. Das war am 6. Mai 1954. Im selben Jahr schafften noch knapp 40 andere Läufer, die 4-Minuten-Grenze zu unterbieten. Sie wussten jetzt, dass es möglich war.

Auf dieser Basis stellt der Autor die Frage: „Angenommen, alles was Sie tun, wäre erfolgreich; was würden Sie anfangen?“ Darüber hinaus lenkt der die Aufmerksamkeit auf die Möglichkeiten, die sich dadurch ergäben, auf die Reaktion der Anderen auf den eigenen Ergolg, auf die Gefühle und Fähigkeiten. Auch das eigene Verhalten stellt er zur Diskussion, was sich ändern würde durch diese Grundannahme. Hintergrund dieser Herangehensweise ist, dass wir meist in schwächendne Glaubensmustern stecken – was wir alles nicht können, und deswegen gar nicht erst anfangen. Die Hummel lässt grüßen.

Wie sieht denn dann die konstruktive Herangehensweise aus? Zu überlegen, was ich aus einem Ereignis lernen kann, wozu es gut ist (nicht: was schlecht daran ist) und was mir dadurch möglich ist. Als Veranschaulichung erzählt Purps von seinem Freund und ihm selbst, die die „Shit-List“ erfunden haben, als es im Job nicht gut lief. Dann konnten Sie am Ende wenigstens sehen, wer die längere Liste hatte: Ein Strich pro Problem – ein spielerischer Umgang mit einer schwierigen Phase. So leitet er über zum Perpektivenwechsel. Oft hilft das, um das Gute in einer Situation überhaupt erst wahrzunehmen. Und damit kann ich zur Selbstwirksamkeit gelangen, die Situation kontrollieren, Lenken statt Gelenktwerden.

Ein kurzer Exkurs zu Gerald Hüther und den von ihm definierten menschlichen Grundbedürfnissen: Sicherheit in menschlichen Beziehungen (Dazugehören, Geborgenheit) und – ein bisschen im Widerspruch dazu – das Über-Sich-Hinauswachsen-Dürfen (Neugier, Gestaltungslust, Leistungswille, Autonomie). Gibt die Führungskraft ihren Mitarbeiter/innen das Gefühl, dass sie jede/n Einzelne/n mag, hat sie das Team schon mal prinzipiell motiviert. Das ist vielleicht nicht immer leicht. Doch auch hier hilft der Perspektivwechsel. Wenn sich der Drängler auf der Straße über ein vor ihm fahrendes langsameres Auto ärgert, wer hat dann das Problem? In diesem Sinne ist die Führungskraft Motivatorin, Potentialentfalter und ermutigt, inspiriert und lädt ein. Das kann auch mit ganz einfachen Fragen geschehen: „Was ist Ihre Meinung dazu?“, „Was würden Sie tun?“ etc. Die Methoden sind nicht an sich wichtig, sie helfen nur, die wichtigen Dinge zu tun. Und das ist es ja, was am Ende zählt. Irgendwann klappt es ohne Methoden, aus sich selbst heraus. Und als letzter wichtiger Tipp gibt der Autor die Empfehlung, die eigenen Ressourcen nicht zu vergessen.

Fazit: Okay, lohnt sich

Dr. Stefan Frädrich: „Leben oder Arbeiten“. Carolin v. Richthofen: „Auf dem Weg zum Traumjob“. Sebastian Purps: „Potentialentfaltung in der Führung“. Audioseminare für inneres Wachstum. Pro Themenpaket 29,95 EUR als Download und 44,95 EUR als CD.

Alle Themenpakete gibt es auf der Website www.stark-im-leben.com, u. a. diese:

Themenpaket Kommunikation

Sprecher und Themen

  • Thilo Baum: Sagen, was Sache ist
  • Stefan Gössler: Mit Obamas Prinzipien zum Erfolg
  • Sebastian Purps: Die Fragen der Kraft

Themenpaket Selbstmanagement

Sprecherin, Sprecher und Themen

  • Boris Grundl: Magie des Wandels
  • Dr. Stefan Frädrich: Lebensunternehmer
  • Nicola Fritze: Gedankenmanagement

„STARK IM LEBEN“, das sind 14 Experten, Trainer & Coaches aus dem deutschsprachigen Raum.

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Essen online nicht extra für Nerds…

… aber von Nerds. Ein Blog rund ums Kochen, Rezepte und ab und zu nerdige Bemerkungen.

Website

Besonders gut gefallen hat mir Schweinsbratentesting. Bei Schnuppensuppe gibt es ansonsten das, was man von einem Foodblog erwartet: Jede Menge Essgeschichten, diese und jene Futtertipps und jede Menge Flair.

Mehr dazu und wechselnde Gedichte gibt’s auf der Website http://www.schnuppensuppe.de.

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Kekse und Karriere

Eigentlich wär ich gern …

CoverDie Autorin hat selbst ihren Traumjob erst gesucht und dann gefunden. Sie schreibt also aus eigener Erfahrung. Im Buch gibt es jede Menge Hilfen für die Suche: Detaillierte Fragen, verschiedene Themen und Vorschläge mit einer guten Portion Hintergrundwissen. Zum Beispiel erzählt die Autorin, wo Menschen dazu neigen, sich selbst gegenüber nicht ganz ehrlich zu sein (etwa aus Selbstschutz, wegen gelernter Verhaltensmuster). Deswegen rät sie, zu zweit auf die Suche nach dem Traumjob zu gehen bzw. sich „Hilfsdetektive“ zu besorgen. Auch mögliche Stolperfallen für diese Helferinnen oder Helfer nennt sie. Wie diese Unterstützer sein sollen, steht auch im Buch; wie man solche Leute findet, bleibt offen…

Zwischendurch gibt es ab und an Aufrufe, mal Pause zu machen. Auch das hilft ja bekanntlich beim Erkenntnisprozess. Oder wer hat noch nie unter der Dusche oder beim Einschlafen einen gute Idee oder einen Einfall gehabt? Immer wieder erinnert die Autorin an die Wohlfühlatmosphäre, ohne die das Nachdenken deutlich schwerer fällt: Traumjobsuche im Café. Lustig fand ich das Detektivspiel, bei dem ein Streifzug durch die Wohnung Hinweise auf (evtl. versteckte) Interessen liefert.

