Junge Weihnachtsdeko für Haus und Haar

Winterholzstempel und kugelige Haargummis

Stempel

2 Stempel, ein Pilz, ein SchneemannFoto von gestempelten FliegenpilzenDer Holzstempel mit Motiv eignet sich für Geschenke, Weihnachtspost und Neujahrskarten. Man kann sie prima als Geschenk für den Nikolausstiefel verwenden. Ausprobiert habe ich nur den Pilz, wie der Schneemann funktioniert, kann ich also nicht mit Sicherheit sagen. Der Stempel lässt sich nach getaner Arbeit leicht mit Wasser säubern, wenn man sich mehr konzentriert als ich, lassen sich auch die Ränder vermeiden ;-)

Achtung: Es ist keine Stempelfarbe inklusive, die muss man sich extra besorgen (falls man keine mehr zu Hause hat).

​Fazit: Perfektes Mini-Geschenk und dazu noch langlebig.

Hersteller: Coppenrath Spiegelburg 2021. Je 4,95 EUR. Aus Kiefernholz (nachhaltige Forstwirtschaft), Schaumstoff und Gummi. Größe ​ca. 6 x 2 cm.

Christbaumkugelgummis

Papp-Weihnachtsbaum mit dekorierten Haarbändern mit Mini-Christbaumkugeln daranNahaufnahme KugelnDie Haargummis mit bunten, glänzenden Mini-Christbaumkugeln erhöhen die Vorfreude auf’s Fest, lassen kleine (oder größere) Weihnachtsprinzessinnen funkeln und passen prima zu jedem Weihnachtsoutfit! Ein süßes Geschenk zu Nikolaus, Weihnachten oder Dezembergeburtstagen. Die Qualität ist OK, die Farben leuchten glänzend, fast noch ein bisschen mehr als auf dem Produktbild. Ich hab mal eine Nahaufnahme gemacht, damit das besser zu sehen ist.

Fazit: Einzel auch Adventskalender-tauglich, aber das wird dann wohl erst was für das nächste Jahr.

Hersteller: Coppenrath Spiegelburg 2021. Set am Baum 4,95 EUR. Vier Haargummis im Set, in zwei Farbkombinationen: Grün/Rot und Pink/Türkis. Größe ca. 12 x 16 cm.

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Das „Mensch-erwisch-Dich-Spiel“ mit Entwicklungspotenzial

The Responsibility Process

CoverWie erkennen wir unsere mentalen Denkmuster, die beeinflussen, wie wir Entscheidungen treffen? Muster, die beeinfluss, wie wir uns und andere führen? Wie wir bewusst Verantwortung übernehmen?

Der Autor zeigt einen Weg, diese Muster zu erkennen („sich zu erwischen“) und durch bewusste Verantwortungsübernahme übliche Sackgassen-Strategien zu überwinden. Sein Modell beschreibt gegebene menschliche Verhaltensmuster, die sich durch diese Stufen bezeichnen lassen:

  • Beschuldigen
  • Rechtfertigen
  • Schämen
  • Verpflichtung
  • Verantwortung = das Problem wirklich annehmen und kreativ lösen

Im Artikel „Weiterentwicklung… Verantwortung :-)“ hatte ich den Prozess 2018 schon mal kurz vorgestellt.

Jetzt habe ich mir das Buch vorgenommen. Und fand es schwierig zu lesen. Warum? Im Stil wirkt das Buch auf mich zu marktschreierisch: Tu Es! Es wird dein LEBEN verändern!! Wenn Du DAS tust, wirst Du ein GROSSARTIGES LEBEN führen! Naja, nicht wortwörtlich zitiert, aber so fühlt es sich an.

Und immer wieder die Wiederholung, wie viele Personen wirklich großartige Erfahrungen damit gemacht haben. Das mag für die amerikanische Zielgruppe passen. Bei mir hat es leider das Gegenteil bewirkt: Jedes Mal fühlte ich diesen Widerstand, doch noch weiterzulesen. Ich finde das wirklich anstrengend.

Die Beispiele sind für meinen Geschmack etwas rar gesät. Einige sind wirklich gut, vor allem die aus dem Arbeitsleben, das meinem ähnelt. Da kann man z. B. ein Missverständnis klären und andere Lösungswege vorschlagen, möglichst immer im Sinne einer Win-Win-Strategie.

So Verantwortung für die Situation und für mein Handeln zu übernehmen ist gut und funktioniert erstaunlich oft (nein, nicht immer).

Alles in allem würde ich das Buch deutlich kürzen (Argumente und Wiederholungen, warum das toll ist, weglassen). Ich würde den Stil an die deutsche Kultur anpassen; angefangen vielleicht schon damit, dass nicht alles Prozessstufen IN GROSSBUCHSTABEN auf jeder Seite gefühlt IMMER und IMMER wieder im Text hervorstechen. Vielleicht formuliert man einfach so, dass sich die übliche Definition von „Verantwortlich sein“ und „Verantwortung übernehmen“ gut genug auseinander halten lassen. Mit einer Definition am Anfang und einem leicht zugänglichen Glossar am Ende, welcher Begriff was meint (z. B. Verantwortung vs. Verantwortlichkeit / Zuständigkeit). Einmal darüber zu schreiben, dass es da Unterschiede im Verständnis gibt, reicht aus. In Beispielen kann man dann immer wieder darauf verweisen, wenn man Angst hat, dass die Leser:innen es bis dahin vergessen haben… Aber bitte nicht jedes Mal neu erklären mit denselben oder ähnlichen Worten, als würde man jetzt sofort wieder in die Falle laufen, die falsche Perspektive im Kopf zu haben.

Puh.

Dennoch: Ein großartiges Modell!

Im Kern geht es darum, wie wir mit Problemen umgehen können. Probleme in diesem Sinne ist der Lücke zwischen Ist und Wunsch , verbunden mit einer negativen Emotion. Oft hilft der Prozess tatsächlich dabei, das Problem zu lösen bzw. ein gutes Ziel zu erreichen; eventuell ein anderes als zunächst gedacht, was gut oder besser sein kann. Manchmal ändern wir einfach unsere Einschätzung, und das hilft dann auch.

Hätte ich nicht andere Dinge zu tun, würde es mich fast in den Fingern jucken, selbst einen Pocketguide dazu zu schreiben, der wirklich in die Hosentasche passt und gut zum Nachschlagen und Weitergeben taugt. So lange nehm ich die Postkartenvariante.

Handwerklich gut: Vorn und hinten im Umschlag ist das „Prozessposter“ mit den verschiedenen mentalen Zuständen. Schön wäre nur, wenn eins davon die Kurzdefinitionen auch noch enthielte. Es gibt Verweise auf die Website für weitere Inhalte (u. a. ein Handbuch für Führungskräfte, andere zu motivieren, den Responsibility Process zu übernehmen: „Coaching success: Getting people to demonstrate responsibility and take ownership„).

Fazit: Der Prozess als solcher = großartig. Die Aufbereitung des Themas ginge besser.

Themen

  • 7 mentale Zustände: Leugnen, Verpflichtetfühlen & Co.
  • 5 Schritte zur Verantwortung
  • 3 Schlüssel: Absicht, Aufmerksamkeit und Sich-Stellen
  • Freiheit und Macht erlangen
  • Verantwortung vs Verantwortlichkeit/Zuständigkeit: „Was will ich“ statt „was soll ich“
  • Ziele entwickeln
  • Erfolgsprinzip, Erfolge (neu) definieren und Erfolge feiern
  • Selbstführung & „Andere führen“
  • Menschen fördern
  • Ursache und Wirkung
  • Governance und persönliche Verantwortung
  • Komfortzone ausweiten: Verstehen und Üben von Verantwortung
  • „Mensch-erwisch-dich-Spiel“
  • Beziehungen, Macht und das größere Spiel
  • Hinter sich aufräumen
  • Umgang mit Zynismus und Sarkasmus
  • Positive Verstärkung

Christopher Avery: „The Responsibility Process. Wie Sie sich selbst und andere wirkungsvoll führen und coachen“. dpunkt 2018. 24,90 EUR. ISBN 978-3-86490-577-3.

Thema vorgestellt von Christopher Avery auf YouTube (Dauer 1:11:10):
www.youtube.com/watch?v=HOdNfdLf124

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Meine „Seitigkeit“ unter der Lupe

Deine bessere Hälfte

CoverLinkshänder:innen wissen es meist nur zu gut: Seitigkeit spielt in unserem Leben eine größere Rolle, als den meisten bewusst ist. Das gilt für Händigkeit, aber auch andere Vorlieben für eine Körperseite.

Rechtshänder:innen und Linkshänder:innen unterscheiden sich nicht nur in ihren physischen Fähigkeiten, sondern auch mental, denn ihre Gehirne arbeiten unterschiedlich. Je nach Händigkeit wird das Gehirn nämlich unterschiedlich beansprucht. Die Autorinnen beschreiben auf unterhaltsame und lehrreiche Weise, was genau dahinter steckt. Warum eine Körperseite bei uns dominant ist und warum wir beide Seiten stärken sollten. Und was das für das eigene Leben bedeutet.