Der Vorschlag, im Kalender für jedes Lebensthema einen Wochentag einzurichten: Unpraktikabel. Wer kann sich schon auf Mittwoch beschränken, um mit der Familie zu reden oder sich mit Freunden zu treffen? Vor allem, wenn die ihren „sozialen Tag“ auf den Donnerstag legen ;-) Besser ist da schon die Idee, Work-Life-Planning zu praktizieren statt Work-Life-Balance. Denn manchmal ist einfach mehr Arbeiten angesagt (und macht womöglich Spaß!!!), ein anderes Mal steht die Familie im Mittelpunkt.

Fazit: Interessant, ausprobieren und keine Wunder erwarten.

Themen

  • Warum wir werden, was wir sind
  • Indizien sammeln
  • Detektivmethode zum Traumjob
  • Talente, Interessen, Kompetenzen, Eigenschaften
  • Menschen, Umgebung
  • Motivation, Träume
  • Zeit und Geld
  • Ziel: Traumjob
  • Traumjobsuchende und ihre Geschichten
  • Planen
  • Ausblick: Lebenssinn

KekseEs gibt auch eine Website des Talentcafés: www.talentcafe.de

Ach ja: Hier gibt’s auch die Kekse. Aber nicht irgendwelche, sondern Businesskekse. Das sind kleine, krümelarme Plätzchen. Wie geschaffen für Meetings. Leider gibt’s die nur in Berlin. Schade! Bitte ausweiten auf’s Ruhrgebiet!

Beate Westphal: „Eigentlich wär ich gern … Wie Sie Ihre Talente zum Traumjob machen“. campus 2010. 17,90 EUR. ISBN 978-3-593-39096-3.

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Statistik verstehen

Buchrezension

Lügen mit Zahlen

CoverSonntagmorgen, ein Statistikprof wird im Radio interviewt. Verschlafen höre ich hin und werde immer wacher. Er erzählt von seinem Buch. Das Schöne dabei ist, dass seinen Ausführungen auch Laien folgen können (und verschlafene Mathematikerinnen). Und das hat der Autor mit Bedacht so eingerichtet. Er hat sich bewusst für eine „populärwissenschaftliche“ Publikation entschieden. Nachdem ich das Buch durchgelesen habe, werde ich mir jetzt die typischen Fallstricke raussuchen, um sie bei Gelegenheit in meine Arbeit, die u. a. aus Gesprächen über unsere selbst erstellten Auswertungen besteht, einfließen zu lassen.

Was steht denn jetzt im Buch? Statistiken, Zahlenreihen, Balken und Torten. Die Darstellung von Daten, deren Auswertung und Interpretation scheinen oft eindeutig. Vieles davon ist bei genauem Hinsehen manipulativ. Oft stecken dahinter handfeste Interessen. Aber auch ohne böse Absicht ist der Umgang mit Zahlen und Datenmengen für Viele komplex, und damit fehlerträchtig. Und dann wird schnell fehlinterpretiert, weil der erste Blick plausibler erscheint als die korrekte Aussage auf Basis der Daten.

Das Buch bietet Erklärungen zu den gängigen Darstellungen von Zahlen. Sämtliche Beispiele kommen aus dem Alltag – also meist aus Presse und Medien. Die Autoren wissen sehr genau, wovon sie schreiben. Prof. Dr. Gerd Bosbach lehrt Statistik, Mathematik und Empirie an der Fachhochschule. Davor war er beim Statistischen Bundesamt. Er hat zu Bevölkerungsentwicklung, Gesundheitsfinanzierung und Statistikmissbrauch Veröffentlichungen geschrieben. Jens Korff ist Historiker und Politologe, Werbe- und Webtexter und aktiv im Umwelt- und Klimaschutz. Er hat einen kleinen Exkurs über die kulturelle, gesellschaftliche und philosophische Perspektive zum Kult um die Zahl beigesteuert. Insgesamt ergibt sich eine lehrreiche und unterhaltsame Lektüre, bei der ich – zugegebenermaßen – auch noch was gelernt habe. Schwierig finde ich seitdem nur, in Presseberichten und bei Medienbeiträgen nicht in erster Linie die vielen Ungenauigkeiten und Fehlinformationen zu sehen…

Bemerkenswert ist noch, dass die Autoren keineswegs völlig von Statistiken abraten. Im Gegenteil. Ohne Statistik könnten wir in der Welt der Massendaten wohl kaum Wissenschaft betreiben, Konsequenzen erkennen oder vernünftige Entscheidungen treffen.

Fazit: Bitte einen Stapel davon besorgen und unters Volk bringen. Bitte!

Themen

  • Wichtige Informationen verschweigen
  • Diagramme und Grafiken
  • Kausalkette: Wie herum?
  • Relativ, nominal und absolut
  • Bezugsgrößen
  • Vorsortierte Stichprobe
  • Prognostizieren
  • Statistische Effekte widersprechen der Intuition
  • Skalen für Fortgeschrittene
  • Exkurs: Gespräche über den Kult der Zahl

Weitere Infos zum Thema auf der Website www.luegen-mit-zahlen.de und bei Quarks & Co. als PDF: www.wdr.de/tv/quarks/global/pdf/Q_Zahlen.pdf.

Gerd Bosbach und Jens Jürgen Korff: „Lügen mit Zahlen: Wie wir mit Statistiken manipuliert werden“. Heyne 2011. 18,99 EUR (D) / 19,60 EUR (A). ISBN 978-3-453-17391-0.