Einige Selbsttests, Übungen und viele Anekdoten erlauben einen ganz eigenen Blick (bei mir bevorzugt mit dem linken Auge) auf die eigenen körperlichen Fähigkeiten und die anderer Leute.

Besonders lebensnah: Hier lernt man auch, wie man mit der linken Hand ohne umständliche Verdrehen schreiben kann (nicht nur in Spiegelschrift…). Gelernt hab ich noch mehr, nämlich dass bei Zwillingen oft eins der Babys rechts- und eins linkshändig ist. Und… ach nein, lest doch selbst.

Händigkeit beim Nachwuchs

Hinweise und Tipps, wie man dem eigenen Kind eine falsche Händigkeit beim Schreibenlernen erspart bleibt. Vorsicht, Falle! Denn manche linkshändige Kinder erscheinen durch Abgucken in der Familie rechtshändig.

Die Autorinnen

Christiane Stenger entsperrt ihr Smartphone mit links, wendet Pfannkuchen mit rechts. Schreibt auch mit rechts. Sie ist „Gedächtniskünstlerin“, Moderatorin und spricht. Mit 17 veröffentlichte sie ihr erstes Buch, das ein Bestseller wurde (Thema: Gedächtnistraining).

Antje Tiefenthal sollte als Kind immer die schöne Hand nehmen. Bis die Grundschullehrerin aufgab. Seitdem schreibt sie (gern) mit links (vor diesem Buch mit einer suboptimalen Handhaltung). Tomatensalat schnippelt sie mit rechts. Sie ist Journalistin und lebt in Berlin.

Fazit: Fundiert, lustig, mit Sachen zum Ausprobieren. Toll auch für Eltern vor der Einschulung!

Themen

  • Jonglieren
  • Musizieren
  • Sauklaue
  • Schreibenlernen (Übungsvorlagen für links)
  • Butrophedon (fair schreiben)
  • Zusammenhang? Händigkeit und Charakter
  • Klatschen (Bei Müller hats gebrannt-brannt-brannt…) und andere Motorikspiele
  • Sport
  • Life Kinetik

Christiane Stenger und Antje Tiefenthal: „Deine bessere Hälfte. Warum wir Rechts- oder Linkshänder sind und was das für unser Leben bedeutet“. edel 2018. 16,95 EUR. ISBN 978-3-8419-0606-9.

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Das Ende der Welt bisher (mit Optimismus)

ÜBER LEBEN

CoverZum Einstieg ein Zitat aus dem Buch: „Was ist die Liebe zur Natur? Der Naturfilmer David Attenborough hat es sinngemäß so ausgedrückt: Wer beim Gesang einer Amsel etwas empfindet, weiß es schon. Und allen anderen kann man es nicht erklären.“ So wahr. So schön.

Und doch hat das Buch keinen waldbadenden Wellness-Charakter. Nein. Es ist ernst: „Wir befinden uns mitten im 6. Massenartensterben und erleben den größten Artenschwund seit dem Aussterben der Dinosaurier. Der Mensch hat ihn ausgelöst und nur er kann ihn stoppen.“

Naturfilmer Dirk Steffens engagiert sich schon lange für den Artenschutz. Gemeinsam mit seinem Wissenschaftsjournalistenkollegen zeigt er, wie in der Natur alles mit allem zusammenhängt und warum der Erhalt der Artenvielfalt überlebensnotwendig ist. Und zwar für uns als Menschen.

Die beiden stellen auch Ideen vor, wie man das Artensterben stoppt: Drastisch, aber nicht unmöglich. Dafür immer mit der Chance, unser Verhältnis zur Natur zu ändern, zu unserem Vorteil.

Infografiken zeigen u. a. die 8 Belastungsgrenzen des Planeten. Ist auch nur eine dieser Grenzen überschritten, sieht es für den Fortbestand der Art Mensch düster aus. Ein Kriterium ist das Artensterben, weitere sind z. B. der Stickstoffkreislauf oder die Ozeanversauerung. Das Ozonloch, klar, auch das. Und noch weitere… davon lässt man sich leicht überzeugen, wenn man wissenschaftlich versiert ist

Dem Kapitel „Ein Fluss klagt an“ ist ein Zitat von Toni Morrison (Schriftstellerin) vorangestellt: „Weißt du, teilweise haben sie den Mississippi begradigt, um Platz zu schaffen für Häuser und bewohnbares Land. Gelegentlich überflutet der Fluss diese Orte. Das Ende der Welt, wie wir sie kennen »Überschwemmungen« ist das Wort, das sie dafür benutzen, aber in Wirklichkeit ist es kein Überschwemmen: es ist Erinnern.“ So gesehen…

Eine Idee ist, dass man der Umwelt einen Rechtsstatus gibt. So könnte z. B. der Mississippi alle verklagen, die sein Gleichgewicht stören (und damit auch die Gesundheit und Menschenleben gefährden).

Das Buch schließt mit dem Kapitel „Fast ein Happy End“. Und hier ist klar, es wird anstrengend, herausfordernd, aber es lohnt sich auch.

Deswegen ist Optimismus Pflicht. Hoffnung ist die Grundlage für die Aufbruchstimmung, die motiviert und hilft. Jede, die ihr Studium abgeschlossen hat, und Jeder, der eine Krise bereits einmal gemeistert hat, kennt das. Es fühlt sich hinterher noch viel besser an, als man sich das vorher vorstellen konnte :-)

Fazit: Es ist ernst. Und nur wir Menschen sind fähig, diese Krise auch wieder zu nutzen, um es künftig besser zu haben.

Themen

  • Natur in Zeiten der Einsamkeit
  • Expansion: Das Dumme-Gans-Syndrom
  • Warum Artenvielfalt wichtig ist
  • Anthropozän: Warum Arten sterben
  • Natur als Rechtsperson: Ein Fluss klagt an
  • Kapitalismus ökologisch
  • Demokratie ökologisch
  • Optimismus und Hoffnung

Dirk Steffens und Fritz Haberkuß: „ÜBER LEBEN. Zukunftsfrage Artensterben: Wie wir die Ökokrise überwinden“. Penguin 2020. 20,- EUR (D) / 20,60 EUR (A). ISBN 978-3-328-60131-9.

Mehr Infos:
www.biodiversity-foundation.com

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Singen nach Bildern

Mein liebster Liederschatz

Cover Nette Idee: Zeichnungen helfen beim Singen (lernen). Das stabile Pappbilderbuch enthält 12 klassische Weihnachtslieder, 8 davon haben über den Melodien (Notenlinien) z. B. kleine Schneeflocken, Glocken, Vögel oder Engelchen. Das Auf und Ab der Figuren soll der Melodie entsprechen: Große Figuren bedeutet langer Ton, kleine bedeutet kurzer Ton. Die „Flughöhe“ deutet die Tonhöhe an.

Bei den restlichen Liedern ist einfach die Melodie mit Noten und mit den Strophen dargestellt, auch bebildert, aber nicht über dem Notensatz, sondern nur als Illustration.

Wie soll das beim Zubettgehen aussehen? Die Kleinsten folgen mit dem Finger den Bildern und singen dabei mit. Musikpädagogen (und vielleicht auch Musikpädagoginnen, das habe ich nicht herausgefunden) empfehlen dieses Buch, denn „es vermittelt ein erstes Notenverständnis regt zum Singen an fördert die Sprachentwicklung“.

So ganz kann ich das nicht nachvollziehen. Hier mal ein Beispiel aus dem Buch:

So ganz genau erkenne ich da nicht, was hoch geht und was nicht… Naja, mag sein, ich bin pingelig ;-)

Was mir gar nicht so gut gefällt ist, dass es keine Akkorde gibt, so dass man z. B. nicht einfach die Gitarre nehmen und das begleiten kann. Oder das Keyboard. Leider gibt es zu den bebilderten Notensätzen auch jeweils nur den Text für die 1. Strophe. Das finde ich schade.

Schön finde ich die Bilder, die zur Illustration und auch die über den Noten. Sehr hübsch, überall gibt es noch was zu entdecken (z. B. einen Wiedehopf, ich verrate jetzt nicht, wo).

Fazit: Stimmungsvoll; Verbesserungsideen für die nächste Auflage finde ich, siehe oben.

Lieder

  • Alle Jahre wieder
  • O Tannenbaum
  • Ihr Kinderlein kommet
  • Schneeflöckchen, Weißröckchen
  • Morgen, Kinder, wird’s was geben
  • Am Weihnachtsbaum die Lichter brennen
  • Lasst uns froh und munter sein
  • Jingle Bells
  • Stille Nacht, heilige Nacht
  • Leise rieselt der Schnee
  • Vom Himmel hoch, da komm ich her
  • O du fröhliche

Regine Altegoer (Illustration): „Mein liebster Liederschatz. Mini-Musiker“. Pappe mit Folie, ab 2 Jahre. Coppenrath 2021. 15,- EUR. ISBN 978-3-649-63874-2.

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Betriebsklima verstehen und verbessern

Happy to work here

BuchcoverEin gutes Betriebsklima wünscht sich vermutlich jede:r Arbeitnehmer:in. Für Unternehmen verspricht es motivierte Mitarbeitende und damit auch größeren Unternehmenserfolg. Doch was ist eigentlich ein gutes Betriebsklima? Wie befördert man es? Was sind Fallstricke? Diesen Fragen geht das erfahrene Autorenteam (u. a. Adrenalin Junkies & Formular Zombies) in diesem Buch nach.

Die Autor:innen beschreiben die unterschiedlichen Einflüsse auf das Betriebsklima, z. B. Kollektives Vertrauen, Visionen und Strategie, Sicherheit und Geborgenheit. Sie erläutern, was diese Begriffe bedeuten und an welchen Verhaltensweisen man sie festmachen kann. Für den Einflussfaktor „der gefühlte Wert von Menschen und Teams“ erläutern sie bzgl. der möglichen Verhaltensweisen, dass gegenseitiges Coachen normal ist und auch Manager mit anderen Managern derselben Ebene (ihrer Peer-Group) untereinander Teamverhalten zeigen. Ich merke, wie ich beim Lesen innerlich eine Checkliste abhake oder nicht, was mein eigenes Unternehmen anbelangt.

Top: Hin und wieder werden konkrete Beispiele aus der Praxis vorgestellt.

Kulturkiller

Spannend ist insbesondere das Kapitel zu den negativen Einflusskräften auf das Betriebsklima. Hier stellt das Autorenteam 27 (!) solcher Kulturkiller in Form von unausgesprochenen Regeln vor, z. B.

    • „Interner Wettbewerb macht uns fitter“,
    • „Es gibt keine Fehler im Management, nur Fehler bei den Untergebenen“ oder
    • „Politischer Vorteil ist wichtiger als die Erledigung nützlicher Dinge“.

Wie man diesen schädlichen Regeln den Garaus macht, wird auch gleich mitgeliefert. Achtung SPOILER: Ans Tageslicht bringen und ansprechen!
Zum Abschluss geht es darum, den Wandel zu einem besseren Betriebsklima einzuleiten. Ein Beispiel: Ein Kulturquiz unterstützt eine erste Einschätzung, wie es um die aktuelle Gesundheit des Betriebsklimas steht.

Leseerlebnis

Insgesamt liest sich das Buch sehr fluffig und ist mit seinen ca. 150 Seiten auch zügig durchgelesen. Allerdings finde ich knapp 35,- EUR für den Umfang doch ziemlich happig. Wer sich bereits mit dem Thema Betriebsklima beschäftigt hat, wird zudem vermutlich wenig Neues finden.

Das Buch wird trotzdem einen Platz bei mir im Regal finden.

Fazit: Gut geschrieben, relativ teuer

Themen

  • Teil 1: Einflussfaktoren
  • Teil 2: Negative Kräfte
  • Teil 3: Positive Impulse
  • Kollektives Vertrauen
  • Visionen und Strategie
  • Sicherheit und Geborgenheit

Tom DeMarco, Peter Hruschka, Tim Lister, Steve McMenamin, James Robertson und Suzanne Robertson: „Happy to work here. Betriebsklima verstehen und verbessern“. Hanser 2021. 34,99 EUR. ISBN 978-3-446-46872-6

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Faltlogik mit Papier und Geist

Mathe kannste knicken

CoverVerbindet man beim Lernen Feinmotorik, geistiges und kreatives Tun, fördert dies das ganzheitliche Lernen. Und es macht Spaß!
Dieses Buch tut genau das. Es stellt mit Hilfe von Faltobjekten mathematische Einsichten vor, untersucht die Konstruktion mit mathematischen Hilfsmitteln und regt an, nebenbei ganz praktische Modelle zu basteln.

Zielgruppe für das Buch sind Lehrende und Lehramtsstudis, die Mathematik anschaulich vermitteln möchten. Dabei gibt es weniger fertige Übungsaufgaben als vielmehr einen Einblick in die Bandbreite der Möglichkeiten, immer anhand von „begreifbaren“ Beispielen. Bei den vorgestellten Faltungen wird die Richtigkeit der Konstruktionen mit unterschiedlichen mathematischen Hilfsmitteln untersucht, wobei auch Begründen und Beweisen eine zentrale Rolle spielen.

Das Buch fängt sehr einfach an. Von Dreiecken zu Quadraten und Rechtecken geht die Reise zu regelmäßigen Vielecken. Auch in den 3D-Raum führt der Weg: Reguläre Körper kann man selbst herstellen! (Besonderer) Würfel, Quader, Tetraeder, Pyramiden. Wie cool ist das denn?

Abstraktere Themen wie Kongruenz, Spiegelung, Strecken- und Flächenverhältnisse und die irrationale √ 2 werden mit Faltfiguren dargestellt. Und noch viel mehr. Die Erläuterungen sind – mit etwas Gefühl für Mathematik – gut verständlich.

Warum Papierfalten?
Das Falten von Papier bietet eine faszinierende Herangehensweise an mathematische Inhalte, fördert die (mathematische) Kreativität und nutzt die Vorteile beim Zusammenspiel von Hand und Kopf. Es entstehen verschiedene interessante Faltobjekte, was ja als „Nebenprodukt“ der mathematischen Gedankenwelt auch einfach sehr schön ist.

Beim eigenhändigen Falten von Papier entwickelt man (automatisch) exaktes Arbeiten, Feinmotorik, Vorstellungsvermögen und Selbstvertrauen. Papierfalten ist also, wie man hier feststellen kann, eine sinnvolle Freizeitgestaltung. Im Unterschied zur reinen Lehre des Origami (ori-falten, kami-Papier) wird hier neben dem Falten noch das Schneiden und Kleben erlaubt. So verbinden sich bei dieser geometrischen, spielerischen Gedankenwelt die Begriffe Origami und Mathematics zu Mathegami (oder Origamics). Ganz im Sinne: Mathe kannste knicken!

Fazit: Schönes Anwendungsbeispiel für Geometrie; für Interessierte geeignet. Kein einfaches Papierfaltbuch, falls es nur um die Figuren geht.

Themen u. a.

  • Regelmäßige Vielecke und Rhomben
  • Reguläre Körper
  • Tetraeder und Pyramiden
  • Verhältnisse verschiedener Figuren zueinander
  • Der Goldene Schnitt
  • Begründen und Beweisen
  • Warum entstehen beim Falten Geraden?
  • Origami bzw. Origamics
  • Figuren
    • Faltgeraden
    • Ein kleiner Schwan
    • Dreieck- / Quadratpuzzle
    • Vom Grashalm zur Blume zum Vogel
    • Päckchen (mit geometrischen Betrachtungen)
    • Kolumbuswürfel

Michael Schmitz: „Mathe kannste knicken. Kreativer und aktivierender Mathematikunterricht mit Papierfalten“. Hanser 2021. 19,99 EUR. ISBN 978-3-446-46940-2.

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Waldfotografie: Magische Fotos

Wälder fotografieren

CoverBaumbilder aus dem InhaltsverzeichnisWahrscheinlich kennst Du das: Du gehst einen alten Wald, es ist dunkel, mystisch. Wie im Urwald. Wälder faszinieren uns Menschen.

Allerdings: So überwältigend die Wälder und Bäume auch aussehen, so schwierig ist es, das in einem Foto abzubilden. Das sieht dann oft eher chaotisch aus. Mist. Das will ich besser können!

Dafür ist das Buch gemacht, es versichert mir erstmal: Keine Sorge, es liegt nicht an Dir! Denn: Von allen Formen der Landschaftsfotografie ist die Waldfotografie wohl die schwierigste. Mit ein bisschen Unterstützung kannst Du allerdings was daran ändern.

Baumbilder aus dem InhaltsverzeichnisDas Buch hilft auf jeden Fall dabei. Man bekommt einen schärferen Blick für außergewöhnliche Waldmotive, lernt Lichtstimmungen und Farben zu sehen und einzufangen. Durch Bildbearbeitung können schließlich die Ergebnisse noch intensiver werden. Auf dem Weg von der Bildidee über erste Erkundungen „on Location“ bis hin zur Aufnahme und Nachbearbeitung nimmt das Buch Schritt für Schritt die Leser:innen mit.

Auch wenn nach Misserfolgen die Motivation futsch ist, kann man sie mit ein bisschen Blättern und Nachlesen im Buch wieder rauskitzeln. Bei manchen Bildern kann man dem Entstehungsprozess am Beispiel folgen, von durchschnittlichen oder langweiligen Bildern hin zu einem beeindruckenden Ergebnis.