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Informationsarchitektur

O’Reilly hat Volker Bombiens Interview mit James Kalbach zur Bedeutung der Informationsarchitektur und des Navigationsdesigns einer Webseite veröffentlicht. Hier eine kurze Zusammenfassung, komplett gibt’s das Interview auf der O’Reilly-Website: Webnavigation – mehr als eine Reihe von Links.

Was ist überhaupt Informationsarchitektur bei Webprojekten?

James Kalbach: Bei der Informationsarchitektur geht es um die Konzeption und Erstellung von Webseiten in der Weise, dass Besucher schnellstmöglich und leicht die Informationen finden können, die sie brauchen. Es gibt viele unterschiedliche Definitionen, aber im Ganzen befasst sich Informationsarchitektur mit der Auffindbarkeit und mit der Usability von Informationen, d. h. es geht nicht um das Programmieren von Webseiten oder die Strukturierung von Datenbanken, sondern um das Planen und den Entwurf einer Webseite, bevor sie gebaut wird.
[…] Selbst bei sogenannten „agilen Entwicklungsmethoden“, wo man die Webseite oder Applikation nach und nach baut, wird jemand benötigt, der sich bei jeder Iteration um die gesamte Struktur und Planung der Seite kümmert.
Letztendlich ist Informationsarchitektur die Koordination von drei wichtigen Elementen: den Business-Zielen, den Zielen der Nutzer und den Inhalten einer Seite. Die wesentliche Frage bei der Informationsarchitektur ist, wie man dem Business Mehrwert bringen kann und gleichzeitig Besucher durch eine logische Organisation der Inhalte zufriedenzustellen vermag.

Wer sollte sich mit Informationsarchitektur beschäftigen?

James Kalbach: Obwohl die Entwicklung einer Webseite sicherlich einen Einfluss auf die Konzeption hat, geht es bei der Informationsarchitektur – wie gesagt – nicht um das Programmieren. Die Ziele des Unternehmens und die Ziele der Nutzer sollten Programmierer aber schon im Auge behalten, ebenso wie Grafikdesigner, Manager und Texter. Insofern müssen alle Beteiligten eines Webprojektes eine gewisse Sensibilität für Informationsarchitektur haben, aber gerade bei größeren Projekten wird ein Informationsarchitekt benötigt, der sich mit der Struktur der Seite beschäftigt. Wenn kein Informationsarchitekt vorhanden ist, müssen sich andere mit Informationsarchitektur beschäftigen, denn jede Seite hat de facto eine Informationsarchitektur, selbst wenn sie nicht durchdacht ist. Die Frage ist, ob sie vernünftig ist und den Zweck des Business erfüllt.

Was hat Webnavigation mit Informationsarchitektur zu tun?

James Kalbach: An sich ist eine Informationsarchitektur unsichtbar: Sie ist eine abstrakte Struktur, oft in sogenannten Sitemaps skizziert, aber auch in Taxonomien und Metadata-Schemata zu finden. Webnavigation stellt einen Teil der Informationsarchitektur einer Webseite dar. Sie ist eine Repräsentationsform der Informationsarchitektur. Die Navigation einer Seite ist das, was der Besucher sieht und benutzt, um an die Informationen ranzukommen, die er braucht. Die Navigation hat eine direkte und kritische Auswirkung auf unseren Gesamteindruck […], wenn wir mit Webseiten interagieren. Egal wie cool der Rest der Website ist, wenn die Navigation nicht stimmt, wirkt die Seite schlecht.

Kannst du uns die Grundzüge des Frameworks für das systematische Herangehen an das Navigationsdesign von Webprojekten erläutern?

James Kalbach: Das Design von Webnavigation setzt ein vielfältiges Spektrum an Wissen und Fähigkeiten voraus. Viele Faktoren beeinflussen ihr Design, ebenso wie viele Beteiligte auf einem Projekt: Der Grafikdesigner bestimmt die Farbgebung und das Layout, der Texter wählt die Beschriftung der einzelnen Navigationspunkte und der Projektleiter bestimmt den Umfang der Seite an sich usw. Deswegen ist das Framework, das ich in meinem Buch [Handbuch der Webnavigation] vorstelle, übergreifend, d. h. […] auf das gesamte Projektteam [bezogen].

Um das Framework verständlich zu machen, habe ich es in vier […] Phasen eingeteilt, obwohl in der Realität die Grenzen zwischen den Phasen nicht so klar sind und man oft vorwärts und rückwärts in den Phasen springen muss. Es sind:

1. Analyse: Warum erstellt man die Webseite? Was soll damit erreicht werden? Der erste Schritt beim Webdesign besteht darin, den Zweck der Seite zu verstehen und in einen umfassenden Kontext zu stellen. […] Dazu muss man auch verstehen, wer die Nutzer der Webseite sind. Welche Informationsbedürfnisse und Ziele haben die Besucher einer Seite?

2. Architektur: Wie ist der Inhalt der Webseite organisiert und strukturiert? Hier kommen die klassischen Elemente der Informationsarchitektur ins Spiel: Sitemaps, Organisations-Schemata usw., aber auch ein Gesamtkonzept der Webseite. […]

3. Layout: Wie wird die Navigation auf den Seiten aufgebaut? […] Das Layout ist entscheidend für die Usability der Navigation.

4. Gestaltung der Oberfläche: Die Darstellung der […] Navigation beeinflusst, wie wir den Inhalt wahrnehmen. Die visuelle Aufbereitung ist nicht bloß eine nette Zugabe, sondern entscheidend für die Benutzbarkeit der Navigation.
[…]

Den Rest könnt Ihr auf der O’Reilly-Website nachlesen: www.oreilly.de/artikel/2008/08/handbuch_webnavigation_special.html

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Lego-Löcherstopfen

BambergGuerilla Gardening war früher – jetzt kommt Dispatchwork! Erfunden hat’s ein Künstler, das Nachmachen ist im Gegensatz zu andern Kunstformen aber relativ einfach. Mich juckt’s auch schon in den Fingern… leider hab ich gar kein Lego da, da muss ich doch mal eben los und Steine besorgen… ich bin dann mal kurz wech…

Berlin
Wie geht‘?