Baumbilder aus dem InhaltsverzeichnisDie beiden Autor:innen fotografieren offensichtlich leidenschaftlich gern. Ellen Borggreve und Daniël Laan haben sich auf die Fotografie von Wäldern spezialisiert und verraten ihre Tricks, um zu ausdrucksstarken und magischen Bildern zu kommen. Als Leserin bekomme ich auch Anregungen dafür, wie ich meinen eigenen Stil entwickle. Nachmachen ist was für Anfänger:innen, ein einzigartiger Blick ist viel schöner :-)

Baumbilder aus dem InhaltsverzeichnisNach der Lektüre dieses Buches werden die fotografierten Waldlandschaften dann vielleicht endlich öfter aussehen wie in natura – OK, Ausprobieren und Üben gehört da auch noch dazu…

Das Buch ist viel schöner als übliche Sachliteratur und Fotoratgeber; nicht nur visuell, sondern auch der Stil. Es ist voller Stimmung und Atmosphäre, dabei eine Fundgrube für Informationen zum Entstehen von tollen Fotos. Eine sehr ansprechende Mischung. Auch die B-Note überzeugt, mit quadratischem Format und Lesebändchen. Bevor es in die Tiefen der Nachbearbeitung, d. h. der Grafiksoftware eintaucht, geht es erst mal um das Wichtigste: Das Motiv, die Suche danach und das Einfangen des Rohmaterials.

Fazit: Handwerkszeug für emotionale Fotos; stimmungsvoll und lehrreich. Absolut geschenktauglich!

Themen

  • Wald- und Parzellentypen, Bäume auf Satellitenbildern
  • Wetter und Jahreszeiten
  • Geschichten erzählen
  • Frustration & Inspiration
  • Ausrüstung und Kamera
  • Apps und Websites
  • Software, Plug-Ins, Tools (Photoshop und ergänzende Tools)
  • Kontrast, Komposition, Format
  • Lichteffekte
  • Hübsch machen: Abwedeln, Vignettierung, Lichter verstärken
  • Raw-Dateien
  • Bilder archivieren und teilen
  • Fallbeispiel: Planung, Reise, Nachbearbeitung

Ellen Borggreve und Daniël Laan: „Praxisbuch Wälder fotografieren. Stimmungsvolle und märchenhafte Fotos zu jeder Jahreszeit“. dpunkt 2021. 32,90 EUR. ISBN 978-3-86490-813-2.

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Kompaktes Kompendium für Web-Texter:innen

Praxis Online-Texten

Cover

Was ist beim Online-Texten zu beachten, um die Zielgruppe bestmöglich zu erreichen? Das ist die Kernfrage, auf die dieses Buch antwortet.

Der Autor ist gelernter Journalist, und das merkt man. Er liefert Infos zu unterschiedlichen Formaten wie Webseiten, Blogs, Social Media und E-Mail-Newsletter. Er schlägt den Bogen von Grundlagen bis zur konkreten Ausformulierung. Anhand der Toolbox sowie zahlreicher Beispiele verdeutlicht er, wie Textaufbau im Internet gut gelingt.

Eine Menge Online-Schreiberlinge orientieren sich häufig noch an traditionellen Publikationsformaten. Dabei müssen Texte online völlig anders konzipiert, geschrieben und umgesetzt werden. Sonst transport sich sich die beabsichtigte Botschaft nicht. Hier werden dementsprechend auch relevante Parameter für gutes Texte wie Alter, Leseverhalten, Erwartung der Leser:innen, aber auch technische Rahmenbedingungen und Möglichkeiten berücksichtigt.

Die Inhalte sind klug zusammengestellt. Klare Empfehlungen zum praktischen Tun sind ebenso enthalten wie Warnungen vor veralteteten Strategien z. B. für SEO. Zu den meisten Themen im Buch werden auch direkt einige Tools genannt und vorgestellt. U. a. gibt es da Onlinehelferlein, mit denen man Texte prüfen kann (nach verschiedenen Kriterien, Verständlichkeit, Lesbarkeit…).

Was mir nicht gefällt: WDF*IDF bzw. TF*IDF fällt mir beim Lesen des Abschnitts zu SEO ins Auge. Kennst Du nicht? Dann geht’s Dir wie mir. Eine Erläuterung dazu habe ich vermisst. (Lies mal den Link hinter dem Wort, da steht’s erklärt.)

Nun gut, wahrscheinlich nur ein Flüchtigkeitsfehler, denn der Rest vom Buch ist handwerklich sauber :)

Fazit: Alle wichtigen Themen zusammengesammelt und kurz & gut erläutert. Aktuell und fundiert.

Themen

  • Unterschiede zwischen Print und Onlinetexten
  • Headline
  • Teaser
  • Keywords
  • SEO & Co.
  • Blogs, Unternehmenswebsites, …

Dominik Ruisinger: „Praxis Online-Texten. Der Leitfaden für Webseiten, Blogs, Social Media und E-Mail-Newsletter“. Schäffer-Pöschel 2021. 24,95 EUR. ISBN 978-3-7910-5229-8.

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Erfolgreiche Digital-Marketing-Strategien in einer Privacy-First-Ära

Von data-driven zu people-based Marketing

BuchcoverIn Zeiten der DSGVO ist es für viele Unternehmen schwieriger geworden, ihre Werbebotschaften datenschutzkonform und zielgenau an die richtige Person zu bekommen. Das Buch unterstützt Unternehmen dabei, diese Transformation von den rein datenbasierten zu einer datenschutzkonformen „people-based“ Marketingstrategie durchzuführen.

Der Autor beschreibt nüchtern und sehr sortiert die verschiedenen Aspekte des people-based Marketings, angefangen von Customer Journeys über die kanalübergreifende Datensammlung bis hin zu technischen Fragestellungen wie z. B. dem Einsatz einer Consent Management Platform.

Top: Gleich zu Beginn wird anhand eines konkreten, bebilderten Beispiels erklärt, wie sich people-based Marketing aus Kundensicht anfühlt. Ich fühle mich von Anfang an gut mitgenommen, auch ohne großes Marketing-KnowHow.

Fachwörter werden bei ihrem ersten Auftreten direkt kurz erläutert – so mag ich das. Ein zusätzliches Glossar würde dem Buch aber noch gut stehen.

Die Grafiken sind schlicht, aber funktional und helfen beim Verstehen enorm. Wenn ich mir etwas für die nächste Auflage wünschen würde, wäre das eine kritische Überprüfung der Infografiken. Dem einen oder anderen Bild hätte eine Legende gut getan. Beispielsweise werden auf einer Seite Kästen bzw. Balken in weiß, hell- und dunkelgrau dargestellt. Das Weiß erschließt sich mir noch, die anderen beiden Farben nicht.

Fazit: Fachlich fundiert, gut geschrieben mit Tiefgang

Themen

  • Customer Centricity, z. B. Personas, Customer Journeys, Touchpoints
  • Daten, z. B. Datensammlung und -auswertung, Cookies, Fingerprinting
  • Technologie, z. B. Customer Data Plattform, Consent Management
  • Zusammenführung und Anwendung, z. B. Inbound, Automation, Künstliche Intelligenz

Marco Hassler: „Von data-driven zu people-based Marketing“. mitp 2021. 29,99 EUR. ISBN 978-3-7475-0065-1

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Der Blick aus dem All: Wie schön es ist!

Von oben

CoverMontags im Web: Das „Satellitenbild der Woche„.

Das ist die erste Kolumne, die das Wissenschaftsressort der Website spiegel.de online hatte. Jetzt also auch als Buch: Spannend, voller Geschichten, mit Fernwehfaktor. Und für die Momente, die man gern offline verbringt. Wenn man das Buch aufklappt, sieht man die ganze Welt. Auf der Karte in den Buchdeckeln sind die Orte markiert, die im Buch gezeigt werden. Die Seitenzahlen stehen auch mit dran: Sehr, sehr lesefreundlich :-)

Worum geht es?

Traumhaft schöne Orte, sturmumtobte Inseln, Flüsse, Meere, Metropolen, Bauten. Wüsten und Verwüstung, verborgene Raketenfabriken, Umweltzerstörung, menschliche Eingriffe in Natur und Landschaft. Spuren von Vulkanen und Erdbeben, Lavaseen und Naturhäfen. Zu den Bildern gibt es jeweils einen Text, der Fakten liefert, das Erkennen erleichert (vor allem bei Falschfarbenbildern) und Geschichten erzählt.

Tarawa, Atoll im Pazifik

Was ist die Intention? Wir können nur schützen, was wir kennen, was uns zur Schönheit und Verletzlichkeit unseres Planeten führt. Die Bilder zeigen, wie gefährdet die Schönheit unseres Planeten in vielen Gegenden schon ist. Eine ganze Flotte von Satelliten hat heute jeden Winkel unserer Erde im Blick.

Zu Beginn gibt der „nächste Raumfahrer“ aus Deutschland, Matthias Maurer, den Leser:innen sein Geleitwort mit auf den Weg. Das gefällt mir. „Um die Erde zu schützen, dürfen wir sie nicht nur bestaunen. Wir müssen auch, jeder auf seine Art, in diesem Sinne handeln. Auch daran soll dieses Buch erinnern.“ (Matthias Maurer)

Irritiert hat mich das Vorwort der Herausgeber, in dem aufgelistet wird, wer so alles an dem Buch mitgearbeitet (mitgetextet) hat: „Dass die Reakturinnen Julia Merlot, Julia Köppe und Susanne Götze […] nicht auf dem Cover stehen, liegt eher an Platzgründen.“ Nun, ich sehe auf dem Cover noch MASSIG Platz, um weitere drei Namen unterzubringen; das Buchformat ist schließlich größer als ein Din-A5-Blatt. Hier mein Tipp: Kleinere Fonts, hellere Schriftfarbe für die Autor:innen-Namen, voilà :-)

Fazit: Optisch faszinierend, garniert mit einer gut verdaulichen Menge an Infos; geschenktauglich, regt zum Nachdenken & Träumen an.

Themen

  • Stadt, Land, Fluss
  • 7 Weltmeere
  • Schönste Orte
  • Gefahr!
  • Wie der Mensch die Erde prägt

Jörg Römer und Christoph Seidler (Hrsg.): „Von oben. Die schönsten Geschichten, die Satellitenbilder über die Erde und uns Menschen erzählen“. Deutsche Verlags-Anstalt DVA 2021. 24,- EUR (D) / 24,70 EUR (A) / 33,90 CHF (Schweiz). ISBN 978-3-421-04891-2.

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„Ich bin für eine Weile nicht auf dem Planeten. Zurück im Mai“

Die lange Reise

Cover„Ich bin für eine Weile nicht auf dem Planeten. Zurück im Mai“ lautet die Abwesenheitsnotiz von Samantha Cristoforetti. Sie ist mal eben weg, für 200 Tage auf der ISS. Bis die Ingenieurin und Pilotin endlich im Orbit ankommt, war es allerdings ein langer Weg. Sehr lang.

Mit Wissbegier, Beharrlichkeit und etwas Glück absolvierte sie die anspruchsvolle Ausbildung. Von Nov. 2014 bis Jun. 2015 war sie mit 5 weiteren Astronaut:innen auf der Internationalen Raumstation (ISS). Von den Lehrjahren über die Zeit im All bis hin zur Rückkehr auf die Erde erzählt sie auf sehr persönliche Weise. Man sitzt ihr quasi auf der Schulter und bekommt alles hautnah mit.

Dabei erfährt man eine Menge: Welche Gedanken begleiten die letzten Stunden vor dem Abflug? Womit entspannt man sich nach einem langen Arbeitstag auf der Raumstation? Wie fängt man einen Raumtransporter ein? Wie ist es so im Team? Ja, auch: Wie ist das mit den Pinkelpausen oder dem Duschen?

Was mir nicht so gefällt… Die Überschriften sind ein bisschen wie Logbucheinträge: Ort, Datum. Sonst verrät der Titel vom Kapitel nix. Das ist zwar dramaturgisch nachvollziehbar, ich hätte es aber vorgezogen, wenn die Titel etwas mehr vom Inhalt verraten hätten, also um was es geht. So, das war jetzt Jammern auf hohem Niveau.

Ein anderer Punkt bekommt eine deutlichere Änderungsempfehlung für die nächste Auflage: Die Illustrationen, die die Station anschaulich darstellen, sind ganz hinten im Buch. Und ich habe erst auf Seite 466 gecheckt, dass es überhaupt Illustrationen gibt. Bis dahin hatte ich nur 1 Zettel gesehen, die handgeschriebenen Notizen zur Prüfungsvorbereitung auf Seite 222. Schade! Zur Orientierung wäre ich gern früher drauf hingewiesen worden (z. B. im Vorwort).

Gut ist, dass es ein Glossar gibt, bei den englischen und russischen Abkürzungen kann man doch mal den Überblick verlieren. Insgesamt finde ich, dass sich das Buch sehr leicht liest (es ist sogar gekennzeichnet, wenn technischere Inhalte kommen, so dass man darüber hinweg blättern kann, wenn man möchte).

Dankbar bin ich für die Tipps, die mir jenseits der Reisegeschichte das Leben erleichtern. Zum einen die Regeln zum Umgang mit Presse und Fernsehen: „Verliere nicht die Geduld. Sag nur, was du wirklich weißt. Diskutiere nicht über Tagespolitik. Rede nicht über dein Privatleben und deine Familie.“

Zum andern das Prinzip: Train hard, fight easy. Das bedeutet, dass man sich auf alle erdenklichen Missgeschicke, seltene Unglücksfälle und minimal wahrscheinlichen Pechsträhnen intensiv vorbereitet. Um es dann im Ernstfall viel leichter zu haben und auch kritische Situationen sehr gut meistern zu können – handwerklich wie mental.

Die Autorin

Samantha Cristoforetti ist 1977 in Mailand geboren worden. Sie studierte Luft- und Raumfahrttechnik an der TU München. Beim Auswahlverfahren der ESA setzte sie sich gegen mehr als 8.400 Bewerber durch und wurde 2009 als einzige Frau unter sechs neuen Astronauten, darunter auch Alexander Gerst, ins Europäische Astronautenkorps berufen. Sie spricht Italienisch, Englisch, Deutsch, Französisch und Russisch und arbeitet im Astronautenzentrum der ESA in Köln.

Fazit: Beeindruckend und inspirierend.

Stationen auf dem Weg „nach oben“:

  • Flugplatz
  • Space Center
  • Sternenstädtchen / Russland
  • Houston
  • Noginsk
  • Baikonur
  • Kosmodrom
  • Sojus
  • ISS
  • Namibia

Samantha Cristoforetti: „Die lange Reise. Tagebuch einer Astronautin“. Penguin 2019. 24,- EUR (D) / 24,70 EUR (A). ISBN 978-3-328-60103-6.
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Schrittweise zu Content, der das Ziel erreicht

Ein Arbeitsbuch für Content-Marketing

BuchcoverWie auch schon in der ersten Auflage – von Maria bereits rezensiert – ist das Buch als Leitfaden angelegt und soll der geneigten Leserin Schritt für Schritt bei der Erstellung und Umsetzung einer eigenen Content-Marketing-Strategie helfen.

Am Anfang wird zunächst geklärt, wieso ich das als Unternehmen überhaupt machen sollte. Aufbauend darauf wird die Planung, die Erstellung, Distribution und Erfolgsmessung der Strategie beschrieben. Jedes Thema wird dabei zunächst erläutert und mit konkreten Beispielen aus der Praxis verständlich gemacht. Im Anschluss erfolgt eine „Challenge“, die es mit dem erworbenen Wissen zu meistern gilt. Im ganzen Buch verteilt, gibt es immer wieder Raum für eigene Notizen und jede Menge Checklisten. Den Abschluss bildet ein Glossar.

Die Autorin vermittelt ihr Wissen in einem lockeren Plauderton. Für meinen Geschmack ist der Plauderton stellenweise übertrieben, z. B. wenn ich zum 5. Mal daran erinnert werde, dass ich den Raum für Notizen unbedingt nutzen sollte oder wenn spontan irgendwelche englischen Begriffe genutzt werden, weil – ja warum eigentlich? Dass der englische Begriff „Content“ häufig vorkommt, finde ich fein. Aber warum „word-of-mouth“ anstatt „Mundpropaganda“?

Eine Sache nervt mich ziemlich: Viele Begriffe werden benutzt, aber zunächst nicht erläutert. Die Erläuterung erfolgt meist viel später. Auch erst sehr spät werde ich auf das Glossar hingewiesen. Für eine der nächsten Auflage würde ich empfehlen, dies zu ändern.

Inhaltlich steckt in den knapp 350 Seiten eine Menge drin. Sowohl theoretische Modelle (bspw. FISH-Content-Modell, Hero-Hub-Help-Modell) als auch gute Erläuterungen zur Theorie sowie praktische Tipps (z. B. Bilddatenbanken für kostenlose Bilder).

Eine Sache fand ich etwas praxisfremd: Das Credo des Buches ist es, dass Content an der Nützlichkeit für die Leserin ausgerichtet sein sollte. Falls also der Vorstand des Unternehmens sein Lieblingsthema – ohne Blick auf die Leserin – platzieren will, solle man das nicht veröffentlichen. Da hätte ich mir wenigstens den Hinweis darauf gewünscht, dass man ihn mit Hilfe des Buches überzeugen könne, dass das keine gute Idee ist. Ansonsten ist man vermutlich seinen Job schneller los als man „Content-Marketing-Strategie“ sagen kann ;-).

Fazit: Steckt viel drin, Marketing-Newbies sollten unbedingt das Glossar frühzeitig konsultieren.

Themen

  • Vorbereitung: Marke, Ziele und Zielgruppen
  • Content-Planung: Themenfindung, richtiger Content und Ressourcen
  • Content-Erstellung: SEO, Webtext und Visual Content
  • Content-Distribution: Mediatypen und Distributionskanäle
  • Content-Erfolg: Messen, Analysieren und Optimieren

Ines Eschbacher: „Content Marketing – Das Workbook (2. Auflage)“. mitp 2021. 22,- EUR. ISBN 978-3-74750-413-0.