Finde Haus, Fels oder Mauer mit Erosionsschäden und stopfe das Loch mit Legosteinen. Ganz einfach. In Berlin gibt’s viele Plätze, aber auch im Sauerland und in Bamberg. Und das ist noch nicht alles. Der Trend geht um die ganze Welt: Österreich, Niederlande, Ecuador, USA, Israel… sieh doch selbst.

Mehr Infos unter www.dispatchwork.info.

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Nomaden der Städte

Das Umzugsbuch

CoverAuf das Buch war ich schon gespannt. Umziehen macht den wenigsten Menschen Spaß, dieses Buch wird als Gegenbeweis angeführt. Soweit würde ich nicht gehen. Nichtsdestotrotz gefällt das Buch auf den ersten Blick: Das Cover ist ungewöhnlich hochwertig und sieht aus wie ein sicher verpackter Gegenstand. Packpaier mit rotem Klebeband mit Glassymbol „Vorsicht zerbrechlich“. Die Themenliste im Buch ist lang und deckt so ziemlich alles ab, was frau oder andere Großstadtnomaden beachten müssen. Leider ist das Buch für einen Umzugshelfer, der ja praktischerweise in die Jackentasche passen sollte, sehr groß und umfangreich. Dazu tragen die vielen Fotos bei, die zwar nett sind, die aber keinen Mehrwert darstellen. Weniger Fotos, dünneres Papier, und das Buch würde wirklich sogar in die Hosentasche der Jeans passen, die frau beim Umziehen üblicherweise trägt. Dafür könnte man aus meiner Sicht auch gern den Abschnitt, warum Frauen 100 und Männer 19 Paar Schuhe brauchen, weglassen – da komm ich nicht mal an die Männerempfehlung ran… Leider ist dafür das ein oder andere spannendere Thema etwas kurz geraten. Z. B. hätte ich mir bei der Überschrift „Anzeigentexte formulieren“ mehr erhofft als ein paar Hinweise zu Inhalten. Formulierungsbeispiele, Empfehlungen für verschiedene Suchwege (Zeitung, Aushang, Web) fehlen.

Es gibt natürlich auch Hilfreiches im Buch: Es werden drängende und gern vergessene Fragen beantwortet. Gut ist z. B. die Übersicht, welche Dinge so entsorgt gehören, Flüssigkeiten, Renovierungsabfälle usw. Oder Antworten auf die wichtigen Fragen: Wie findet man eine seriöse Schlepperbande? Was sind meine Rechte gegenüber altem und neuem Vermieter? Was gehört in die Überlebensbox für die allererste Zeit zwischen Umzugskisten und unaufgebauten Möbeln? Wie öffnet man eine Weinflasche ohne Korkenzieher? Gefallen hat mir auch, dass die Autorin ein Plädoyer für Umzugsprofis hält. Dazu gibt sie Tipps, wie frau (oder man) das finanzieren kann – hanebüchene Tipps, aber auch brauchbare. Nett, wenn auch eher „nice to have“: Es gibt einen Hinweis, wie junge Menschen „Fachkraft für Küchen-, Möbel- und Umzugsservice“ werden können.

Fazit: Zuviel Ballast, gute Themenvielfalt

Themen

  • Umzugsgrund und die richtige neue Umgebung
  • Wohnung finden
  • Neue Wohnung planen und einrichten
  • Ausmisten und abbauen
  • Umzugstag vorbereiten
  • Umzugstag
  • Die erste Nacht
  • Alte Wohnung übergeben
  • In der neuen Wohnung ankommen
  • Was fehlt nach dem Auspacken
  • Auseinander und zusammen ziehen
  • Nachbarn

Judith Borowski: „Das Umzugsbuch. Raus mit Stil – wie Sie ausziehen, umziehen, einziehen und trotzdem nicht die Nerven verlieren“. Callwey 2008. 19,95 EUR (D)/20,60 EUR (A). ISBN 978-3-7667-1771-9.

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Digitaler Alpenurlaub

Das Berghotel Vue des Alpes ist wunderschön gelegen mit Blick auf eine stille Bergwelt. Der Check-In kostet nicht mehr als den Internetzugang. Denn das Hotel gibt es nur digital.

Website

Das Projekt

Mit dem Projekt Vue des Alpes bietet seit Sommer 2001 die Möglichkeit, im exklusiv gerenderten Kurhotel 5 Tage lang ein Zimmer für einen digitalen Aufenthalt zu reservieren, inmitten einer erholsamen, gerechneten Landschaft. Kein Autolärm, keine Horden von Billig-Touristen stören die Einsamkeit der Berge!

Auf der Site gibt es eines der neun anheimelnd ausgestatteten Doppelzimmer (3D-Komfort, alle Zimmer mit exzellenter Aussicht) zu buchen, bei Ankunft den Zimmercode in Empfang nehmen und sich während des Aufenthalts beliebig oft im Hotel Vue des Alpes aufhalten.  … und dies alles völlig kostenlos!

Der Veranstalter hin, dass es sich nicht um ein Kennenlernhotel handelt (es ist kein grafischer Chat).

Die Region, in die das Hotel Vue des Alpes eingebettet ist, ist seit März 2000 auf einem PC Pentium III mit verschiedenen 3D-Programmen entwickelt und aufgebaut worden.

Auf rund 1600 Meter Höhe bietet das 3D-Terrain etwa 20 km2 Landschaft rund um den idyllisch gelegenen Alpsee. Die milden klimatischen Bedingungen (ganzjährlich 24° im Tagesdurchschnitt) und das bereits weit verzweigte Netz von Wander- und Kletterrouten – und es kommen noch mehr – geben sowohl dem Spaziergänger als auch dem ambitionierten Alpinisten ausgedehnte Möglichkeiten zur Erholung.Die bergige Flora und Fauna sind den mittleren bis hohen alpinen Zonen nachgestaltet. Angenehme Wassertemperaturen im 43 Meter tiefen See laden zu Bootspartien und Badevergnügen ein. Die Region ist bis dato nur schwach besiedelt. Die Alphütte zeugt von einer spärlichen landwirtschaftlichen Nutzung.