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Mehr aus dem Hirn rausholen bei weniger Stress

Kopf frei!

CoverNein. Es geht nicht um Selbstoptimierung. Es geht um einen schlauen Umgang mit der eigenen Denkfähigkeit.

Unser stressiger Alltag ist voll von Störungen: Infos prasseln ständig auf uns ein und verstopfen unseren Kopf, Emails und (soziale) Medien lenken uns permanent ab. So wird das Denken oberflächlich. Und unser Seele fühlt sich ausgepowert, wir werden fahrig und machen Fehler. Die Aufmerksamkeit für das, was wirklich wichtig ist, geht futsch.

Das Buch greift die Folgen auf: Überlastung und Konzentrationsverlust. Der Autor präsentiert seine (wissenschaftlich untermauerten) Erfahrungen, mit denen sich Konzentration, Kreativität und Aufmerksamkeit verbessern lassen.

Zunächst wird erklärt, was die Digitalisierung und die steigende Informationsflut mit uns macht. Ich erfahre, warum mein Gehirn mit komplexen Herausforderungen schnell überfordert ist. Der Wissenschaftler verrät mir, wie man die eigene Aufmerksamkeit – das ist der Schlüssel zu allem anderen – besser steuern kann. Er liefert Impulse, Übungen und Empfehlungen, wie ich mit dauernder Reizüberflutung, Multitasking und digitalem Stress umgehen kann.

So lerne ich, wie ich meine Wahrnehmung schärfe, das Gedächtnis verbessere und Konzentration und Ruhe wieder finde. Vor allem stille Momente haben magische Fähigkeiten, nicht nur um kreativen Ideen näher zu kommen.

Der Autor ist Neurologe, praktizierender Psychiater und Prof. Und dieses Wissen bringt er hier ein. Geschrieben ist das anschaulich und unterhaltsam. Auch wenn ich am Anfang dachte, dass der Typ etwas selbstverliebt ist. Falsch gedacht, ich hatte mir nur nicht die Zeit (und Offenheit) genommen, mich auf den Stil einzulassen. Beispiel gefällig? „Möglicherweise kann ich Ihnen nämlich helfen, Ihren Kopf wieder »frei «zu bekommen. Keine Sorge, rein anatomisch bleibt alles an seinem Platz.“ Wirkte auf mich erst mal effektheischend, seine Kompetenz hat mich dann schnell versöhnt. Besonders gut haben mir am Ende zwei Dinge gefallen: Der Blick in die Zukunft ist zuversichtlich. Ein erwachsenes Wort ist abschließend an Eltern gerichtet, die wirklich viel zu einem stabilen Fundament der neurologischen Entwicklung der Kids beitragen können.

Fazit: Fundiert, Tipps einfach auszuprobieren und doch herausfordernd (gegrüßt sei mein Schweinehund)

Themen

  • Aufmerksamkeit macht klug
  • Information Overload
  • Fehler vermeiden
  • Impulskontrolle (!)
  • Entspannung
  • Kreativität und Ideen
  • Gut entscheiden
  • Die verlorene Zeit
  • „Zerstreuung“ und Abschweifen: Wendung nach innen
  • Kinder denken
  • Ausblick auf die Zukunft

Prof. Dr. Volker Busch: „Kopf frei! Wie Sie Klarheit, Konzentration und Kreativität gewinnen. Im digitalen Alltag leistungsfähig und gesund bleiben“. Droemer Knaur 2021. 18,- EUR. ISBN 978-3-426-27865-9.

Wissenschaftliche Arbeiten, Bücher, Artikel und noch mehr findet man unter
www.drvolkerbusch.de/publikationen

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Eher Programmierbuch als Informatikbuch

Alles, was du für Informatik brauchst

CoverDie Neuerscheinung will ein Nachschlagewerk für den Einstieg in die Informatik und ein Übungsbuch für das Programmieren sein. Soweit der Anspruch, den das Buch an sich selbst hat. „Alles, was du für Informatik brauchst“ und „Das Starterkit für angehende Programmierer“ (sic!) – das sind ja schon zwei große Themenbereiche.

Die Zielgruppe umfasst Schüler:innen bis hin zu Studis. Die außergewöhnliche Gestaltung im Design eines dicken linierten Notizbuchs mit Scribbles und Cartoons sorgt für Auflockerung. Ein paar Fragen, Multiple-Choice oder Lückentext o. ä. beenden die Kapitel.

Leider: Abzüge in der A-Note.

Fast hätte ich über die ersten einleitenden Abschnitte nicht weiter gelesen. Denn ich fand die Grundlagen zur Informatik nicht besonders gut dargestellt. Warum? Unter der Überschrift „Was ist Informatik“ finde ich in dem kurzen Abschnitt prominent den Satz „Ein Computer ist ein Gerät, das…“ Okay, es geht also bei Informatik im Wesentlichen um Geräte?! Vielleicht etwas kurz gedacht. Weiter: Eine Tabelle stellt gegenüber, was „Informatik ist“ und „nicht ist“. Hier sehe ich Informatik mit Programmieren gleichgesetzt. Muss mir nicht gefallen, ist mir jedenfalls zu eng gefasst; vielleicht passt das zum Lehrplan in den Schulen. Seufz. Ah, doch noch ein besserer Satz: „Informatik ist eine Form der Problemlösung.“ Da kommen wir der Sache näher. Ich lese also doch weiter.

Weiter geht es mit der Geschichte. Hier finde ich den ersten Computer der Welt: Colossus Mark I. Hmmmm, da gab’s doch vorher schon mal Zuses Z3. Solche absoluten Behauptungen, die eher eine Einschätzungsfrage sind (man kann auch an Babbage und Lovelace denken oder an das zahnradgesteuerte Stück Technik aus Antikythera), sollten nicht als Fakt da stehen.

Weiter im Text: Der Versuch, das Prinzip Input > Verarbeitung > Output zu erklären, geht m. E. daneben. Denn hier kommt der Autor auf die Analogie „Essen > Verdauen > Ausscheiden“. Und meine Assoziation ist sofort, Output ist wie Sch… ?!

Noch zwei Beispiele, diesmal zum Thema Dokumentation: Es gibt zwei Arten von Dokumentation, steht da geschrieben, nämlich „Kommentare und README-Dateien.“ Oooookay. Was ist mit Tickets, also Anforderungsbeschreibungen, Akzeptanzkriterien, technischen Entscheidungen zwischen Alternativen ….? Wieder etwas verkürzt und dabei als einzige Punkte formuliert. Hmpf.

Schade, denn gerade bei Büchern für den Nachwuchs sollte man doch klarer schreiben.

Und nun: Das Gute.

Ganz gut sind die Kapitel zu Scratch gelungen. Auch die Python-Kapitel sind OK. (Hier habe ich die Schwächen mal gnädig als lustiges Zitat eingeordnet: „Alpha-Tester sind meist Freunde von Programmierern oder andere vertrauenswürdige Personen.“ Soso.) Die Erklärungen zu HTML und CSS sind dagegen ein guter Einstieg.

Besonders gut: Es gibt einen Index (Stichwortverzeichnis) und ein Verzeichnis am Ende für ein paar Programmiersymbole (Symbole für gleich, ungleich usw.).

Empfehlung: Als Ideen für die nächste Auflage empfehle ich, die Anregungen oben zu überdenken. Vielleicht sollte bei der Übersetzung eine erfahrene IT-Person das Texten übernehmen. Vielleicht sollte man jemanden aus der Informatik involvieren, die oder der aus konzeptioneller Sicht eine andere Perspektive einbringt – das hier klingt für mich wie ein mir bekannter autodidaktisch gebildeter HandsOn-Programmierer mit angelesenem, aber nicht immer umfänglich bekanntem oder verstandenem Grundlagenwissen.

Fazit: Mittelprächtig

Themen

  • Computersysteme
  • Datenanalyse
  • Bugs, Bits und Bytes
  • Softwareentwicklung
  • Algorithmen
  • Programmierregeln
  • Scratch
  • Python
  • Webentwicklung, HTML, CSS

Grant Smith: „Big Fat Notebook – Alles, was du für Informatik brauchst. Das Starterkit für angehende Programmierer“. VERLAG 2021. 16,95 EUR (D) / 17,50 EUR (A). ISBN 978-3-7432-0980-0.

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Vitzig und vorbildlich

V – Das weibliche Geschlecht

CoverInhaltsseiteDas Buch ist nix für Verschüchterte – da wird schon sehr offen und auch mal frech formuliert. Gegen Männer? Nein, nur gegen dumme Vorurteile und Klischees.

Worum geht’s?

Für Viele ist das weibliche Geschlechtsorgan leider immer noch ein schambehaftetes Areal, dessen Existenz am liebsten im Verborgenen gehalten werden sollte und dem die passive Rolle beim Sex zugeschrieben wird.

Die Vulva wurde viel herumgeschubst, ihr wurden im Laufe der Zeit mehr gegensätzliche Eigenschaften und Fähigkeiten nachgesagt, als sie Nervenenden besitzt. Das muss sich ändern!