Mit dem Hotel Vue des Alpes soll dieses einmalige, von der Zivilisation nahezu unberührte Gebiet für den sanften digitalen Tourismus geöffnet werden. Gebaut wurde beispielsweise (neben der Erschliessung durch das Internet) eine Seilbahn, nur wenige Mausklicks vom Hotel entfernt.Ebenso wird die Region durch gemappte Terrains und Updates für weitere Vegetation laufend ergänzt.

… mehr Infos auf der Website: www.vuedesalpes.com

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Neue Werkzeugkiste der Techniken und Methoden

Tools für Projektmanagement, Workshops und Consulting

CoverNormalerweise habe ich beim Durcharbeiten von Sach- oder Fachbüchern immer Haftnotizzettel griffbereit. Damit markiere ich interessante Abschnitte und versehe sie mit einem Stichwort. Hier hatte ich kurz den Impuls, es auch so zu machen. Dann habe ich mich bewusst dagegen entschieden. Da die Inhalte sehr gut strukturiert sind und nach verschiedenen Perspektiven ausgewählt werden können, lass ich hier die Aufmerksamkeit (ab)lenkenden bunten Zettel weg. Das Buch ist von sich aus gut und ein flexibles Werkzeug für viele Fälle des Alltags.

Um Aufgaben und Probleme zielgerichtet, schnell und mit einem optimalen Ergebnis zu lösen, braucht frau Werkzeug. Je nach Aufgaben- und Problemtyp gibt es eine oder mehrere geeignete Techniken oder Methoden, die hier gesammelt dargestellt werden. Das Buch richtet sich an alle, die in Projekten mitarbeiten oder sie managen, an Berater/innen, an Trainer/innen und an Führungskräfte sowie an Studierende. Es bietet eine brauchbare Sammlung an Tools und zeigt, wann welches Tool eingesetzt wird und wie die Anwendung aussieht. Praktisch finde ich die Kontrollfragen im Anhang, die für die verschiedenen Bereiche helfen, einen passenden Rahmen für das anstehende Problem zu setzen.

Wie bei der vorherigen Auflage gefallen mir die verschiedene Übersichten über die Tools besonders gut. So findet frau schnell geeignete Vorschläge. Für ein Papierbuch sind die Nachschlageoptionen phänomenal und machen den Nachteil der zeitaufwändigeren Suche gegenüber dem Internet praktisch nicht mehr spürbar.

Fazit: Gehört ins Bücherregal

Gliederung der Tools nach diesen Bereichen:

  • Situationsanalyse und Problemdefinition
  • Informationssammlung und -bewertung
  • Kreativität
  • Zieldefinition
  • Organisations-, System- und Strategieanalysen
  • Entscheidungstechniken
  • Projektmanagement und -kontrolle
  • Kompetenzen und Teams

Die Vorgängerausgabe hat mir auch schon gefallen. Rezension in der zeitung: Werkzeugkiste der Techniken und Methoden

Nicolai Andler: „Tools für Projektmanagement, Workshops und Consulting. Kompendium der wichtigsten Techniken und Methoden“. 3. Auflage. Publicis 2010. 39,90 EUR. ISBN 978-3-89578-367-8.

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Ein altes Recheninstrument und seine Geschichte

Die Entschlüsselung des Himmels

Cover„Das Rätsel um den ältesten Computer der Welt“ ist laut Autorin und Verlag das Thema dieses Buches. Aus meiner Perspektive ist das etwas hochgegriffen, denn es handelt sich hier nicht um einen Computer im engeren Sinne. Nichtsdestotrotz ist die Geschichte um ein altes mechanisches Gerät lesenswert.

Anfang des 20. Jahrhunderts wird im Mittelmeer der Mechanismus von Antikythera entdeckt, ein zahnradbestücktes Ding, mit dem die alten Griechen um 100 v. Chr. Zeitzyklen berechnen konnten, dazu die Bewegung der Himmelskörper, den Verlauf von Sonne und Mond durch den altägyptischen Tierkreis und noch mehr. Seit etwa hundert Jahren versuchen Forscher, hinter das Geheimnis des korrodierten Klumpens zu kommen. Das Buch enthält die Geschichte seiner Entdeckung, von Rekonstruktionen und möglichen Anwendungen, die sich erst nach und nach, Stück für Stück entschlüsseln lassen.

Die Lektüre ist auch für eine Nichthistorikerin und Nichtastronomin wie mich immer leicht verständlich. Die Erläuterung der astronomischen, mechanischen und mathematischen Hintergründe steht in einem ausgewogenen Verhältnis zur Schilderung des historischen Kontexts und der Geschichte des Artefakts. Auch die menschliche Dimension (u. a. die Beziehung zwischen Wright und Bromley, zwei der beteiligten Forscher) wird dargestellt.

Es gibt ein paar Bilder in der Mitte des Buches und eine Skizze des Mechanismus in Kapitel 9. Schöner wäre es, wenn die Bilder an der im Buch passenden Stelle auftauchten. Und ab und zu hab ich mehr schematische Darstellungen vermisst. Die Skizze könnte genauer sein. Vielleicht gibt es das ja in einer späteren Ausgabe.

Fazit: Interessante Geschichte, gut geschrieben, sehr kurzweilig zu lesen

Jo Marchant: „Die Entschlüsselung des Himmels. Der erste Computer – ein 2000 Jahre altes Rätsel wird gelöst „. Rowohlt 2011. 22,95 EUR. ISBN 978-3-498-04517-3.

Die Autorin
Jo Marchant ist Wissenschaftsjournalistin und lebt in London. Sie studierte Naturwissenschaften und Medizin und promovierte zum Doktor der medizinischen Mikrobiologie.