Die Autorinnen kämpfen für mehr Akzeptanz. Sie schaffen mit ihrem Buch ein positives Bewusstsein für das weibliche Geschlechtsteil und Geschlecht. Dabei räumen sie endlich und gründlich mit alten, meist von Männern geschaffenen Vorurteilen auf.

Wie kam es geschichtlich dazu, dass die Vulva mit so viel Scham behaftet ist? Wie funktioniert sie? Und – mal ehrlich – WAS GENAU ist eigentlich die Vulva….?

Wieso ist weibliche Sexualität im gesellschaftlichen Bewusstsein ein zweischneidiges Schwert, das nur zwischen Schlampentum und Frigidität unterscheidet – oder bestenfalls einfach gar nicht zur Sprache kommt?

Mit einem Plädoyer dafür, angesichts all der Penis-Kritzeleien auf öffentlichen Toiletten längst überfällige Ergänzungen vorzunehmen: Eine (vielleicht doch ernst gemeinte) Anleitung, wie man eine Vulva kritzelt. Also sogar zwei, weil die sich ja unterscheiden, da würde ein Beispiel doch zu wenig sein. Ha!

Mit viel Witz, Charme und gnadenloser Offenheit, etwas rotzig (aber nie unter der Gürtellinie – Wortspiel…) zeigen die beiden Ladys hier, welch wunderbares Körperorgan jede Frau besitzt. Der Stil gefällt mir, z. B. im Abschnitt zum Tragen „freizügiger“ Kleidung (die es mir nur bei Frauen und Mädchen zu geben scheint…): „Wie paradox und unangenehm ist das denn, bitte?“

Humorvolle und naturgetreue Illustrationen, Interviews, Meinungsumfragen (nicht repräsentativ, dafür erhellend), Zitate und Fakten begleiten die Leser:innen vom Vorwort bis zum Literatur-, Filmtipp- und Linkverzeichnis.

Leider muss ich einen herben Abzug in der B-Note geben: Hell türkisfarbene Schrift auf weiß, wer soll das entspannt lesen können? Meine Augen nicht, das geht doch besser! :-)

Inhaltsseite

Mein Lieblingskapitel? Alle! Und außerdem das Kapitel, wofür sich Mädchen sicher nicht schämen müssen/sollen/(dürfen). Zitat: „Auf den folgenden Seiten findet ihr einige weibliche Probleme, die bitte umgehend aus der Welt geschafft werden müssen. Danke.“

Genau, Danke, Mädels!

Autorinnen

Josefine Britz und Iris Schmitt haben sich beim Studieren von Design- und Kommunikationsstrategie kennengelernt. Eher zufällig haben sie festgestellt, dass sie beide nicht nur unangenehme Erinnerungen an den Sexualkundeunterricht teilen, sondern ein weiteres Talent teilen – offen und ehrlich über vermeintlich Unangenehmes zu reden. Diese Stärke und der persönliche Drang nach einem schamlosen Umgang mit Themen rund um die Vielfältigkeit des weiblichen Geschlechts haben die beiden dazu inspiriert, das Konzept und damit das Buch als gemeinsame Masterarbeit zu schaffen. „V“ ist für beide eine echte Herzensangelegenheit: Mit Humor und Ehrlichkeit das weibliche*diverse Selbstbewusstsein in vielerlei Hinsicht zu stärken. Und das gelingt ihnen doch sehr gut, wie ich finde :-)

Fazit: Mutig, motiviert und sehr, sehr überfällig. Danke dafür!

Themen

  • V wie …
    • Vielfalt
    • Vulkan
    • Versuchung
    • Verständnis
    • Verwöhnen
    • Verkehr
    • Verhütung
    • Vibrator
    • Vagina und Vulva
  • Anatomie, Phänotypen (wie sieht’s denn nun „richtig“ aus?)
  • Haare, Gerüche, …
  • Hysterie (oder nicht)
  • Schämen (oder nicht)
  • Weiblicher Orgasmus
  • Selbstbefriedigung
  • Menstruation

Josefine Britz und Iris Schmitt: „V – Alles über das weibliche Geschlecht“. südwest 2021. 18,- EUR (D) / 18,50 EUR (A). ISBN 978-3-517-09975-0.

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Krake für Kinder und Kindgebliebene

Faszination Krake

CoverDer Ozean mit den Augen eines Kraken. Spoiler: Recheckig!

Schöne, realistische und zugleich phantastische Schwarzweißbilder. Viele Impulse: Was zum Ausmalen, Quatschgedichte, Literaturtipps, Filmtipps, Suchbilder, Kinderwitze.  Diese und weitere motivierende Stellen im Buch gefallen mir sehr gut. Da kann ich als Leserin z. B. selbst etwas über mich eintragen. Und dann: „Lies mal vor!“ Sowas alles…

Und der Inhalt?

Wow! Eine Vielfalt an Kraken, Kalmaren, Oktopussen, Tintenfischen, Sepien… soviele unterschiedliche Typen. Und das zeigt einem schon das erste Aufblättern. In den Umschlaginnenseiten zeigen Skizzen schon die verschiedenen (Celaphopoden-)Tiere.

Mir gefällt auch der frische Schreibstil: Mit Gendersternchen, also ein Buch auf aktuellem „Sprachniveau“. Und sonst? Die Texte wirken auf mich, als säße der Autor mit ein paar Kindern im Kaminzimmer. Ab und an schweift er beim Erzählen über Kraken immer wieder hierhin ab und dorthin ab. Ach ja… und wusstet Ihr eigentlich…? So lange, bis er dann doch früher als erwartet wieder beim Thema ankommt. Und das auf eine sehr warmherzige, atmosphärisch dichte Art und Weise. Große Sachliteratur für ein junges Publikum.

Eingestreut in die Fakten und Geschichten zum Kraken gibt es Fakten „für Schlauköpfe“, z. B. über eine riesige Wolke aus Alkohol im Zentrum der Milchstraße, die nach Rum und Himbeeren duftet. Anders als bei den üblichen Büchern war ich jedesmal neugierig, was mich auf der nächsten Seite erwartet. Nochmal: Wow!

Damit sind wir bei der Dramaturgie: Beim Umblättern kann ich unmöglich vorher ahnen, was auf der nächsten Seite kommt, ein Buch voller Überraschungen. Gerade war ich gedanklich noch bei Weltraumnebeln, da stellt sch mir der Autor erst mal persönlich vor (anhand seiner Kinderträume). Ein Feuerwerk an Wissensvermittlung. So präsentiert, dass ich mir viel davon einfach gut merken kann – denn es kommt überraschend und neu daher. Außerdem bekam ich immens Lust, ein paar Sachen noch durch eine eigene tiefere Recherche zu vertiefen. Kurbelt die Neugier an, macht wach und wissbegierig!

Zurück zum Inhalt: Was haben Ozean und Weltall gemeinsam? Wie sind Kraken und Menschen entstanden? Was genau sind Kopffüßer – und warum heißen die so komisch? Kraken sind die ältesten intelligenten Lebewesen unseres Planeten, sehr fremdartig. Ihre Fähigkeiten lassen uns staunen.

Schließlich noch das Äußere: Ein haptisches Cover mit fühlbarem goldenem Mond, vor dem ein großer Oktopus entspannt vorübergleitet. Das Buch weist eine robuste, schwere Qualität auf – ich stell mir das in einem Ohrensessel vor, in dem ich sitze und daraus vorlese.

Fazit: Wenn Du nur 1x im Leben 1 Kinderbuch verschenkst, könnte es ganz gut dieses sein!

Themen

  • Ozean
  • Weltall
  • Kopffüßer
  • Evolution
  • Genetik
  • Bionik
  • Intelligenz
  • Leuchttiere

Michael Stavarič und Michèle Ganser: „Faszination Krake. Wesen einer unbekannten Welt“. Leykam 2021. 25,- EUR. ISBN 978-3-7011-8202-2.

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Leben in der Stadt. Motive mit Menschen.

Streetfotografie

Cover Urbanes Leben, großen Metropole, besondere Plätze bieten viele Möglichkeiten. Alltagsszenen und Augenblicke mit der Kamera festhalten oder kleine Geschichten durch ein Bild erzählen. Auch im unmittelbaren Umfeld, sei es die Kleinstadt, das verschlafene Nest oder der Arbeitsalltag, finden sich für die Straßenfotografie ausreichend Gelegenheiten für authentische und ausdrucksstarke Fotos. Ihre Erfahrungen dazu teilt die Autorin und Fotografin in diesem Buch. Es besteht aus genau 3 Teilen: Einleitung (2 S.), Übungen (191 S.) und Fazit (1/2 S.) – 75 Übungen, um genau zu sein.

Der Schwerpunkt liegt eindeutig auf der Gestaltung und der Vorbereitung. Technische Details oder Tipps kommen nur ganz vereinzelt darin vor. Als Motiv steht der Mensch im Mittelpunkt. Dafür ist mir der Hinweis zu kurz gekommen, wann man die Protagonisten um Erlaubnis fragen muss, Stichwort: Recht am eigenen Bild. Es wäre schön, wenn die nächste Ausgabe dazu etwas mehr Hilfe geben würde (speziell auf Europa/Deutschland bezogen).

Lichtverhältnisse sehen und „auf die Lauer legen“, den richtigen Moment erkennen, schnell reagieren; um ein sauber komponiertes Bild zu bekommen, gehört alles das mit zum Handwerkszeug. Wer gezielt etwas ausprobieren möchte, findet im Stichwortverzeichnis die „Abkürzung“ zum Gesuchten.

Manches wiederholt sich ein bisschen in den Texten. Was sich auch nicht ganz vermeiden lässt, wenn jede Übung für sich stehen können soll.

Bei den Beispielbildern fehlte mir manchmal ein (ausführlicherer) erläuternder Text, weil mir nicht sofort ersichtlich war, wieso gerade dieses Bidl die Übung veranschaulicht. Oder weil ich mehr über die Entstehung des Bildes erfahren wollte, um die Übung besser selbst nachmachen zu können.

Tolle Ideen habe ich für ungewöhnliche Selfies für mich mitgenommen. Mein zweites Herzensthema sind dann jetzt wohl… Hände!

Fazit: Viele Anregungen, ein paar davon könnte man weglassen (zu ähnlich) und damit die nächste Auflage straffen. Ansonsten tolles Thema :-)

Themen

  • Straßenportraits
  • Ausdruck
  • Licht
  • Schatten / Silhouetten
  • Streiflicht
  • Abstraktion
  • Spannung
  • Bewegung
  • Komposition / kreative Ausschnitte
  • Farbe und Schwarzweiß

Valérie Jardin: „Streetfotografie. 75 Übungen für bessere Bilder“. dpunkt 2021. 29,90 EUR. ISBN 978-3-86490-832-3.

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In 80 Spielen durchs LOT

80 Spiele für Live-Oline-Trainings

CoverLive-Online-Trainings (LOT) erleben (offensichtlich) einen Boom. Virtuelle Lernformate können oft genau so reichhaltig und lebendig sein wie Face2Face-Veranstaltungen. Hier wie dort sorgen die Formate dafür, dass sich die Teilnehmer:innen kennenlernen, in Interaktion gehen, Themen bearbeiten. Dass gewiefte Anwendung, Auffrischungen und Wiederholungen das Gelernte vertiefen.

Virtuelle Vorreiter:innen und Praktiker:innen sind der Einladung gefolgt, ihre besten Übungen und Spiele zu beschreiben. 22 davon habe ich als persönliche Lieblingsübungen für mich markiert. Davon will ich mir jetzt nochmal 4 ansehen, mit denen ich meinen nächsten Workshop bestreiten könnte. Mal sehen, mal sehen…

In der vielfältigen Sammlung finden sich Spiele, die teilweise nur online funktionieren sowie klassische Übungen, die durch einen gewissen Dreh nun auch online durchgeführt werden können. Alle Beschreibungen sind kurz und gleichzeitig nachvollziehbar und sofort umsetzbar. Man erfährt jeweils auch etwas über Einsatzbereich, den Vorbereitungsaufwand, Anforderungen an die Plattform, Spielvarianten und bekommt weitere praktische Hinweise der Trainingsprofis.

Ein Beispiel: „Das weiße T-Shirt“ (Vorschlag von Evelyne Maaß und Karsten Ritschl). Hier üben die Teilnehmenden mit einem T-Shirt das improvisierte Geschichtenerzählen. Mit haptischem Anteil, der das Ganze eindrucksvoll macht.Wie genau, das steht im Buch ;-)

Fazit: Umfangreiche Werkzeugkiste für Gruppen, die sich online zusammenfinden. Praxis-bewährt.

Themen

  • Aktivierung für Zwischendurch
  • Abwechslung, Auflockerung, Bewegung
  • Feedback, Reflexion & Rückmeldungen
  • Gelerntes verankern
  • Kommunikation
  • Kooperation
  • und der passende Abschluss

Gert Schilling (Hrsg.): „80 Spiele fürs Live-Oline-Training. Von der Aktivierung bis zur Interaktion mit Tiefgang: Lebendige, sofort umsetzbare Übungen für virtuelle Lernformate“. managerSeminare 2021. 49,90 EUR. ISBN 978-3-95891-085-0.

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IT-Vorträge & Co. verdichtet visualisieren …

… und Gelesenes auch.

Sketchnotes in der IT

CoverDas ist das einzige Sketchnotebuch für den IT-Bereich, das ich kenne. Und es braucht Konkurrenz auch nicht zu fürchten. Es enthält, komplett aus der Perspektive der Arbeit in der IT eine vielfältige Einführung ins Sketchnoting für alle möglichen Einsatzbereiche. Alle Einsatzbereiche kann ich mir gut vorstellen (nur nicht die tägliche Arbeitsplanung, was an meinen persönlichen Präferenzen liegen mag).

Zuerst gibt es allgemeine Grundlagen: Aufbau des Buches, Definition von Sketchnotes, analoge und digitale Sketchnotes. Dann folgen genau die verschiedenen Settings, für die Sketchnotes eine gute Wahl sein können. Die Tipps, wie man niedrigschwellig anfängt und sich dann nach und nach steigern kann, haben mich überzeugt und können auch skeptische Neulinge leicht motivieren.

Die Materialtipps sind sehr kurz gehalten, allerdings absolut ausreichend, da findet man die wesentlichen Punkte (z. B. was brauchbare Stifte „können müssen“).

Toll:

Einige Symbolideen finde ich sehr passend, z. B. die Idee, wie man „Benutzbarkeit“ skizzieren kann. Sehr, sehr einfach sind auch die Zeichenanleitungen, schlicht und „unvermalbar“, alle als Schritt-für-Schritt-Abfolge dargestellt. Außerdem gefällt mir außerordentlich gut der Hinweis, wie man selbst auf weitere, eigenen Ideen kommt, u. a. mittels Anschmeißen der bewährten Googlemaschine (kleiner Spoiler, z. B. so: $begriff icon).

Nicht so toll:

Bei den Grafiken, die das jeweils im Text beschriebene veranschaulichen sollen, gab es einige wenige, die mir nicht gefallen haben. Warum? Es sind Abbildungen, bei denen zwar vermerkt ist, aus welchem Vortrag-Sketching sie stammen (mäßig interessant), aber nicht, was sie genau verdeutlichen sollen. Und im dazu gehörigen Abschnitt ist auch nicht auf die Abbildungsnummern referenziert. Hmpf. Die zweite Sache, die mir nicht gefällt, ist im Abschnitt „Vorbereitung“ zu Votragssketches zu finden. Da rät die Autorin tatsächlich: „… solltest du deinen digitalen Stift zur Hand haben.“ Im Ernst?! Wer da nicht selbst drauf kommt, wie soll er oder sie dann aus dem Vortrag in Echtzeit die wichtigsten Punkte herausfiltern können, um sie zu zeichnen? (Meine bescheidene Meinung zur Qualifikation und grundlegender kognitiven Voraussetzung …). Der Satz kann in der nächsten Auflage raus ;-)

Added Value:

Der Hinweis, dass man Sketchnote sehr gut teilen kann, so dass andere (z. B. Vortragsteilnehmende) auch was davon haben. Mein erster Gedanke: Sowas ist auch super zum Netzwerken geeignet :-)

Anders als andere „Protokolle“ sieht man sich solche verdichteten Infos, die visuell ansprechend sind, doch eher nochmal an, um sich das jeweilige Thema ins Gedächtnis zu rufen.

Autorin

Lisa-Maria Moritz ist Softwareentwicklerin. Sie arbeitet als Consultant im Bereich der Full-Stack-Entwicklung und interessiert sich auch für Softwarearchitektur. Seit einigen Jahren macht sie unter anderem bei Meetups und Konferenzen Sketchnotes, um das sich an das Gehörte besser erinnern zu können. Sie begleitet seit 2020 regelmäßig „Softwarearchitektur im Stream“ mit einer Sketchnote. Ihre Expertise merkt man dem Buch an. Online ist sie als teapot418 präsent, nach ihrem Lieblings-HTTP-Status-Code ist „418 – I’m a teapot“. In ihrem Blog kann man sich einen Eindruck verschaffen: www.sketchnotes.tech/blog

Fazit: Handwerklich erstklassig, in gut verständlichen Abschnitte dargestellt. Perfekte Länge. Auch für „Unkreative“ absolut machbar.

Themen

  • Sketchnotes von Vorträgen
    • Live
    • Aufgezeichnetes
  • Sketchnotes als Überblick über Schriftliches (Bücher, Blogs etc.)
  • Sketchnotes von Meetings
  • Symbolbibliothek

Lisa Maria Moritz: „Sketchnotes in der IT. Abstrakte Themen mit Leichtigkeit visualisieren“. dpunkt 2021. 22,90 EUR. ISBN 978-3-86490-830-9.

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