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Hochleistungsteams führen mit Soft Skills

Soft Skills für IT-Führungskräfte und Projektleiter

CoverEiner Projektleiterin bzw. IT-Führungskraft stellen sich ganz andere Aufgaben als einer Entwicklerin. Vor allem heißt es in Führungspositionen, den vielfältigen Anforderungen nicht nur technisch, sondern auch menschlich zu begegnen. Da geht es um Psychologie, Selbstreflexion, Gruppendynamik – Sozialkompetenz. Nicht leicht. Doch wenn frau das mal drauf hat, dann ist ein wichtiger Erfolgsfaktor schon mal da. Das Buch ist so interessant geschrieben, dass es mich regelrecht reingesogen hat. Und dann hab ich’s gleich mal in der Praxis ausprobiert. Es funktioniert, wenn frau sich die Zeit nimmt und die Mühe macht.

Das Buch ist eine erstklassige Ergänzung zu „Soft Skills für Softwareentwickler„.  Das Autorentrio erläutert hier Techniken zur Führung und Weiterentwicklung von Mitarbeitern, inklusive dem Aufbau von Hochleistungsteams. Im Anhang finden sich theoretische Grundlagen sowie zwei Übungen zur Selbsterfahrung. Konkrete Beispiele aus der IT werden mit Phrasen eingeleitet, die wohl Jede von uns schon mal gehört hat. Beispiel: „Den Job vom Chef könnte ich auch machen, und zwar besser“. Dann kommentieren die Autoren die Phrase und stellen ihre Erfahrungen dar.

Die Experten beschreiben, was Softwareentwickler motiviert, was gute Führung in agilen Projekten bedeutet und wie komplexes Miteinander überhaupt funktionieren kann. Dazu erläutern sie die Mechanismen iterativen Vorgehens und des Lernens über Retrospektiven. Auch auf die effektive und effiziente Gestaltung von Besprechungen wird eingegangen. Ein Schlüsselthema, das weiß ich aus Erfahrung.

Das Buch gliedert sich in fünf Teile:

  1. Soft Skills, Kommunikation und Selbstorganisation
  2. Organisatorische Grundlagen: Besprechungen und Zeitmanagement
  3. Entwickler führen: Agile Teams leiten, Motivation erhalten und Entscheidungen treffen
  4. Mitarbeiter weiterentwickeln: Die Führungskraft als Coach und Mentor
  5. Hochleistungsteams aufbauen und performant werden lassen

Der erste Teil befasst sich mit Grundlagen, z. B. mit denen, die auch schon der frühere Titel „Soft Skills für Softwareentwickler“ erläutert. Hier allerdings kommt der Einstieg schon mit Blick auf Teamprozesse und Gruppendynamik daher.
Der zweite Teil befasst sich mit Zieldefinition, Prioritätensetzung und Besprechungen. Besprechungen…. hmm…. langweilig? Nein, weil da die Richtung für die Arbeit herkommt. Zeitmanagement, gerade auch für Führungsskräfte, ist zwar auch nicht neu, wird hier aber nochmal sehr spezifisch eingeführt.
Der dritte Teil enthält die Spieltheorie als Grundlage für strategische Entscheidungen, praxisnah erklärt. Wie Führung mittels Kontakt und Motivation und mit Prozesskompetenz möglich ist. Das wichtige Thema Entscheidungen treffen, einzeln und in der Gruppe, wird dargestellt. Bewährtes und neue Erkenntnisse ergeben eine brauchbare Kombination, wie Führung – auch von selbstorganisierten Teams – funktioniert.
Der vierte Teil befasst sich damit, Mitarbeiter weiterzuentwickeln, beschreibt psychologische Grundlagen und empfiehlt Mentoring und Coaching, angewandt auf SW-Entwicklungsprozesse.
Der fünfte Teil – ach, lies doch selbst…

Die Autoren

Uwe Vigenschow ist Trainer, Berater und Coach bei der oose Innovative Informatik GmbH. Arbeitsschwerpunkte: Agiles Projektmanagement, Softwaretest, Analyse und Design von Softwaresystemen. Er hat ein Konzept für den Bereich Soft Skills für die IT entwickelt. Er führt Seminare durch und ist als Mediator tätig.
Björn Schneider ist Bereichsleiter und Personalvorgesetzter für Softwareentwicklung bei einem Medizingerätehersteller. Dort leitete er mehrere Jahre Softwareentwicklungsprojekte. Davor arbeitete er als Trainer, Coach und Berater bei oose. Eine Ausbildung zum psychologischen Berater gibt’s auch noch.
Ines Meyrose ist selbstständige Imageberaterin und Inhaberin der Firma image&impression. Sie arbeitete einige Jahre im Dienstleistungs- und Vertriebsbereich mit Personalverantwortung. Als Kommunikationswirtin und Wirtschaftsmediatorin hat sie Beratungs-, Seminar- und Vortragspraxis.

Fazit: Absolut empfehlenswert und alltagstauglich! Mein Lieblingsbuch in diesem Jahr.

Themen

  • Soft Skills und Hard Skills
  • Bewusstsein und Umwelt
  • Kommunikation
  • Meta-Modell der Sprache
  • Komplexe Systeme und Teams
  • Gruppen und Teams
  • Gruppendynamik
  • Teamentwicklung
  • Komplex und kompliziert
  • Selbstorganisation von Gruppen
  • Organisation von Teams
  • Ziele und Prioritäten
  • Besprechungen erfolgreich nutzen
  • Zeitmanagement
  • Entwickler führen
  • Managementfolklore und Realität
  • Mythos Motivation
  • Teams weiterentwickeln
  • Mitarbeiter weiterentwickeln
  • Seminare
  • Teambildung
  • Mentoring
  • Coaching
  • Führung und Selbstorganisation
  • Prozesskompetenz
  • Heterarchie und Hierarchie
  • Entscheiden – selbst und in Gruppen
  • Spieltheoretische Grundlagen
  • Satisficing
  • Umsetzung
  • Das Individuum im Team
  • Professionelle Arbeitsethik entwickeln
  • Hochleistungsteams aufbauen
  • Systemische Ordnung in Teams

Uwe Vigenschow, Björn Schneider und Ines Meyrose: „Soft Skills für IT-Führungskräfte und Projektleiter. Softwareentwickler führen und coachen, Hochleistungsteams aufbauen“. dpunkt 2009. 36,- EUR (D) / 37,10 EUR (A). ISBN 978-3-89864-584-3.

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Fotolandschaften zum Futtern

Bevor die Fastenzeit startet, noch schnell ein kulinarischer Exkurs. Disclaimer: Wegen Heißhunger übernehme ich ausdrücklich keine Haftungsansprüche…

Lenswall

Carl Warner malt digital. Er hat seine eigenen „Foodscapes“ entwickelt, die er in seinem Londoner Studio aufbaut. Die Szenen werden ebenenweise von vorn nach hinten bis zum Himmel fotografiert. Das geht auch gar nicht anders, denn die Lebensmittel welken schnell unter den warmen Lampen des Künstlers. Am Ende werden die einzelnen Elemente dann in der Postproduktionsphase zusammen gesetzt.

Aber seht doch selbst…www.carlwarner.com und www.lenswall.com/photographers.php?a=19.

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Kata und Code-Dojos

codedojos

Kata ist das japanische Wort für choreografierte Bewegungsmuster, die allein oder zu zweit ausgeführt werden. Diese Muster sind Teil des Trainings in der Kampfkunst, z. B. beim Karate. In der Softwareentwicklung bedeutet Kata also so etwas wie Coden gegen die Widrigkeiten des Alltags.

Code-Dojos leiten sich von Dojo ab, dem Übungsraum, in dem Katas trainiert werden. Im Blog codedojos.wordpress.com gibt es solche Katas zum Ausprobieren und eine Anleitung, wie Ihr selbst Dojos durchführen könnt.

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Literaturrecherche 2.0

FAZ.NET hat sich eines Themas angenommen, das viele Studierende und Leute in der Wissenschaft betrifft: „Wenn geschrieben wird, ohne zu lesen“. Jürgen Kaube beschreibt dazu in „Die drei Formen der Ignoranz“ die Untersuchungsergebnisse des Chicagoer Soziologen Abbott. Abbott hat sich studentische und wissenschaftliche Arbeiten angesehen und Verschiedenes festgestellt. Für manche Texte wirken die Hauptquellen beliebig gewählt. Da wird dann nicht das Standardwerk zum Thema als Grundlage zitiert, sondern eine eher zufällig gefundene Literaturquelle, die das Thema auch behandelt. Irrelevante Quellen und falsche Interpretation von Aussagen in den Quellen tauchen ebenso auf wie das Ignorieren des Stands der Forschung. Okay, den Artikel könnt Ihr ja selbst lesen.

Mir sind dazu auch ein paar Gedanken gekommen. Gefühlt gibt es heute mehr Plagiate als früher. Es ist ja auch wesentlich leichter, sich Textpassagen aus dem Internet zu kopieren als Abschnitte aus gedruckten Büchern abzuschreiben. Was ich zur Diskussion stellen möchte, ist folgende These. Das Bewusstsein, was ein Plagiat ist und wie eine robuste Literaturrecherche aussieht, schwindet. Dazu kommt, dass das Handwerk des Schreibens in der Ausbildung zu kurz kommt. Vielleicht ist manches Stück Plagiat nur ein vergessener Literaturhinweis?

Neben den Plagiaten gibt es allerdings seit der massenhaften Nutzung des Web ein weiteres Phänomen: Literaturrecherche 2.0: Per Google und Wikipedia werden ein paar Webseiten überflogen, ohne das „Deep Web“ oder die papiernen Quellen auch nur in Erwägung zu ziehen.  Könnte es nicht sein, dass in den verstaubten Gängen der Universitätsbibliotheken doch noch Bücher darauf warten, in den gerade entstehenden wissenschaftlichen Text aufgenommen zu werden? Immerhin gibt es ja schon länger auch für die Bibliotheksrecherche vor Ort (z. B. E-LIB in der UniBib Bremen) und im Web (z. B. ezDL) elektronische Suchhilfen.

Ich finde, es ist nicht nur anständiger, sondern auch befriedigender, eine Arbeit fertigzustellen, in die gewissenhafte Recherche (Stichwort: Zuerst der Stand der Forschung, dann eigene Ideen) und Achtung vor der Leistung Anderer (Stichwort: Du sollst nicht plagiieren) drin steckt.

In diesem Sinne – geht hinaus in die Welt der Wissenschaft, sammelt, lest, vergleicht, denkt nach und sammelt Eure Erkenntnisse. Weil’s mehr Spaß macht!

Mehr Infos

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Yes he Kanban

Originalausgabe   Deutsche Ausgabe

Kanban

CoverDavid Anderson hat das Standardwerk zum Thema Kanban geschrieben. Seine Erfahrungen werden in diesem Buch lebendig… yes, he Kanban. Anhand vieler Praxisbeispiele führt Mr. Anderson in das für Softwareentwicklung neue Vorgehensmodell ein. Ursprünglich stammt Kanban aus der japanischen Automobilbranche und wird seit vielen Jahren erfolgreich in der Produktion eingesetzt.

Wie in jedem guten Fachbuch werden nicht nur die Prinzipien erklärt für den „Gutfall“, sondern es kommen auch typische Arbeitshindernisse zur Sprache. Dazu noch der durchgängige Blick auf die psychologischen Aspekte. Denn Kanban ist im Grunde nichts anderes als eine Spielart von Veränderungsmanagement. Neben dem klassischen papierbestückten Kanbanboard gibt es auch eine Reihe von virtuellen Varianten, die im Buch erwähnt werden. Leider sind die Bilder im Buch schwarzweiß gehalten, so dass die Erklärung der verschiedenen Farben für verschiedene Zwecke keine optische Unterstützung erfährt.

Nebenbei, das Buch ist in einem etwas sperrigen US-Englisch geschrieben, das mir das flüssige Lesen erschwerte. Nach jedem Kapitel gibt es eine kurze Stichpunktliste, die den Inhalt zusammenfasst. Leider tut sie das nicht immer sehr gut. Und noch eine Schwäche hat das sonst wirklich sehr gute Standardwerk: Die Hintergrundinfos zu „Theory of constraints“, „Lean, TPS, and Waste Reduction“ und „Deming and Six Sigma“ sind nur für Leute verständlich, die die Inhalte der Prinzipien schon kennen. Aus der Beschreibung im Buch wird frau nicht so ganz schlau.

Nichtsdestotrotz möchte ich Euch das Buch zum Selbststudium oder als Ergänzung von Learning-by-doing inniglich ans Herz legen.

Fazit: Standardwerk, durchaus erhellend

Themen

  • Change-Management
  • Die Kanban-Methode
  • Kanban in der Softwareentwicklung
  • Qualität im Fokus
  • Work-In-Progress reduzieren – wenig Parallelarbeit
  • Vertrauen schaffen
  • Priorisieren und Einfluss nehmen
  • Implizites Wissen
  • Workflow visualisieren
  • Überflüssiges eliminieren
  • Kontinuierlicher Verbesserungsprozess – Kaizen
  • Work-Item-Typen
  • Ein Kanban-Board malen
  • Kapazität festlegen gemäß Bedarf
  • Das Pull-Prinzip
  • Tägliche Standup-Meetings
  • Releaseplanungsrunden
  • Eskalation
  • Koordinationskosten und Transaktionskosten
  • Priorisierung effizient gestalten
  • Work-In-Progress-Grenzen setzen
  • Typische Class-Of-Service-Definitionen
  • Messen und Managementberichte
  • Zweistufige Systeme mit Kanban steuern
  • Veränderungsmanagement mit Kanban
  • Möglichkeiten der Verbesserung
  • Flaschenhälse identifizieren und entschärfen
  • Ressourceneinsatz
  • Aktivitäten in Kostenbereiche einordnen
  • Schwankungen einbeziehen

David J. Anderson: „Kanban. Successful Evolutionary Change for Your Technology Business“.
Blue Hole Press 2010. 36,59 EUR/32,36 US $. ISBN 978-0-9845214-0-1.

Kanban mal machen…

BuchDie deutsche Ausgabe ist eine fachkundige Übersetzung von Kanban-erfahrenen Profis (Arne Roock und Henning Wolf von it-agile). Mir gefällt das Handling des deutschen Buches etwas besser, was Layout und Textgestaltung angeht. Der Stil ist wie das Original amerikanisch. Daher empfehle ich, bei der Begeisterung im Ausdruck kulturell bedingt etwas verhaltener zu lesen, dann ist es ein prima Buch.

Leider gibt es auch hier keine Farbe, was blöd ist, wenn explizit auf Farbe als Unterscheidungskriterium hingewiesen wird. Und das Titelbild ist leider nicht so aussagekräftig wie bei der Originalausgabe. Mehr gibt’s aber auch schon nicht mehr zu meckern.

Vorbildlich finde ich, dass bei Kernbegriffen nicht nur der deutsche, sondern auch der englische Ausdruck steht, das erleichtert die Kommunikation untereinander.

Lesenswert ist die Ergänzung um Erfahrungswerte hierzulande. Bei dem Unternehmen hinter mobile.de wird Kanban seit einiger Zeit eingesetzt. Im Buch bereichert der Bericht darüber die ansonsten amerikanische Sicht. Außerdem gibt es darin eine Variante, die im restlichen Buch im Detail so noch nicht vorkam.

Fazit: Unbedingt besorgen, lesen und zum Rumzeigen und Weiterempfehlen ins Regal stellen.

PS: Nein, niemand hat mich bestochen, ich bin ehrlich begeistert.

David J. Anderson: „Kanban. Evolutionäres Change Management für IT-Organisationen“. dpunkt 2011. 34,90 EUR (D)/35,90 EUR (A). ISBN 978-3-89864-730-4.

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Schwache Einstiegshilfe …

… für Scheuklappeninformatiker

Jenseits der Programmierung

CoverBrrrrrrrrrr… puuuuhh… der Anfang ist ganz schön starker Tobak. Mich interessiert das Thema sehr. Umso schlimmer finde ich den Stil um die durchaus von Erfahrung zeugenden Hinweise herum. Zumindest den ersten (großen) Teil des Buches empfehle ich in der nächsten Auflage stark zu straffen. Die Studierenden, die ich kenne, würden dem Buch jedenfalls kaum eine Chance geben. Sondern es nach den ersten paar Sätzen (bei wohlmeinenden Absolvent/innen vielleicht nach den ersten paar Seiten) für immer aus der Hand legen.

Im hinteren Teil wird das Buch besser. Die Idee, das Thema Kundenservice anzusprechen, ist gut. Die Themen Teampsychologie und Konflikten sind beim Berufseinstieg auf jeden Fall interessant. Schade, nach dem schwachen Einstieg traue ich am Ende der Kompetenz der Autorin nicht mehr so ganz. Kann sein, sie hat recht mit ihren dort geschilderten Eindrücken. Kann sein, dass nicht.

Tipp: Wenn, dann von hinten her lesen

Themen

  • Lösungen anbieten statt Programme
  • Unternehmerisch denken
  • Selbstreflexion
  • Selbstpräsentation
  • Interaktion mit Anderen
  • Teamarbeit
  • Kunden-/Serviceorientierung
  • Vernetzen mit Anderen

Elisabeth Heinemann: „Jenseits der Programmierung. Mit T-Shaping erfolgreich in die IT-Karriere starten“. Hanser 2010. 24,90 EUR. ISBN 978-3-446-42260-5.

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